Missbrauchs-Vorwürfe
27. Mai 2008Sie gelten als Helfer in der Not, sie retten Leben und sichern den Frieden: In vielen Krisengebieten der Welt sind Hilfsorganisation und UN-Blauhelmsoldaten im Einsatz. Ihre Arbeit ist nun in die Kritik geraten. Einer Studie der britischen Organisation "Save the Children" zufolge vergehen sich Mitarbeiter von Hilfsaorganisationen und der UNO in Krisengebieten wie Haiti, dem Sudan und der Elfenbeinküste immer wieder an Kindern.
Manche der Opfer seien erst sechs Jahre alt gewesen, berichtete die britische Hilfsorganisation am Dienstag (27.05.2008) in London. Oft würden die Kinder im Austausch gegen Lebensmittel, Seife oder Mobiltelefone zu sexuellen Handlungen gezwungen. "Die Studie offenbart die abscheulichen Handlungen einer kleinen Zahl von Tätern, welche die verletzlichsten Kinder der Welt missbrauchen, statt sie zu beschützen", sagte "Save the Children"-Chefin Jasmine Whitbread. Der Missbrauch habe ein "bedeutendes Ausmaß" erreicht.
UN-Soldaten erneut am Pranger
Erst am Montag hatte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon die Arbeit der Blauhelme in den Krisengebieten der Welt gewürdigt. Die Friedenstruppen seien ein "Aushängeschild unserer Organisation", sagte Ban zum 60. Jahrestag der ersten Blauhelm-Mission in New York. Der Studie von "Save the Children" zufolge ist der sexuelle Missbrauch von Kindern bei Blauhelmsoldaten am weitesten verbreitet. Im Jahr 2007 seien deswegen 15 Blauhelme und Mitarbeiter von UN-Partnerorganisationen angeklagt.
UN-Sprecher Nick Birnback nannte die Missbrauchsfälle "völlig inakzeptabel". Gegenüber der BBC räumte er ein, dass mehr gegen das Problem getan werden müsse. So müssten Mechanismen geschaffen werden, dass kein Verbrechen unbemerkt und unbestraft bleiben könne. Die große Mehrheit der etwa 100.000 UN-Friedenstruppen in aller Welt diene aber ehrenhaft, sagte der UN-Sprecher.
In der Vergangenheit waren immer wieder Fälle von sexuellem Missbrauch durch Blauhelmsoldaten bekannt geworden. Erst vergangenen November wurden mehr als 110 srilankische Blauhelmsoldaten aus Haiti abberufen, die Frauen, darunter auch Minderjährige, für Sex bezahlt hatten. In der Elfenbeinküste, im Kongo und in Liberia waren UN-Soldaten in ähnliche Fälle verwickelt. Seit 2005 gehen die Vereinten Nationen hart gegen sexuellen Missbrauch vor: Beschuldigte Soldaten werden in ihr Heimatland zurückgeschickt und dort bestraft.
Auch "Save the Children" im Verdacht
Doch nicht nur UN-Mitarbeiter, auch Angehörige von Hilfsorganisationen haben Kinder missbraucht. Sogar Mitarbeiter von "Save the Children" sollen dazu gehören. Für die Studie hat "Save the Children" 250 Kinder und 90 Erwachsene an der Elfenbeinküste, im Sudan und auf Haiti befragt. (det)