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Politik

Experten sagen Corona-Fake News den Kampf an

7. Mai 2020

Ärzte und Virologen fordern in einem offenen Brief einen wirksamen Schutz gegen Corona-Fehlinformationen im Internet. Falsche Infos über COVID-19 auf den großen Social-Media-Plattformen erschwerten ihnen die Arbeit.

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Deutschland | Coronavirus | Skulptur mit Mundschutz
Bild: picture-alliance/Daniel Kubirski

Die großen Social-Media-Konzerne wie Facebook, Google und Twitter müssten konsequenter gegen falsche Informationen und Gerüchte auf ihren Plattformen über das Coronavirus vorgehen, fordern mehr als 100 Ärzte und Gesundheitsexperten aus aller Welt in einem offenen Brief. Die bisherigen Maßnahmen gingen nicht weit genug, kritisieren sie als Erstunterzeichner des beim Kampagnen-Netzwerk Avaaz veröffentlichten Schreibens.

"Infodemie" und "Flutwelle" von Fake News

In dem Brief heißt es, man habe derzeit nicht nur mit der Pandemie zu tun, sondern auch mit einer weltweiten "Infodemie", also Fehlinformationen, die Menschenleben gefährdeten. Manche davon verbreiteten sich schneller als das Virus selbst. Als Beispiele genannt werden Berichte, die behaupten, dass Kokain ein Heilmittel sei oder dass wahlweise China oder die USA SARS-CoV-2 als Waffe entwickelt hätten. "Die Flutwelle an falschen und irreführenden Inhalten über das Coronavirus ist kein isolierter Ausbruch von Desinformation, sondern Teil eines globalen Problems", schreiben die Experten. 

Richtigstellungen und Anpassung der Algorithmen

Eine zentrale Forderung ist, dass Online-Plattformen Richtigstellungen veröffentlichen. "Das bedeutet, dass jede einzelne Person, die auf ihren Plattformen mit Gesundheits-Fehlinformationen in Berührung gekommen ist, gewarnt und benachrichtigt wird, und dass eine gut konzipierte und unabhängig überprüfte Korrektur angezeigt wird", heißt es in dem Schreiben.

In Deutschland wurde es unter anderem vom Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité und von Melanie Brinkmann, Professorin am Institut für Genetik an der Technischen Universität Braunschweig, unterzeichnet. Es sei wichtig, dass Menschen korrekte Angaben zur Einordnung bekommen und nicht wegen falscher Informationen leichtfertig Leben gefährden, betonte Brinkmann.

Die zweite Forderung ist, dass die Online-Plattformen ihre Empfehlungs-Algorithmen anpassen, um die Verbreitung falscher Informationen einzudämmen. Die Unternehmen müssten verhindern, dass Inhalte mit irreführenden Behauptungen noch mehr Leuten angezeigt werden, schreiben die Gesundheitsexperten. 

Avaaz war im April in einer Analyse von Facebook-Beiträgen zu dem Schluss gekommen, dass trotz Maßnahmen des Online-Netzwerks viele falsche Informationen ohne Warnhinweis auf der Plattform geblieben seien. Facebook benachrichtigt die Nutzer inzwischen, wenn sie bei dem Online-Netzwerk mit gefährlichen Falschinformationen rund um das Coronavirus interagiert haben. Es geht dabei um Beiträge, die entfernt wurden, weil sie Schaden anrichten könnten. Dabei wird ihnen Facebook zufolge allerdings nicht angezeigt, welche falschen Informationen genau den Hinweis ausgelöst haben.

qu/uh (dpa, Avaaz)