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Ersatz für Saudi-Arabien?

Ingo Mannteufel30. März 2003

Der Krieg im Irak könnte die Stabilität in den Ländern am Persischen Golf gefährden und damit die internationale Versorgung mit Öl und Gas. Eine Folge: Das Interesse an den bedeutenden russischen Energiereserven steigt.

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Russisches Öl auf dem Weg in die USABild: AP

Russland ist neben Saudi-Arabien und den USA einer der größten Energieproduzenten der Welt. Nach Angaben des letzten Statistischen Berichts für Weltenergie des Mineralölkonzerns BP betrug im Jahr 2001 die Ölproduktion von Saudi-Arabien rund 423 Millionen Tonnen, von den USA fast 352 Millionen Tonnen und von Russland etwas mehr als 348 Millionen Tonnen.

Produktion für die Welt

Als Lieferant für den Energie-Weltmarkt ist Russland jedoch noch wichtiger. Denn in den vergangenen Jahren hat es gerade als Exporteur von Erdöl und Erdgas eine führende Stellung erworben: Bei Erdgas nimmt Russland den ersten Platz ein. Bei Öl und Ölprodukten liefert es sich mit Saudi Arabien einen Wettstreit um die Führungsposition.

Hauptsächlich gehen die russischen Ausfuhren nach Mittel- und Westeuropa. Die russischen Energieunternehmen bemühen sich aber bereits um eine verstärkte Ausfuhr russischen Erdöls in die USA sowie den Energieexport nach Asien (China und Japan). Dafür planen sie neue Verladestationen in eisfreien Häfen und Pipelines quer durch den Hohen Norden Russlands und Sibirien.

Bedeutende Ressourcen

Lukoil
Lukoil ist eins der größten russischen ÖlunternehmenBild: AP

Das Potenzial Russlands ist immens, und die künftig verstärkte Nutzung der russischen Energiereserven dürfte daher die internationale Versorgungssicherheit eindeutig verbessern. Dennoch: Russland verfügt dem BP-Bericht zufolge nur über gesicherte Erdölreserven in Höhe von 48,6 Milliarden Fass. Zweifelsfrei sind das bedeutende Ressourcen, aber sie entsprechen nur ungefähr 4,6 Prozent der weltweiten Reserven. Die zur OPEC gehörenden Golfstaaten - Iran, Irak, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate - besitzen dagegen 64 Prozent der nachgewiesenen Weltreserven an Erdöl. Zwar sieht es beim Erdgas anders aus: Rund ein Drittel der Weltreserven an Erdgas lagern in Russland (rund 48 Trillionen Kubikmeter). Sie werden aber wesentlich schneller abgebaut als die fast 56 Trillionen Kubikmeter Erdgas im Mittleren Osten.

Grenzen des Exports

Das Exportpotential Russlands im Bereich von Öl und Gas wird ferner noch durch einige Faktoren beschränkt: Die russische Energieproduktion findet vermehrt in klimatisch schwierigen und von den Verbrauchsgebieten relativ weit entfernten Regionen statt. Das wird unweigerlich zu steigenden Kosten führen und die Rentabilität der russischen Energie beeinträchtigen. Und dies zusätzlich zu dem ohnehin erwarteten erhöhten Kapitalbedarf, um die vorhandenen Förderanlagen zu modernisieren.

Ein weiterer Flaschenhals sind die schon jetzt fast völlig ausgelasteten Pipelines. Neue Pipelines möchte der russische Staat trotz des eigenen Kapitalmangels aber nicht aus seiner Verfügungsgewalt geben. Das zeigt der aktuelle Streit zwischen der staatlichen Gesellschaft Transneft und privaten russischen Energieunternehmen um neue Leitungen in Asien und nach Murmansk. Und letztlich: Russland kann gegenwärtig sehr viel Öl und Gas exportieren, weil im eigenen Land die Nachfrage gering ist. Ein möglicher russischer Wirtschaftsaufschwung in den nächsten Jahren dürfte dem Energieexport weitere Grenzen setzen.

SlawNeftTankstelle in Moskau
Slavneft-Tankstelle in MoskauBild: AP

Kein Ersatz für OPEC

Die russischen Energieressourcen sind daher für die internationale Versorgung äußerst wichtig. Und der Umfang der russischen Ölausfuhren wird Einfluss auf die Preispolitik des Öl-Kartells der OPEC haben. Die russische Energieexporte werden die des anderen großen Energielieferanten Saudi-Arabien oder gar die aller OPEC-Staaten am Golf wohl nicht ersetzen können.