Erzwungenes Geständnis im iranischen TV?
12. August 2010Die 43-jährige Sakineh Mohammadi Aschtiani war wegen Ehebruchs und Mordes an ihrem Mann zum Tode durch Steinigung verurteilt worden. Am Mittwochabend (11.08.2010) zeigte das iranische Staatsfernsehen Bilder, nach denen die Frau die Vorwürfe der iranischen Justiz gegen sie bestätigt haben soll. Zweifelsfrei zu erkennen war sie nicht, da sie einen schwarzen Tschador trug, der nur ihre Nase und ein Auge frei ließ. Über die Originalstimme wurde eine Übersetzung ins Persische gelegt, da die Frau Aseri sprach, eine in Teilen Irans verwendete Turksprache. Die zweifache Mutter räumte demnach im Fernsehen ein, im Jahr 2006 eine außereheliche Beziehung zum Cousin ihres Mannes gehabt zu haben. Sie habe ihm damals auch geholfen, ihren Ehemann zu töten. Sie selbst habe das Opfer bewusstlos gemacht, der Cousin habe ihren Mann dann mit ihrem Einverständnis ermordet.
Schwere Vorwürfe
Die Frau kritisierte in der ausgestrahlten Sendung auch ihren Verteidiger Mohammad Mostafaei. Er hatte ihren Fall öffentlich gemacht und eine Kampagne zur Rettung seiner Mandantin gestartet. Mostafaei hat den Iran mittlerweile wegen eines angeblich vorliegenden Haftbefehls verlassen und in Norwegen Asyl beantragt. Mohammadi Aschtiani erklärte, sie sei durch die Veröffentlichung ihres Falls jetzt überall bekannt und müsste daher für immer in Schande leben. Nach Bekanntwerden hatte das Steinigungsurteil weltweit für Empörung bei verschiedenen Regierungen und Menschenrechtsorganisationen gesorgt.
Houtan Kian, ein weiterer Verteidiger der Verurteilten, erhob unterdessen schwere Vorwürfe gegen die iranischen Behörden. Er warf ihnen vor, seine Mandantin "schwer geschlagen und gefoltert" zu haben, um sie zu dem Geständnis vor laufender Kamera zu zwingen. Der 22-jährige Sohn und die 17-jährige Tochter der Iranerin seien "vollkommen traumatisiert", nachdem sie die Sendung gesehen hätten. Es sei zu fürchten, dass die iranischen Behörden das Todesurteil jetzt schnell vollstrecken.
Internationale Proteste
Erst Anfang August hatte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva der Verurteilten Asyl angeboten. Der Iran hatte das Angebot jedoch mit Hinweis auf die Schwere des Verbrechens zurückgewiesen. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurde Mohammadi Aschtiani 2006 oder 2007 verurteilt und hat bereits 99 Peitschenhiebe als Strafe erhalten. Zum Tode Verurteilte sterben im Iran in der Regel am Galgen. Die Steinigung ist für sexuelle Vergehen vorgesehen. Zwar hat die iranische Justiz die Gerichte angesichts von internationalen Protesten angewiesen, von Steinigungsurteilen abzusehen. Zuletzt war im Jahr 2007 eine Steinigung im Iran bekannt geworden.
Unter anderem die USA und Großbritannien hatten nach Bekanntgabe des Urteils gegen Mohammadi Aschtiani die Hinrichtungsmethode als "mittelalterlich" und "barbarisch" kritisiert. Daraufhin war die Vollstreckung des Urteils gegen Mohammadi Aschtiani vorübergehend ausgesetzt worden. Medienberichten zufolge ist die Steinigung nach den internationalen Protesten inzwischen in eine Hinrichtung durch Erhängen umgewandelt worden.
Autor: Thomas Latschan (ap, afp, dpa)
Redaktion: Sven Töniges