Expedition ins einsame Tibesti-Gebirge
100.000 Quadratkilometer einsame Weite, vulkanische Krater und mittendrin ein Kölner Geologe: Stefan Kröpelin hat mit seinem Team das Tibesti im nördlichen Tschad bereist, um die Klimageschichte der Sahara zu erforschen.
Das höchste Gebirge der Sahara
Mit seinen 3445 Metern ist das Tibesti das höchste Gebirge der Sahara. Über vier Wochen lang war ein sechsköpfiges Team der Universität Köln in dieser entlegenen Region unterwegs, die zu den am wenigsten erforschten der Welt gehört. Die wichtigsten Fragen der Wissenschaftler: Wie ist der moderne Mensch vor rund 100.000 Jahren nach Europa gelangt und welche Rolle spielte damals das Klima?
Ein Forschertraum wird wahr
Bis Ende der 1990er Jahre sei wegen der politischen Unruhen im Tschad an eine Expedition nicht zu denken gewesen, sagt Expeditionsleiter Stefan Kröpelin. Jahrzehntelang habe er auf diese Reise hingefiebert: "Da schicken wir eine Sonde 500 Millionen Kilometer auf einen Kometen, um Gesteinsproben zu entnehmen, aber auf dem höchsten Berg der größten Wüste der Erde wurden noch nie Proben untersucht."
Bardaï, die Hauptstadt des Tibesti
Hauptziel der Expedition war der Emi Kussi, der höchste Berg der Region. Doch zunächst reiste die Forschergruppe Ende Februar 2015 nach Bardaï im Nordwesten des Tschad. 1500 Einwohner hat die Hauptstadt der 2008 erschaffenen Region Tibesti. Von dort aus ging es dann weiter ins menschenleere Gebirge.
Unterstützung vor Ort
Begleitet wurde das Team von einem lokalen Führer, vier Fahrern und einem Koch. "Wir dachten erst, die Menschen seien sehr reserviert", berichtet Adam Polczyk, Pressebeauftragter und Fotograf der Expedition. "Das Eis war dann aber schnell gebrochen, weil wir eben nicht nur als Europäer, sondern in Begleitung Einheimischer gereist sind."
Rast unterm Akazienbaum
Einen Großteil der Strecke legte das Team mit Jeeps zurück. Die Fahrer hielten dabei immer Ausschau nach geeigneten Rastplätzen, um der sengenden Mittagshitze zu entfliehen. Akazienbäume boten den einzigen Schatten in der Weite aus Sand und Sonne.
Tagesmarsch zum "Natronloch"
Um die ersten Proben zu entnehmen, musste das Team den Jeep stehen lassen. Esel trugen das Equipment in eine 800 Meter tiefe Caldera, eine Vertiefung vulkanischen Ursprungs. Nach anderthalb Tagen erreichten die Forscher endlich das "Trou au Natron". Das "Natronloch" verdankt seinen Namen den schneeweiß schimmernden Krusten aus Natriumcarbonat, die Teile der Caldera bedecken.
Spuren eines Sees
Im "Trou au Natron" stieß Stefan Kröpelin auf sogenannte Diatomite. Diese Ablagerungen von Kieselalgen sind ein Beweis dafür, dass hier tatsächlich einmal ein See gewesen sein muss. Denn kaum zu glauben - aber wahr: Vor rund 5000 bis 10.000 Jahren war die Sahara eine üppige Savanne.
Erst Savanne, dann Sahara
Das zeigen auch prähistorische Felszeichnungen, auf die die Forscher während ihrer Reise stießen. Im heutzutage größten Trockengebiet der Welt lebten einst Nashörner, Elefanten, Krokodile und Flusspferde.
Quer durch die Wüste
Der zweite Teil der Expedition führte die Forscher in den Osten des Landes. Fünf Tage durchquerten sie die Wüste, bis sie den Emi Kussi erreichten - das Hauptziel ihrer Reise. "Die Sahara muss immer der Hauptkorridor nach Europa gewesen sein, für jede Wanderung der prähistorischen Menschen", so Geologe Stefan Kröpelin. "Dabei müssten sie auch den Emi Kussi überquert haben."
Ein mühseliger Aufstieg
Doch zunächst erwartete sie wieder ein anstrengender Weg: Dieses Mal allerdings nicht mit Eseln, sondern mit Kamelen. "Es war sehr erstaunlich, wie diese Lastentiere den steilen und sehr steinigen Aufstieg genommen haben", erzählt Fotograf Polczyk. "Die waren an ihrer Leistungsgrenze - genau wie wir."
Spektakuläre Landschaften
Auf dem Gipfel angekommen, entnahm Stefan Kröpelin etliche Proben. Zurück in Deutschland muss er sich nun in Geduld üben, denn die Laboranalyse erfordert sehr viel Zeit. Für Kröpelin ist die Reise aber schon jetzt ein großer Erfolg und ein unvergessliches Erlebnis. "Die Landschaft ist so spektakulär, dass ich vorgeschlagen habe, das Tibesti zum nächsten Welterbe zu machen".
Freundschaften am Lagerfeuer
Mit den "Seen von Ounianga" und bald dem "Ennedi-Massiv" hat der Tschad bereits zwei UNESCO-Weltnaturerbestätten. Kröpelin ist überzeugt, dass das Tibesti bald auch dazu gehört. "Wenn solche Orte internationale Aufmerksamkeit finden, verbessern sich auch die Lebensbedingungen der Menschen dort und daran ist mir sehr gelegen." Auf diese Weise wolle er sich für die Gastfreundschaft revanchieren.