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Ermittlungen zu Pogrom im polnischen Jedwabne werden eingestellt

2. Juli 2003
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Warschau, 1.7.2003, PAP, poln.

(Das Institut für Nationales Gedenken - MD) IPN wird noch vor dem 62. Jahrestag des Mordes an Juden in Jedwabne am 10. Juli die Ermittlungen in dieser Angelegenheit formal einstellen. Das Abschlussdokument samt Begründung liege bereits vor, teilte der Leiter der Ermittlungsabteilung von IPN, Prof. Witold Kulesza, am Dienstag (1.7.) der Nachrichtenagentur PAP mit. "In den nächsten Tagen wird es ein offizielles Kommuniqué der IPN-Ermittlungsabteilung über den endgültigen Beschluss geben, der das Verbrechen von Jedwabne zum Inhalt hat", sagte Prof. Kulesza. Er versicherte, dass dies mit Sicherheit noch vor dem 10. Juli der Fall sein werde.

Das Vorhaben, die Ermittlungen in dieser Angelegenheit einzustellen, hatte das Institut für Nationales Gedenken bereits vor einem Jahr, kurz vor dem 61. Jahrestag der Ereignisse von Jedwabne mitgeteilt. Seitdem wurde an der Begründung gearbeitet und man befasste sich mit den Abschlussarbeiten.

Prof. Kulesza erklärte, der Beschluss und die Begründung (von über einhundert Seiten) seien bereits fertig, geklärt werden müssten nur noch Dinge "formal-rechtlicher Natur". Es geht darum, dass der Wortlaut des Beschlusses samt Begründung an die Familienmitglieder des Verbrechens von Jedwabne verschickt werden kann, denen Rechte als Geschädigte zustehen. Dies gibt ihnen unter anderem die Möglichkeit, gegen den IPN-Beschluss Beschwerde einzulegen. Es gibt mehrere Dutzend solcher Personen.

Innoffiziellen Informationen zufolge ist die Begründung sehr umfassend, da sie die gesamte juristische Argumentation der staatsanwaltlichen Entscheidung und eine genaue Schilderung der Ermittlungen enthält.

Das Verbrechen von Jedwabne war in aller Munde, nachdem vor drei Jahren das Buch "Nachbarn" von Jan Tomasz Gross erschienen war, in dem er die These aufstellte, dass den Mord an Juden in Jedwabne deren polnische Nachbarn verübt haben. Die Zahl der Opfer bezifferte er mit 1 600. Diese Veröffentlichung von Gross löste in Polen eine große Debatte über das polnisch-jüdische Verhältnis aus.

Bei den Ermittlungen, die seit August 2000 geführt wurden, ging IPN davon aus - es hatte vor einem Jahr darüber informiert - dass an dem Mord eine Gruppe von mindestens 40 Polen aus dieser Kleinstadt beteiligt war, die "die entscheidende Rolle" gespielt habe. IPN geht davon aus, dass die Anstifter zu dem Verbrechen Deutsche waren, obwohl deren Rolle nicht eindeutig zu klären ist. Die Ermittlungen werden eingestellt, da keine anderen Täter ausfindig gemacht werden konnten als diejenigen, die nach dem Krieg sich dafür bereits vor Gericht verantworten mussten und weil es keine ausreichenden Beweise gibt, um anderen Personen etwas anzulasten.

Nach Beendigung der Exhumierungsarbeiten in Jedwabne im Jahre 2001 teilte IPN mit, dass dort wesentlich weniger Juden ums Leben gekommen sind, als Gross angibt - vermutlich etwa 200 bis 300. Die Zahl der Verbrechensopfer wollen die ermittelnden Staatsanwälte in dem Beschluss zum Abschluss der Ermittlungen bekannt geben. (...) (TS)