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Europa bleibt am Boden

18. April 2010

Die Vulkanasche aus Island lähmt Europa wohl noch tagelang. Die Sperrung des Luftraums über Deutschland und vielen anderen Staaten wurde abermals verlängert. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht.

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Frau vor Abflugtafel in Paris (Foto: AP)
Nichts geht mehr!Bild: AP

Die Deutsche Flugsicherung hat die Sperrung des Luftraums über Deutschland wegen der Aschewolke bis Sonntagabend (18.04.2010) 20 Uhr verlängert. Das teilte eine Sprecherin am Sonntagmorgen mit. Über das weitere Vorgehen soll im Laufe des Tages entschieden werden. Die Lufthansa hatte bereits zuvor erklärt, sie streiche sämtliche Flüge bis Sonntag 20.00 Uhr.

Vulkan unter dem Gletscher Eyjafjalla (Foto: AP)
Sorgt weiter für Asche-Nachschub: Der Vulkan unter dem Gletscher EyjafjallaBild: AP

Großbritannien hat das Flugverbot in seinem Luftraum ebenfalls bis Sonntagabend 20 Uhr (MESZ) verlängert. "Die Wolke aus Vulkanasche aus Island bedeckt weiterhin das Vereinigte Königreich", teilte die Luftfahrtbehörde in der Nacht zum Sonntag mit. In weiten Teilen Frankreichs sowie in Norditalien und in Finnland wurden Flughäfen bereits bis Montag geschlossen - die meisten anderen europäischen Länder werden an diesem Sonntag über weitere Sperrungen entscheiden. Teilchen aus der Vulkanasche können die Triebwerke und Sensoren von Flugzeugen beschädigen und den Piloten die Sicht nehmen.

Nur in Teilen Südwest-Europas, im Südbalkan, in Süditalien, Griechenland und der Türkei blieb der Luftraum offen. In einigen gesperrten Gebieten sei der obere Luftraum zwar prinzipiell frei. Dieser sei wegen der geschlossenen umliegenden Gebiete aber schwer erreichbar, teilte die für 38 Länder zuständige Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol in Brüssel mit.

Millionen Menschen...

...können in den kommenden Tagen Geschäfts- und Urlaubsreisen wohl abschreiben. Hunderttausende sitzen überall in Europa fest. Viele müssen sich mit Zügen, Mietautos oder Bussen durchschlagen. Allein auf den Kanarischen Inseln harren rund 30.000 Reisende aus, auch auf Mallorca und den übrigen Balearen-Inseln sind es Tausende.

Die Deutsche Bahn setzte für die vielen Flugreisenden, die ihre Pläne ändern mussten, mehr Züge und Personal ein. Die französische Bahn kündigte an, an diesem Sonntag 8500 zusätzliche Plätze von Paris bereitzustellen, davon gut 6000 für den Eurostar nach London und 400 für den TGV nach Frankfurt am Main.

Feldbetten am Flughafen Frankfurt (Foto: AP)
Hat die Hoffnung (noch) nicht aufgegeben: "Gestrandeter" Passagier in FrankfurtBild: AP

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist es bisher noch nicht gelungen, nach ihrer USA-Reise wieder nach Deutschland zurückzukehren. Nach ihrem unplanmäßigen Zwischenstopp in Portugal flog sie am Samstag weiter in die italienische Hauptstadt Rom. Von dort aus ging es weiter auf der Straße nach Bozen in Südtirol. An diesem Sonntag will sich die Kanzlerin nach Berlin zurückfahren lassen.

Testflüge ohne Probleme

Inzwischen regt sich in manchen Unternehmen zunehmend Unmut über die Luftraum-Sperrung. Air Berlin-Vorstandschef Joachim Hunold sowie die Deutsche Lufthansa, die niederländische KLM und Austrian Airlines bezweifeln, dass die Asche-Wolke aus Island derzeit noch eine Gefahr für den Flugverkehr darstellt. Sie kritisieren, dass die Luftraum-Schließung nur aufgrund der Daten einer Computersimulation erfolgt sei.

Nach Angaben von Lufthansa-Sprecher Klaus Walther ließ das Unternehmen am Samstag zehn Großraum-Jets von München nach Frankfurt überführen. Die Maschinen seien unbeschädigt aus 8000 Meter Höhe zurückgekehrt. KLM ließ mehrere Maschinen zu Testzwecken sogar auf die reguläre Flughöhe von 10.000 bis 13.000 Meter steigen. Auch hier gab es nach Angaben eines Sprechers keine Beschädigungen.

Jede Stunde zählt

Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) bat um die Aufhebung der Nachtflugbeschränkung für eine Woche, sobald die Flugsicherung den Luftraum wieder freigegeben habe. Um zehntausende festsitzende Passagiere so schnell wie möglich an ihre Ziele zu bringen, zähle dann "jede Stunde, die wir fliegen dürfen - auch nachts", erklärte BDF-Geschäftsführer Michael Engel. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen wies darauf hin, dass es selbst nach einer Freigabe des Luftraums "einige Tage" dauern werde, bis der Flugbetrieb wieder normal laufe.

Nach Auskunft von Vulkanologen und Meteorologen stößt der Vulkan unter dem Gletscher Eyjafjalla weiter riesige Mengen Dampf und Asche in die Atmosphäre. Das werde "sicher noch Tage, vielleicht aber auch Wochen oder Monate so weitergehen". Das Wetter kommt dem Luftverkehr derzeit jedenfalls nicht zu Hilfe. Regen könnte die Vulkanasche aus der Luft spülen. Doch laut Deutschem Wetterdienst bleibt es in Deutschland schön. Und am Himmel still.


Autor: Christian Walz (dpa, afp)
Redaktion: Gerd Winkelmann