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Kunstauktion für Berliner Exilmuseum

26. Oktober 2018

Die Idee für ein Exilmuseum stammt von Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Die Versteigerung einer privaten Kunstsammlung in Berlin brachte insgesamt 6,3 Millionen Euro zusammen - Grundstock für das neue Museum.

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Versteigerung der Sammlung Bernd Schultz im Auktionshaus Grisebach in Berlin
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Der Berliner Kunsthändler Bernd Schultz stiftet seine private Kunstsammlung wertvoller Papierarbeiten als finanziellen Grundstein für das geplante Exilmuseum. Der Gründer des renommierten Auktionshauses Villa Grisebach ließ dort an zwei Tagen Arbeiten von Picasso, Matisse, Kokoschka und auch zeitgenössischen Künstlern versteigern.

Am ersten Tag der Kunstauktion bei Grisebach wurden bereits 1,6 Millionen Euro erzielt. Auch telefonische Gebote aus dem Ausland waren möglich. Zeichnungen der Berliner Künstlerin Käthe Kollwitz erzielten Höchstpreise und gingen für über 400.000,- Euro an den Meistbietenden. Als Gesamterlös der zweitägigen Versteigerung kamen insgesamt 6,3 Millionen Euro zusammen - mehr als Stifter und Förderer erwartet hatten.

Berlin Auktionshaus Grisebach Versteigerung Sammlung Bernd Schultz
Bürgerschaftliches Engagement: Bernd Schultz stiftet den Verkaufserlös seiner privaten KunstsammlungBild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Kunstverkauf als Bürger-Engagement

Der Erlös der Auktion kommt vollständig dem Gründungsfond des Museums zu Gute. Für den 76-Jährigen Kunstsammler Bernd Schultz eine Herzensangelegenheit. "Wir werden ein Exilmuseum gründen, in dem wir die Geschichte der 500.000 Menschen wieder in Erinnerung rufen, die unser Land in der NS-Zeit aus dem deutschsprachigen Kulturkreis vertrieben hat", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Bei der Auktion kommen 300 Handzeichnungen aus 500 Jahren Kunstgeschichte unter den Hammer, so die Ankündigung im Auktionskatalog. Die prominente Schriftstellerin Herta Müller hat darin das Vorwort verfasst. "Es ist bitter", schreibt sie, "aber es liegt heute fast noch derselbe Schatten wie 1945 auf dem Thema Exil."

Exil als einschneidende Erfahrung

Das geplante Exilmuseum soll mitten in Berlin entstehen. Als Bauplatz ist ein Grundstück in der Nähe des Anhalter Bahnhofs ins Auge gefasst, dem einstigen Zentralbahnhof Berlins.

Berlin Anhalter Bahnhof
Der Anhalter Bahnhof in Berlin. Von hier brachen viele auf in die FerneBild: Imago/Arkivi

Für Gründungsdirektor Christoph Stölzl ein historisch bedeutsamer Ort: "Von hier aus fuhren Zehntausende ins Exil, darunter auch Heinrich Mann, Alfred Döblin und George Grosz", sagte der frühere Direktor des Deutschen Historischen Museums in Berlin.

Ein Portraitband über deutsche Emigranten, mit Fotografien von Stefan Moses, gab ihm letztendlich die Initialzündung für die Museumsidee, die auch Herta Müller schon angeregt hatte, erzählt Stölzl. Als Autor dieses Fotobandes machte er die Erfahrung, dass nicht historische Daten und Fakten, sondern nur persönliche Geschichten die Dimensionen des Exils in einem fremden Land erfahrbar machen.

Prominente Förderer der Museumsidee

Die Schriftstellerin Herta Müller ist Schirmherrin des ambitionierten Museums-Projektes. Sie musste vor der Verfolgung durch das Ceausescu-Regime aus ihrer Heimat Rumänien nach Deutschland fliehen. Die Exilerfahrung ist zu ihrem Lebensthema geworden. Viele ihrer Bücher beschäftigen sich mit der Erfahrung des Heimatverlustes, des Lebens in der Fremde und dem Exil.

Schriftstellerin Herta Müller
Engagiert für das neue Exilmuseum: Die Schriftstellerin Herta MüllerBild: Imago/epd

Seit 2009 engagiert sich die weltweit erfolgreiche Schriftstellerin für die Gründung eines Exilmuseums in Deutschland. "Nirgends in unserem Land gibt es einen Ort, an dem man den Inhalt des Wortes Exil an einzelnen Schicksalen entlang darstellen kann", schreibt sie auf der Homepage der Gründungstiftung. "In einem Exilmuseum könnten sich die jüngeren Deutschen ein Bild machen."

Weitere Unterstützer und Mitglieder des Kuratoriums sind Springer-Chef Mathias Döpfner, Industriellenerbin Gabriele Quandt und der Berliner Kunstsammler und Prominentenanwalt Peter Raue. Christoph Stölzl hofft, die Eröffnung des neuen Museums bis zum 80. Jahrestag der Kapitulation des Nazi-Regimes und dem Ende des Zweiten Weltkrieges 2025 realisieren zu können.