Europa vor der Haustür
12. Februar 2009Das "Europe Direct Netzwerk der Europäischen Union" unterhält europaweit mehr als 500 Bürger-Informationsstellen. Knapp 60 davon arbeiten in Deutschland, eines davon liegt in Aachen. Geleitet wird das Bürgerbüro von Winfried Brömmel.
In nahezu jeder größeren Stadt ist inzwischen eine "Europe Direct"-Niederlassung zu finden. So ist ein europaweites Informationsnetzwerkes entstanden, das im Jahr 2005 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen wurde. Hier erhält jeder Interessierte kostenlos allgemeine Informationen über EU-Themen in allen EU-Amtssprachen ebenso wie Antworten auf Fragen zu den politischen Aktivitäten der Europäischen Union. Dazu gibt es praktische Hinweise beispielsweise zur Anerkennung von Berufsabschlüssen, Ratschläge zur Durchsetzung von Rechten in Europa oder Orientierungshilfen im Dschungel europäischer Fördermaßnahmen.
Informationen bauen Ängste ab
Auch mit Kritik und Ängsten zu Europa werden die "Europe Direct"-Büros konfrontiert. Klaus Sulewski zum Beispiel, der Diözesan-Sekretär der Katholischen Arbeiterbewegung Aachen, beschreibt die Sorgen seiner Mitglieder so: "Vor allem gibt es Ängste, dass die da in Brüssel und Straßburg sowieso machen, was sie wollen." Dass man kein Selbstbestimmungsrecht mehr habe, und dass die Regierungen sowieso immer das machen müssten, was in Brüssel beschlossen werde.
Diesen Ängsten und dem Misstrauen begegnet Brömmel mit detaillierten Informationen über die demokratischen Einflussmöglichkeiten der Bürger auf die EU. Sein "Europe Direct"-Büro informiert über die Europawahl genauso wie über den Vertrag von Lissabon und seine Konsequenzen.
Guter Stoff für Schulen
Oberstudienrat Walter Schulze ist häufiger Gast im "Europe Direct"-Büro Aachen. Für seine Schüler an der Europaschule St. Leonhard besorgt er ständig aktuelles Informationsmaterial über Europathemen. Besonders interessiert er sich für die fremdsprachigen Ausgaben der Informationsbroschüren. An seiner Schule wird bilingualer Unterricht erteilt. Englischsprachige Unterlagen sind daher bei den Schülern besonders beliebt. Brömmel kann sie in ausreichender Menge zur Verfügung stellen. Jeden Werktag steht sein Büro für interessierte Bürger offen, die ihre Fragen gerne persönlich besprechen möchten.
Auch telefonische Anfragen oder E-Mails werden natürlich beantwortet. Um den Gästen in Zukunft noch größeren Komfort und mehr Service bieten zu können, ist sogar der Umzug vom engen Büro am Aachener Marktplatz in ein eigenes Europa-Haus nur wenige Schritte weiter geplant.
"Es macht Spaß"
Antje Zimmermann beginnt demnächst den Europastudiengang der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Ihr Berufspraktikum als Mitarbeiterin im "Europe Direct"-Büro Aachen ist für die Anglistin eine gute Vorbereitung. Auch hat ihr die Mitarbeit bereits einige Erfolgserlebnisse beschert. So konnte sie ein Unternehmen aus der Stahlindustrie mit direkten Informationen über die EU aus Brüssel versehen. Nur dort konnten die kniffligen Fragen der Firma nach den neuesten Bestimmungen zu Anti-Dumping-Zöllen angemessen beantwortet werden. Sie mag ihren Job bei "EuropeDirect". "Es ist sehr befriedigend, weil ich oft Feedback von den Bürgern bekomme, die sich für die Hilfe bedanken."
Zu wenig Publikum
Nur durchschnittlich zehn Besucher pro Woche kommen in das Aachener Büro, Etwa ebenso viele E-Mail-Anfragen gehen ein. Trotz der interessanten Angebote ist das eine eher übersichtliche Nachfrage. Daher geht das "Europe Direct"-Team selbst aktiv auf die Menschen zu.
In Schulen und anderen Bildungseinrichtungen werden Vorträge und Informationsveranstaltungen rund um das Thema "Europa" abgehalten. Dazu werden oft hochrangige Repräsentanten der EU aus Brüssel eingeladen. Das Team um Winfried Brömmel will so das offizielle "Europe Direct"-Ziel umzusetzen: Europa transparenter zu machen, Europabewusstsein zu fördern und zur Mitwirkung bei der Gestaltung Europas anzuregen.