Italien beeindruckt, Türkei verliert wieder
16. Juni 2021So geht Europameisterschaft: Nach dem überzeugenden Sieg im Eröffnungsspiel gegen die Türkei gewinnt Italien auch gegen die Schweiz mit 3:0. Zwei Spiele in Rom, zwei Siege, sechs Tore, kein Gegentor - das Team von Roberto Mancini riss nicht nur die eigenen Anhänger im Stadio Olimpico mit, sondern ist nach sechs Tagen Europameisterschaft die Mannschaft mit dem eindeutig höchsten Begeisterungsfaktor.
Chiellini trifft und verletzt sich
Und daran ließ die zuvor 28 Pflichtspiele ungeschlagene "Squadra Azzurra" auch gegen die Schweiz, die im ersten Gruppenspiel beim Gruppenspiel gegen Wales schon nicht überzeugen konnte, von Beginn an keinen Zweifel aufkommen. Der erste Torjubel schallte folgerichtig nach 19. Minuten durch die Nacht von Rom, als Kapitän Giorgio Chiellini das zögerliche Abwehrverhalten der Schweizer nach einer Ecke nutzte und aus kurzer Distanz zu seinem vermeintlich neunten Länderspiel-Tor traf. Doch die schlechte Nachricht für Chiellini und Italien folgte umgehend. Schiedsrichter Sergey Karasev aus Russland entschied nach Ansicht der Videobilder im Stadion auf Handspiel des Italieners - korrekte Entscheidung.
Schlimmer noch: Kurz darauf musste der Abwehrroutinier verletzt ausgewechselt werden. Ein bitterer Schlag für Italien, dessen Stärke auch aus der Stabilität des eingespielten Innenverteidiger-Duos Chiellini/Leonardo Bonucci entsteht. Doch stark war an diesem Abend auch wieder der Wille und die Mentalität des Mancini-Teams, das dann hochverdient durch Manuel Locatelli in Führung ging (26. Minute).
Und Italien ließ nicht nach, erarbeite sich Chancen und meldete nebenbei das gesamte Team des schweizerischen Nationaltrainers Vladimir Petkovic quasi ab. Erneut Locatelli (52.) und der nimmermüde Top-Torjäger Ciro Immobile (89.) machten den Abend für Italien in Rom perfekt. "So kannst du gegen ein so starkes Italien eben nichts holen. Wir waren nicht mutlos, aber wir haben zu viele Fehler gemacht, die auf diesem Niveau dann eben bestraft werden. Und das ist passiert", sagte der Schweizer Kapitän Granit Xhaka nach dem Spiel in der ARD. Mehr ist aus Sicht der schwachen Schweizer auch nicht zu sagen. Außer vielleicht, dass trotz der Niederlage und nur einem Punkt das Achtelfinale noch drin ist - ein Sieg im letzten Gruppenspiel gegen die Türkei vorausgesetzt.
Türken enttäuschen erneut
Und das gilt dank des Modus mit 24 Teams und Gruppendritten, die weiterkommen können, sogar für die Türkei, die auch ihr zweites Gruppenspiel verlor. Trotz der deutlichen Unterstützung türkischer Fans im Stadion von Aserbaidschans Hauptstadt Baku mit insgesamt 35.000 Zuschauern blieb das Team in Rot auch bei seinem zweiten Auftritt bei der Europameisterschaft vieles schuldig. Und dann ist Fußball ein einfaches Spiel: Wer kein Tor erzielt, kann nicht gewinnen.
Die walisischen Topstars Gareth Bale und Aaron Ramsey waren diejenigen, die die Partie entschieden, Bale legte mit einem Traumpass in die Sturmspitze für Ramsey, der in der 42. Minute den türkischen Schlussmann Cakir chancenlos ließ. In der 90. Minute hätten die Türken und die Waliser die Sache fast mit Fäusten ausgetragen. Burak konnte nach einer Tätlichkeit froh sein, dass er nur Gelb sah und nicht vom Platz flog. Den Knockout für die Türkei gab es dann in der Nachspielzeit durch Connor Roberts (90.+5).
Am Ende heißt es in Baku 0:2 (0:1) - auch weil die Türkei trotz der Sturmläufe von Kapitän Burak Yilmaz und Hakan Calanoglu stets an der Hintermannschaft von Wales oder am eigenen Unvermögen scheiterte, so wie Bale in der 61. Minute beim Foulelfmeter, den der Superstar übers Tor setzte.
Finnland unterliegt in St. Petersburg
Für die Nationalmannschaft Finnlands ist diese Europameisterschaft schon jetzt ein außergewöhnliches Turnier. Da war zunächst der erste Sieg im ersten EM-Endrundenspiel des Landes. Finnland schlug Dänemark nach der erschreckenden Unterbrechung durch den Zusammenbruch des dänischen Spielers Christian Eriksen. Über das 1:0 konnten sich die Finnen nicht wirklich freuen, und übermittelten dem Gegenspieler vor dem zweiten Spiel der Gruppe B ihre Genesungswünsche auf dem T-Shirt beim Aufwärmen.
Danach schien es in der Partie gegen Russland lange Zeit so, als hätten die Skandinavier den Schreck der Auftaktpartie, den man auch als Profisportler erst einmal abschütteln muss, gut hinter sich gelassen. Aggressiv und spielfreudig ließen sie die "Heimmannschaft" in St. Petersburg nicht gut aussehen. Aus Sicht der Finnen ein Jammer, dass das wunderbare Tor von Joel Pohjanpalo in der 3. Spielminute wegen einer knappen Abseitsstellung nicht gegeben wurde.
Erleichterung bei Russland
Ein Jammer auch deshalb, weil die Russen, die nicht besonders inspiriert zu Werke gingen, durch den Treffer von Linksfuß Aleksey Miranchuk in der Nachspielzeit der ersten Hälfte (45.+2.) in Führung gingen. Die finnische Defensive schaut eher zu, statt einzugreifen. Dankbarkeit und Erleichterung bei Russland, das den Sieg dringend brauchte und den 0:1-Vorsprung gegen die Finnen ins Ziel tragen konnte.