Etliche Tote bei Wahl in Bangladesch
5. Januar 2014Bei gewaltsamen Ausschreitungen am Rande der umstrittenen Wahl in Bangladesch sind mindestens 18 Menschen getötet worden. Die Opposition erklärte dagegen, 22 ihrer Anhänger seien getötet worden. Polizisten eröffneten unter anderem das Feuer auf tausende Demonstranten, die Wahllokale angriffen, mehr als 200 Wahllokale im ganzen Land in Brand setzten und Stimmzettel verbrannten. Unter den Todesopfern waren nach Polizeiangaben ein Wahlaufseher und ein Sicherheitsmann, die bei dem Versuch erschlagen wurden, Wahllokale zu schützen.
Die Beamten seien gezwungen gewesen zu schießen, nachdem tausende Demonstranten sie mit Schusswaffen und "kleinen Bomben" angegriffen hätten, sagte der Polizeichef der Stadt Parbatipur im Norden des Landes, Mokbul Hossain. In der Hauptstadt Dhaka, wo tausende Soldaten patrouillierten, waren die Straßen weitgehend ausgestorben. Landesweit waren 270.000 Sicherheitskräfte im Einsatz.
Die meisten der Erschossenen waren Anhänger der islamistischen Partei Jamaat-e-Islami. Diese durfte bei der Wahl nicht antreten, nachdem ein Gericht des säkularen islamischen Staates ihre Registrierung vor einigen Monaten für ungültig erklärt hatte.
Wahl ohne Auswahl
Korrespondenten berichteten von einer niedrigen Wahlbeteiligung. Viele Bürger blieben Zuhause, weil sie Gewalt fürchteten. Außerdem ist die Wahl ohnehin bereits entschieden. Wegen eines Boykotts der Opposition steht die regierende Awami-Liga von Regierungschefin Sheikh Hasina schon als Siegerin fest. Insgesamt 21 Parteien hatten ihre Anhänger aufgerufen, nicht zu den Wahlen zu gehen. Unter ihnen ist auch die Nationalistische Partei (BNP), die wohl die meisten Stimmen erhalten hätte. Die BNP verlängerte einen am Samstag begonnenen Generalstreik aus Protest gegen die Gewalt bis Mittwoch.
Die Mehrzahl der fast 92 Millionen Wahlberechtigten in Bangladesch hatte überhaupt keine Wahl: In 153 von 300 Wahlbezirken traten am Sonntag nur Kandidaten der Awami-Liga oder verbündeter kleinerer Parteien an. "Das ist ein tote Wahl, eine Nicht-Wahl", meinte ein führender Vertreter der BNP. Weil die Regierung die Abstimmung mit allen Mitteln durchgesetzt habe, sei sie nun für die Folgen verantwortlich. Wegen der Gewaltausbrüche wurde die Abstimmung in 183 der mehr als 18.000 Wahllokale ausgesetzt. Sie soll dort bis zum 24. Januar nachgeholt werden.
Die Europäische Union und die USA hatten es abgelehnt, Beobachter in das südasiatische Land zu entsenden. Seit Oktober wurden dort bei politisch motivierten Gewalttaten mehr als 140 Menschen getötet.
wa/qu/kle (dpa, afp, rtre, ape, epd)