Europäischer Filmpreis: "The Square" räumt ab
9. Dezember 2017Ruben Östlund ist weiter auf Erfolgskurs. Nach der Goldenen Palme in Cannes sicherte sich der schwedische Regisseur nun mit seiner Kunstbetriebs-Satire "The Square" sechs Europäische Filmpreise, darunter in der Königskategorie Bester europäischer Film, Bestes europäisches Drehbuch, Bester europäischer Regisseur und Beste europäische Komödie. Sein Hauptdarsteller, der Däne Claes Bang, wurde als bester Schauspieler geehrt und setzte sich damit unter anderem gegen Colin Farrell und Josef Hader durch. Im kommenden Jahr könnte Östlund mit "The Square" den Auslands-Oscar gewinnen. Dann besäße er sämtliche wichtige Filmauszeichnungen.
Beste Schauspielerin kommt aus Ungarn - Deutsche erhält Publikumspreis
Bei den Frauen machte in der Kategorie Beste Schauspielerin Alexandra Borbély das Rennen. Sie überzeugte die Filmakademie mit ihrer Leistung in dem ungarischen Berlinale-Gewinner "Körper und Seele". Die deutsche Darstellerin Paula Beer, die ebenfalls in der Kategorie nominierte gewesen war ("Frantz"), ging damit leer aus. Auch Regisseur Simon Verhoeven hatte kein Glück: Er war mit seinem Flüchtlingsfilm "Willkommen bei den Hartmanns" in der Kategorie Beste Komödie nominiert - und verlor gegen den großen Sieger des Abends "The Square".
Freuen durfte sich hingegen Maria Schrader. Die Deutsche erhielt für ihr Stefan-Zweig-Biopic "Vor der Morgenröte" den Publikumspreis. "Das habe ich wirklich nicht erwartet", sagte die Schauspielerin und Regisseurin überglücklich.
Delpy verweist auf #metoo
Die französisch-amerikanische Schauspielerin Julie Delpy, bekannt aus "2 Tage Paris" oder "Before Midnight", wurde von der Filmakademie mit der Auszeichnung "Europäischer Beitrag zum Weltkino" bedacht. In diesem Fall stand der Preisträger bereits im Vorfeld fest. Überreicht wurde ihr der Preis von Regisseur Volker Schlöndorff, der mit Delpy "Homo Faber" drehte. Per Videobotschaft gratulierte ihr auch ihr amerikanischer Schauspielkollege Ethan Hawke ("Before Midnight"). "Je länger ich darüber nachdenke: Du verdienst diesen Preis!", so Hawke. Delpy ihrerseits sagte: "Ich bekomme diesen Preis für das Überleben in diesem Geschäft", und spielte damit auf die schwierige Situation von Frauen in der Filmbranche an.
In der Kategorie Bester Animationsfilm gewann die britisch-polnische Produktion "Loving Vincent" von Dorota Kobiela und Hugh Welchman.
Wim Wenders: "Europa ist die Lösung"
Akademiepräsident Wim Wenders ("Der Himmel über Berlin") hielt eine flammende Rede für Europa und gegen erstarkenden Nationalismus. "In eine Depression zu verfallen, wird uns nicht helfen", sagte er. "Europa ist nicht das Problem, sondern die Lösung." "Lang lebe unser vielfältiges und freies europäisches Kino", so der Filmemacher bei der 30. Ausgabe des Europäischen Filmpreises.
Zu der Gala im Haus der Berliner Festspiele waren rund 900 Schauspieler, Regisseure und andere Filmschaffende gekommen. Auf dem Roten Teppich standen unter anderem Juliette Binoche, Detlev Buck, Josef Hader, Peter Simonischek und Ai Weiwei.
bb/sti (dpa, efe)