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EU-Firmen kritisieren Chinas Lockdown-Politik

5. Mai 2022

Autowerke stehen still, der Umschlag in den Seehäfen geht zurück, Millionen Menschen dürfen ihre Häuser nicht verlassen: Die Corona-Lockdowns in China machen das Land für europäische Unternehmen immer weniger attraktiv.

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China Shanghai | Wohnblocks im Lockdown
Bild: CFOTO/picture alliance

Die strengen Corona-Lockdowns in China belasten die Geschäfte europäischer Firmen in der Volksrepublik schwer. In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Europäischen Handelskammer in Peking gaben 75 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sich die strengen Eindämmungsmaßnahmen negativ auf ihren Betrieb auswirken. Fast 60 Prozent der Firmen erklärten zudem, dass sie ihre Umsatzprognose in China für das laufende Jahr reduziert haben.

Die Unternehmen beklagten vor allem Probleme im Bereich der Logistik, Lagerhaltung und Lieferketten. Auch sei es schwierig, Geschäftsreisen zu planen oder überhaupt noch persönliche Treffen durchzuführen. Auch auf Rohstoffe oder Komponenten könne man nicht immer leicht zugreifen. Zudem erweise sich die Auslieferung fertiger Produkte innerhalb Chinas als schwierig.

"Der chinesische Markt hat für viele Befragte eine beträchtliche Menge an Anziehungskraft verloren", heißt es in dem Bericht, den die Kammer zusammen mit der Unternehmensberatung Roland Berger erstellt hat. Für 78 Prozent der Firmen sei China durch die Corona-Maßnahmen zu einem weniger attraktiven Investitionsziel geworden.

Kammer fordert Zulassung von mRNA-Vakzinen

Die Handelskammer forderte die chinesische Regierung auf, Änderungen vorzunehmen, um das Vertrauen in den chinesischen Markt wiederherzustellen. Statt weiterhin an einer strikten Null-Corona-Politik festzuhalten, müsse mehr unternommen werden, um den älteren Teil der Bevölkerung zu impfen. Auch empfahl die Kammer den Behörden, mRNA-Impfstoffe zuzulassen, die in China noch nicht in großen Mengen verwendet werden. Zudem sollte es positiven getesteten Menschen ohne oder mit nur leichten Symptomen ermöglicht werden, zu Hause und nicht mehr in zentralen Einrichtungen unter Quarantäne gestellt zu werden.

Auch der Krieg in der Ukraine wirkte sich auf einige Unternehmen in China negativ aus. So gaben ein Drittel der Befragten an, dass China wegen des Krieges zu einem weniger attraktiven Investitionsziel geworden sei. Auch hier wurde die Logistik als Problem genannt.

Unternehmen müssen sich an neue Bedingungen anpassen, da der Schienengüterverkehr zwischen China und Europa keine Option mehr darstelle. Flugzeuge müssen den russischen und ukrainischen Luftraum umgehen, was ebenfalls zu höheren Kosten geführt habe.

Jörg Wuttke
EU-Handelskammer-Chef Jörg Wuttke: Die Unzufriedenheit am Standort China wächst Bild: picture-alliance/dpa/EPA/R. D. Pena

Warnende Worte

"Unsere Mitglieder sind bereit, den derzeitigen Sturm durchzustehen, aber wenn die derzeitige Situation anhält, werden sie natürlich zunehmend Alternativen zu China prüfen", sagte Jörg Wuttke, Präsident der Handelskammer der Europäischen Union. "Ein teurerer, funktionierender Markt ist besser als ein relativ billiger, aber gelähmter."

"Die Ungewissheit, die durch die strenge und dynamische COVID-19-Politik verursacht wird, erschwert es europäischen Unternehmen, fundierte Geschäftsentscheidungen zu treffen, und das in einem sich insgesamt verschlechternden wirtschaftlichen Kontext aufgrund der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine", betonte Denis Depoux, Global Managing Director von Roland Berger.

"Eine klarere Strategie zur Bewältigung der Krise würde dazu beitragen, das Vertrauen der europäischen Wirtschaft zu erhalten, die sich nach wie vor stark für die chinesischen Märkte engagiert."

tko/ dk (dpa, EU Chamber of Commerce in China)