Erneuter Fund in Pompeji
Nach dem spektakulären Fund im April ist ein weiterer prunkvoller Raum freigelegt worden. Besonders auffällig: die hellblauen Wände - eine selten zu findende Farbe in den Fresken Pompejis.
Raum für religiöse Rituale
Faszination herrscht jedes Mal, wenn Räume wie dieser freigelegt werden. Auf den blau gestrichenen Wänden sind weibliche Figuren abgebildet, die verschiedene Gegenstände halten. Sie sollen Göttinnen der Jahreszeiten darstellen. Zudem wurden mehrere Amphoren freigelegt sowie Bronzegeschirr und ein Haufen Austernschalen. Forscher gehen davon aus, dass dies einst eine Art Hausaltar war.
Speisezimmer im Zeichen Homers
Bereits im April bekam das im Jahr 79 n. Chr. bei einem Vulkanausbruch verschüttete Pompeji eine neue Attraktion: den sogenannten "Schwarzen Raum". Es ist ein ehemaliges Esszimmer mit mehreren Fresken. Sie zeigen verschiedene Figuren aus der "Ilias", dem berühmten Werk des griechischen Dichters Homer über den Trojanischen Krieg. Mit einer Fläche von 15 x 6 Metern ist es beeindruckend groß.
Pompeji sorgt für Überraschungen
Dieses Fresko zeigt die mythologischen Figuren Helena und Paris, wie die griechische Inschrift zwischen den beiden Figuren verrät. Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano würdigte die Entdeckungen als weiteren Beleg für den Zauber Pompejis. Die verschüttete Stadt höre "nie auf, uns zu überraschen, denn jedes Mal, wenn wir graben, finden wir etwas Schönes und Bedeutendes".
Niemand glaubt Kassandra
Auch diese beiden Schlüsselfiguren der "Ilias" wurden in Pompeji verewigt: Der Gott Apollo (links) verlieh Kassandra, der Tochter des trojanischen Königs Priamos, die Gabe der Weissagung. Doch da sie seine Liebe verschmähte, verfluchte er sie: Niemand sollte ihren Prophezeiungen glauben. So warnte sie die Trojaner vergeblich vor dem Holzpferd, in dem griechische Soldaten versteckt waren.
Anregender Gesprächsstoff
Mythologische Figuren an den Wänden römischer Wohn- und Speisezimmer sollten das Auge erfreuen. Außerdem dienten sie der Unterhaltung von Gästen und Tischgenossen, sorgten sie doch für Gesprächsstoff und lieferten Reflexionen über das Leben.
Leda und der Schwan
Auch die Königstochter Leda wurde im Fresko verewigt. Neben ihr: der Göttervater Zeus, der sich ihr als Schwan nähert. Dank der schwarzen Grundierung des Werks habe das zitternde Licht der Öllampen den Eindruck erweckt, dass sich die Figuren bewegten, so der deutsche Ausgrabungsleiter in Pompeji, Gabriel Zuchtriegel. "Vor allem, nachdem die Betrachter ein paar Gläser Wein getrunken hatten."
Schätze unter der Asche
Archäologen gehen davon aus, dass bei dem Ausbruch des Vesus rund 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung von Pompeji starben. Unter der Asche blieb der Ort aber ungewöhnlich gut konserviert. Ein Drittel der 22 Hektar großen archäologischen Stätte ist noch verschüttet - die Archäologen werden also bestimmt noch auf weitere Schätze stoßen.
Vulkanausbruch als Apokalypse
Die einstigen Bewohner hätten das Unglück als apokalyptische Katastrophe erlebt: "Viele dachten, es sei das Ende der Welt angebrochen, eine ewige Finsternis", so Zuchtriegel. "Wer damals in Pompeji war, sah ja nicht, dass ein paar Kilometer weiter in Neapel und Pozzuoli das Leben weiterging." Wie reich Pompeji gewesen sein muss, zeigen auch die freigelegten Mosaike.
Touristenmagnet
Seit 1997 gehört Pompeji zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Ausgrabungsstätte nahe Neapel gehört zu den beliebtesten Touristenzielen Italiens. Die ersten Ausgrabungsarbeiten begannen bereits im 19. Jahrhundert: Ob Villen, Tempel, Gladiatorenschule, Bibliothek, Badeanstalt oder Imbissbuden - Pompeji liefert Antworten zur antiken Architektur und zu den damaligen Lebensumständen der Menschen.