Faktencheck: Falschbehauptungen nach Pager-Explosionen
20. September 2024Am Dienstag und Mittwoch (17. und 18. September) explodierten Funkgeräte und Pager im Libanon. Mindestens 29 Menschen wurden getötet und etwa 2.800 Menschen verletzt. Ziel der Attacken waren offenbar Mitglieder der Hisbollah. Die vom Iran unterstützte Miliz macht derweil Israel für die Anschläge verantwortlich. Die Hisbollah selbst wird von den USA, Deutschland und mehreren sunnitischen arabischen Staaten als Terrororganisation eingestuft.
Nach den Explosionen wurden im Internet zahlreiche gefälschte Bilder, Videos und Behauptungen verbreitet. Das Faktencheck-Team der DW hat drei virale Behauptungen überprüft.
Sind im Libanon iPhones explodiert?
Behauptung: "Ein iPhone wurde auch im Libanon in die Luft gesprengt", schrieb ein Social-Media-Nutzer auf X (ehemals Twitter) und teilte ein Bild eines zerstörten iPhones, das inzwischen mehr als 800.000 Mal aufgerufen wurde.
DW Faktencheck: Falsch.
Eine Bilderrückwärtssuche zeigt, dass das Bild mehrere Jahr alt ist und nichts mit den aktuellen Vorfällen im Libanon zu tun hat. Das Bild stammt aus dem März 2021. Damals berichtete das ägyptische Nachrichtenportal Cairo24 über eine iPhone-Explosion in Maadi, Kairo. Bei dem Vorfall wurde laut dem Artikel ein Brand ausgelöst und ein Kind verletzt.
Haben explodierende Solaranlagen mehr als 500 Menschen verletzt?
Behauptung: "Libanon: Sabotierte Solarpaneele haben erhebliche elektrische Brände ausgelöst. Mehr als 500 Personen sind bisher verletzt worden", schrieb dieser Nutzer und teilte dazu ein Emoji einer israelischen Flagge. Darunter ist ein Bild mit brennenden Solaranlagen und einem Haus in Flammen zu sehen.
DW Faktencheck: Falsch.
Auch diese Behauptung ist falsch: Es gibt keine dokumentierten Fälle von explodierenden Solarzellen bei den aktuellen Angriffen im Libanon. Das Bild ist eine Collage aus zwei alten Bildern und hat nichts mit den aktuellen Geschehnissen zu tun.
Über eine Bilderrückwärtssuche finden wir beide Fotos: Das linke Bild, das brennende Solarmodule zeigt, geht auf einen X-Post von Februar 2020 zurück. In dem Beitrag teilte das US-amerikanische "Fire Safety Research Institute" einen Artikel über die Sicherheit von Photovoltaikanlagen und postete dabei dieses Foto.
Das zweite Bild zeigt ein brennendes Haus und stammt vonDezember 2020. Damals brannte ein Haus in Kanada.
Ist dieser Laptop am 19. September im Libanon explodiert?
Behauptung: "19-09-2024 - Explosion in Laptops", schrieb ein Social-Media-Nutzer auf X und postete ein Foto eines abgebrannten Laptops.
DW Faktencheck: Falsch.
Der Nutzer schrieb außerdem: "Der Mossad ist nicht zu stoppen" - und macht damit den israelischen Geheimdienst für die Explosionen von Pagern, Funkgeräten und nun angeblich auch Laptops verantwortlich. Bislang gibt es aber keinerlei Beweise dafür, dass Israel oder der Mossad für die Anschläge verantwortlich ist. Auch die Behauptung zu den explodierenden Laptops ist falsch.
Eine Bilderrückwärtssuchezeigt, dass das Bild des verkohlten Laptops mindestens auf das Jahr 2021 zurückgeht.
Im Libanon sind aktuellen Erkenntnissen zufolge also Pager und Walkie-Talkies explodiert und haben zahlreiche Menschen getötet und verletzt. Es gibt aber keine zuverlässigen Berichte darüber, dass auch Solaranlagen, Laptops, iPhones oder andere Elektrogeräte explodiert sind.
Adaption aus dem Englischen: Rayna Breuer