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Politik

"Entsetzlicher Vorfall" in Reading

21. Juni 2020

Erst gab es in der Stadt westlich von London eine friedliche Demo gegen Rassismus, dann eine Messerattacke mit Toten und Verletzten. Die Polizei stuft den Messerangriff inzwischen als "terroristischen Akt" ein.

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UK Vorfall in Reading | Mehrere Menschen in Park mit Messer veletzt
Bild: picture-alliance/empics/S. Parsons

Bei einer Messerattacke in der südenglischen Stadt Reading sind drei Menschen getötet worden. Drei weitere erlitten ernste Verletzungen, wie die Behörden am frühen Sonntagmorgen mitteilten. Am Tatort im Park Forbury Gardens im Stadtzentrum wurde ein 25 Jahre alter Tatverdächtiger festgenommen. Der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge soll es sich bei dem Festgenommenen um einen Libyer handeln. Die Polizei machte dazu zunächst keine näheren Angaben. Sie erklärte lediglich, bei dem Verdächtigen handele es sich um einen Einwohner der Stadt. In einem Video war zu sehen, wie eine Antiterroreinheit am Wohnsitz des Mannes in Reading eine kontrollierte Sprengung vornahm.

"Der Park war ziemlich voll, viele Leute saßen dort herum und tranken mit Freunden, als eine einzelne Person durchging und einige unverständliche Worte schrie", berichtete ein Augenzeuge. Der Mann sei auf eine Gruppe von etwa zehn Personen zugegangen und habe mehreren von ihnen in Hals und Oberkörper gestochen. Dann sei er zu einer anderen Gruppe gerannt und habe auch dort Menschen angegriffen.

Motiv: Terror

Nach ersten Ermittlungen handele es sich um einen "terroristischen Vorfall", erklärte die Polizei in der Stadt Reading. Der Tatverdächtige sei unter Mordverdacht festgenommen worden. Am Sonntagmorgen tagte in London das Sicherheitskabinett. Der britische Premierminister Boris Johnson sprach von einem "entsetzlichen Vorfall", Innenministerin Priti Patel von einer "sinnlosen Attacke gegen Menschen, die einfach nur einen Samstagabend mit Familien und Freunden genießen wollten".

Etwa zwei Stunden vor der Attacke hatte in Reading eine friedliche Demonstration der Anti-Rassismus-Bewegung "Black Lives Matter" stattgefunden. Einen erkennbaren Zusammenhang gibt es nach Auskunft der Polizei nicht. Die Organisatorin des Protests, Nieema Hassan, schrieb bei Facebook, niemand von den Demonstranten sei getroffen worden. "Wir waren alle schon weg, als das passierte."

Mehrere islamistische Attacken

Großbritannien war in den vergangenen Jahren mehrfach von islamistischen Anschlägen erschüttert worden. Anfang Februar verletzte ein polizeibekannter Islamist drei Passanten in London mit einer Stichwaffe, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Ende November erstach ein vorzeitig aus der Haft entlassener Islamist auf der London Bridge zwei Menschen und verletzte mehrere weitere, bevor er von Polizisten erschossen wurde. Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte beide Angriffe für sich.

Premier Johnson hatte nach seinem Wahlsieg im Dezember in Aussicht gestellt, die Strafen für terroristische Angriffe zu erhöhen. Aufgrund der strengen Waffengesetze in Großbritannien werden die meisten Angriffe mit Stichwaffen verübt.

wa/qu/kle (dpa, afp, rtr)