EZB setzt Athen die Pistole auf die Brust
26. März 2015Medienberichten zufolge hat die Europäische Zentralbank die griechischen Banken angewiesen, den in ihren Büchern geführten Bestand griechischer Schuldtitel nicht zu vergrößern. Das gelte auch für kurzfristige Geldmarktpapiere, sogenannte T-Bills.
Dafür gebe es zwei Gründe, meint Martin Faust von der Frankfurt School of Finance. "Zum einen hat sich die Situation in Griechenland in den letzten Wochen deutlich verschlechtert." Damit steige das Ausfallrisiko. "Zum anderen will die EZB den Druck auf die griechische Regierung erhöhen", sagt Faust gegenüber der Deutschen Welle.
Damit kappt die EZB eine wichtige Finanzierungsquelle für das hoch verschuldete Land. Gerade mit den T-Bills hat sich Athen in den letzten Monaten über Wasser gehalten. Dabei hänge die Laufzeit von den Marktgegebenheiten ab, sagt Bankenexperte Faust. Für Anleihen mit einer Laufzeit von einem oder zwei Monaten finde Griechenland eher Käufer, für längere Laufzeit würden Investoren viel höhere Zinsen verlangen, so Faust weiter.
Banken finanzieren mit T-Bills den Staat
Halter dieser Kurzläufer sind meistens griechische Banken. "Der griechische Staat gibt T-Bills aus, die die heimischen Banken kaufen und als Sicherheit bei der Notenbank hinterlegen, um an frisches Geld zu kommen", beschreibt Christoph Weil von der Commerzbank das Modell, wie Staat und Banken einander unter die Arme greifen.
Diesem Modell sind aber Grenzen gesetzt. So hat Griechenland mit den Geldgebern vereinbart, nicht mehr als 15 Milliarden Euro T-Bills zu verkaufen. Zudem müssen die als Sicherheit hinterlegten Kurzläufer nach dem Willen der EZB unter 3.5 Milliarden Euro bleiben. Nach Einschätzung von Christoph Weil dürften beide Limits erreicht sein. Bemühungen aus Athen, sie zu erhöhen, schlugen bisher fehl. So gesehen kam die EZB-Anweisung an griechische Banken nicht überraschend.
Staatspleite eine Frage von Wochen
Mit anderen Worten: Nun dürfen griechische Banken den eigenen Staat nicht mehr ohne weiteres stützen, und andere Investoren sind weit und breit nicht zu sehen. Also muss sich die neue Regierung um Alexis Tsipras schleunigst mit den Geldgebern einigen. Sonst sei es eine Frage der Wochen, bis Griechenland pleite gehe, prophezeit Christoph Weil. Zwar würden die Gehälter und Renten Ende März wohl noch ausgezahlt, ob jedoch ein am 9. April fälliger Kredit des Internationalen Währungsfonds von rund einer halben Milliarde Euro bedient werden kann, daran habe er Zweifel, sagt Weil im Gespräch mit der DW.
Um die nahende Staatspleite abzuwenden, müssen Griechenland und die anderen Euroländer bereits in den kommenden Tagen zu einer Lösung kommen. Bis dahin hält die EZB griechische Banken mit den sogenannten ELA-Krediten flüssig. ELA steht für Emergency Liquidity Assistance. Solche Kredite werden von den nationalen Notenbanken vergeben und bedürfen keinerlei Sicherheit.
Anfang Februar drehte die EZB den griechischen Banken den Geldhahn zu, indem sie griechische Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheiten für Kredite akzeptierte. Seitdem hebt sie die Obergrenze für die ELA-Kredite fast wöchentlich an. Zuletzt wurde der Rahmen für die Notkredite auf über 71 Milliarden Euro erweitert.