Erziehungsfragen, in denen sich deutsche Eltern uneins sind
Ab wann bekommt ein Kind Süßigkeiten? Darf es fernsehen? Und in welchen Kindergarten schickt man es? Eltern müssen viele Entscheidungen treffen. Wir zeigen, über welche hierzulande besonders heftig gestritten wird.
Der Name: traditionell oder ungewöhnlich?
Einen Namen für sein Baby auszusuchen, ist wie die Wahl eines Tattoos - nur für jemand anderen. Während der Name für manche Eltern Ausdruck ihrer Identität ist, muss das Kind später sehen, wie es mit der Entscheidung seiner Eltern klar kommt. In jedem Fall sei geraten, die Wahl der jungen Eltern nicht zu kritisieren. 2017 waren Marie und Maximilian die häufigsten Babynamen in Deutschland.,
Stillen in der Öffentlichkeit
Auch wenn nicht alle deutschen Mütter ihrem Baby die Brust geben, ist Stillen hierzulande weit verbreitet. In der Regel haben Deutsche kein Problem mit Nacktheit, und auch Stillen in der Öffentlichkeit ist für die meisten okay. Ein Gesetz, das Müttern ein Recht darauf einräumt, gibt es nicht. Manche Cafés verbieten es daher auf Wunsch mancher Gäste - andere erlauben es ausdrücklich.
Stillen ja - aber wie lange?
Die beste Stilldauer ist ein weiteres Thema, über das deutsche Eltern diskutieren. Frauen, die auf dem Spielplatz ihren Dreijährigen an die Brust nehmen, sind eher die Ausnahme. Viele Mütter versuchen abzustillen, wenn sie wieder anfangen zu arbeiten - oft bevor das Baby ein Jahr alt wird. Manche Mütter halten Muttermilch für das ideale Nahrungsmittel, das möglichst lange fließen sollte.
Der richtige Kindergarten
Gehen Vater und Mutter wieder arbeiten, steht wenig später schon die nächste wichtige Frage an: In welche Kindertagesstätte (kurz: Kita) soll das Kind künftig gehen? Während die einen froh sind, wenn der Kindergarten schnell erreichbar ist, denken andere Eltern bereits an die Schullaufbahn: Kinder, die später eine Waldorfschule besuchen sollen, gehen vorher oft auch in einen Waldorfkindergarten.
Impfungen: ja, nein, welche?
Laut OECD beträgt die Impfrate in Deutschland 96 Prozent. In einigen deutschen Studien ist sie niedriger. Fakt ist: Über das Impfen wird unter Eltern hierzulande heftig gestritten. Die einen finden es unproblematisch, andere unerlässlich, wieder andere Eltern lehnen Impfungen strikt ab. Wer bei dem Thema versucht, zwischen den Lagern zu vermitteln, hat es schwer, sehr schwer.
Babys schreien lassen
Welche Eltern kennen das nicht? Immer wieder wacht das Baby nachts auf, schreit und raubt den Eltern den Schlaf. In den USA greift man gerne auf die Ferber-Methode zurück, das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" wurde in Deutschland zum Bestseller. Es empfiehlt, Babys so lange schreien zu lassen, bis sie durchschlafen. Für manche Eltern ist das die Rettung, für andere eher eine Foltermethode.
Bindungs- und bedürfnisorientierte Erziehung
Eltern, die etwas gegen Schlaftraining wie die Ferber-Methode haben, sind nicht selten Befürworter von "Attachment Parenting", einer Erziehungsphilosophie des US-Arztes William Sears, die sich an den Bedürfnissen des Babys orientiert. Sie beinhaltet u.a. das Baby viel zu tragen und nah bei ihm zu schlafen. Ein weiterer Streitpunkt unter Eltern: Schläft das Baby im eigenen oder im Elternbett?
Einweg- vs. Stoffwindeln
Ja, selbst über Windeln wird in Deutschland diskutiert. Manche Eltern verwenden Stoffwindeln, die man immer wieder benutzen kann. Wer keine Lust auf den Mehraufwand beim Waschen hat, nimmt Einwegwindeln. Ganz ohne Windel sind nur sehr wenige Kleinkinder unterwegs. Deren Eltern gewinnen dann aber definitiv den Preis als engagierteste Eltern.
Selbstgemachter vs. Fertigbrei
Wo wir schon bei engagierten Eltern sind: Der Brei für den Sprössling wird natürlich selbst gekocht - und zwar mit Biozutaten. Serviert wird dieser dann mit Besteck aus recyclebarem Kunststoff und einem nachhaltig produzierten Lätzchen. Wer Gläschenbrei aus dem Supermarkt füttert, wird kritisch beäugt. In der Breifrage gibt es unter deutschen Eltern oft nur den einen oder den anderen Mampf.
Fernsehen, Handys und Co.
Schon für Kleinkinder gibt es Apps und TV-Sendungen, manch Einjähriger wechselt auf dem Smartphone mühelos zwischen Fotos hin und her. Ob und wie viel Medienkonsum gut und richtig ist, ist ein Dauerthema in deutschen Familien. Fast überall gibt es zeitliche Begrenzungen. Aber wenn die meisten Eltern ehrlich sind, genießen sie die freien Minuten, die ihnen die elektronischen Spielzeuge bescheren.
Süßigkeiten
Ein anderes Indiz, an dem man erkennen kann, wie ernst Eltern in Deutschland es mit der Erziehung nehmen, ist das Alter, in dem sie ihrem Kind erstmals Süßigkeiten geben - und das in einem Land, in dem ältere Kinder im Sommer fast täglich Eis essen. Beim zweiten Kind sieht man es meistens schon nicht mehr so eng. Dann haben Eltern viele ihrer hochgehaltenen Prinzipien längst über Bord geworfen.