Expo 2005: Mehr Technik als Natur
11. April 2005Gleich am Eingang begrüßt eine hellgrün gekleidete Roboterdame die Besucher und beantwortet mehr schlecht als recht einfache Fragen auf Japanisch, Englisch oder Chinesisch. Außer der Empfangsdame mit ihren klimpernden Wimpern und sanften Gesichtszügen lässt Japan auch Putz- oder Kinderbetreuungsroboter auflaufen - und im Pavillon des größten japanischen Autobauers Toyota tanzen menschenähnliche Roboter, während andere mit flinken Fingern sogar auf Blechblas-Instrumenten musizieren.
Nase vorn
Japan hat bei der Entwicklung von menschenähnlichen Robotern weltweit bereits die Nase vorn und will nun offenbar den ganzen Markt erobern. Die Expo jedenfalls könnte der Auftakt sein. Bis zum Ende der Expo in einem halben Jahr erwarten die Organisatoren 15 Millionen Besucher, darunter 1,5 Millionen Ausländer. Und die Rechnung könnte aufgehen.
Abertausende strömen nach Aichi. Unter dem Motto "Weisheit der Natur" werden recht unterschiedliche Konzepte vorgestellt, wie der Mensch wieder im Einklang mit der Natur leben könnte, erläutert Expo-Sprecher Katsuke Manaka: "Im Jahrhundert haben wir die Umwelt zerstört, im 21. Jahrhundert müssen wir mit der Natur wieder zusammenkommen." Diese Expo sei eine gute Gelegenheit, die Kreativität wieder herauszufordern. Denn sie sei eine Möglichkeit, Mensch und Natur wieder zusammenzubringen.
Beispielhaft ist da der japanische Pavillon, der mit alternativen Energiequellen dafür sorgt, dass das außergewöhnliche Gebäude im Sommer nicht energieintensiv gekühlt werden muss. So könne die Natur mit neuen Ideen geschützt werden, meint Pavillonchef Soja Takagi. "Wir benutzen mehr alternative Energiequellen." Etwa Windenergie. Solarenenergie. Man könne viele Beispiele auf dieser Weltausstellung finden. Und viele Firmen trügen mit dazu bei, dass man die Augen für die Möglichkeiten der Zukunft öffne.
Hybrid-Antrieb und Bio-Lunge
Zwischen den beiden Expo-Geländen Nagakute und Seto verkehren Busse mit einem umweltfreundlichen Hybridantrieb. Gezeigt werden auch neue Recycling-Energiesysteme oder eine "Bio-Lunge", eine 150 Meter lange und zwölf Meter hohe Wand aus Pflanzen, die Kohlendioxid absorbiert und Sauerstoff erzeugt. Neben den aufwendigen Pavillons wirken einige kleinere Landesvertretungen wie schlichte Reisebüros.
Erstmals in der Expo-Geschichte präsentieren sich mit Deutschland und Frankreich zwei Nationen unter einem gemeinsamen Dach. In einem "Common House" wollen die beiden europäischen Nationen ihrer politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit veranschaulichen.
Achterbahn und Neuschwanstein
Dabei präsentiert Deutschland auf einer abenteuerlicher Achterbahnfahrt deutsche Hochtechnologie nach dem Vorbild der Natur. In tropfenförmigen Kabinen ruckeln die Neugierigen durch eine Höhlenlandschaft, sechs Minuten dauert diese Fahrt durch die deutschen Lande. Unter anderem schwimmen die High-Tech-Tropfen auf dem Rhein und passieren Neuschwanstein, die Loreley und die Alpen. "Das zeigt die Bilder, die die Japaner mit Deutschland verbinden und die vielleicht auch mal einen Anreiz bieten könnten, Deutschland auch zu bereisen", sagt Pavillonarchitekt Ulrich Liepsmeier.
Derweil informieren kurze Filmsequenzen über die Welt der Bionik - also die technische Nachahmung der Natur: Motorradfelgen sind der Baumstruktur nachempfunden, abgeknickte Flugzeugflügel erinnern an Adlerschwingen, Autolacke verfügen über den Selbstreinigungseffekt der Lotusblüte. "Man hat sehr viel von der Haihaut lernen können, und man konnte aus der Form des Pinguins sehr interessante strömungssichtliche Schlüsse ziehen", erklärt Lipsmeier.
Würste und Schnitzel
High Tech hin oder her: Bei den Japanern geht die Liebe vor allem durch den Magen. So erfreut sich das Pavillon-Restaurant im typisch süddeutschen Stil großer Beliebtheit: Umlagert sind die Souvenirstände, an denen Weizenbier, Marmelade oder Trockenbeereauslese verkauft werden. Und zwischen holzgetäfelten Wänden und gewaltige Ölschinken mit Wagner-Szenen kommen die japanischen Besucher allmählich der deutschen Küche näher. Würste, Kassler, Kartoffelpüree, Sauerkraut, Knödel, Schweinshaxen und Schnitzel. Hat man erst einmal den verwöhnten japanischen Gaumen erobert, dann kann man auch das Herz der Japaner für Deutschland gewinnen.