Exporteinbruch in China
13. Oktober 2016Mit einem solchen Einbruch hatten Experten nicht gerechnet. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt verliert auf Jahressicht in Dollar berechnet zehn Prozent bei ihren Ausfuhren. Bei den Einfuhren ist das Minus geringer, liegt aber nach den Angaben der chinesischen Zollverwaltung immer noch bei 1,9 Prozent. Volkswirte hatte mit einem Export-Rückgang von nur drei Prozent gerechnet.
Im August hatte eine Zunahme der Exporte noch Hoffnungen auf ein Ende der seit längerem währenden Flaute genährt. Erstmals seit fast zwei Jahren zogen im August die chinesischen Exporte wie auch die Importe an. Die neuen Zahlen zeigen, dass das nicht der Beginn einer wirklichen Erholung war.
"Unter Druck"
In den ersten neun Monaten des Jahres hat die chinesische Wirtschaft damit insgesamt 7,5 Prozent weniger exportiert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Importe gingen im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres sogar um 8,2 Prozent zurück.
Nach Einschätzung von Volkswirten geraten chinesische Hersteller zunehmend wegen steigender Löhne im Land unter Druck: "Die Wettbewerbssituation wird immer schwieriger", so der Pekinger Wirtschaftsprofessor Hu Xingdou. Immer mehr Produzenten würden wegen der Lohnsituation in andere Länder in Südostasien oder Indien ausweichen. Zudem zeige der gesunkene Import, wie schwach auch die Binnennachfrage in China selbst sei.
Hilfreich für die chinesische Wirtschaft ist lediglich der sinkende Yuan. Die chinesische Landeswährung wertet seit über einem Jahr ab. In Yuan gerechnet fällt das Export-Minus deshalb geringer aus als bei der Berechnung in Dollar.
Schwieriger Umbau
Die Führung in Peking will einen Umbau der chinesischen Wirtschaft erreichen – weg vom Ruf, "Werkbank der Welt" zu sein, hin zu technologisch innovativeren Unternehmen. Sie zielt in diesem Jahr auf ein Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent. Im letzten Jahr wuchs Chinas Wirtschaft um 6,9 Prozent, und das war bereits so wenig wie seit 25 Jahren nicht. Viele Experten halten es aber für zunehmend unwahrscheinlich, dass Peking der Umbau der Volkswirtschaft reibungslos gelingen wird. Probleme bereiten vor allem hohe Überkapazitäten und die Verschuldung vieler Unternehmen.
ar/ul (rtr, dpa, afp)