Entscheidungsschlacht um Abidjan
4. April 2011Truppen des international anerkannten Wahlsiegers und Präsidenten Alassane Ouattara rüsteten am Montag (04.04.2011) zur erneuten Attacke auf die restlichen Einheiten seines Rivalen und Ex-Staatschefs Laurent Gbagbo. Etwa 4.000 weitere Soldaten rückten schwerbewaffnet nach Abidjan ein. Nach Angaben ihrer militärischen Führung liefern sich dort bereits seit Tagen etwa 5.000 ihrer Leute schwere Gefechte. Der designierte Ministerpräsident und ehemalige Rebellenführer, Guillaume Soro, sagte im Fernsehsender TCI, die Hafenstadt sei "reif für eine Schnelloffensive". Die Truppen Gbagbos befänden sich "in Panik".
Alarmiert von Menschenjagd und Morden
Der Krieg trifft vor allem die Zivilisten. Die meisten der rund vier Millionen Einwohner Abidjans verlassen nur noch in Notfällen ihre Häuser. Die Lebensmittel sind mittlerweile knapp und Plünderungen an der Tagesordnungen. Die Vereinten Nationen, die Europäische Union und auch die Welthungerhilfe appellierten eindringlich an die Bürgerkriegsparteien. "Ich bin alarmiert über Berichte von Menschenjagden und von ethnischen Morden", sagte die in der EU für die Krise zuständige Kommissarin, die Bulgarin Kristalina Georgieva. Sie warnte vor einem Übergreifen des blutigen Dramas auf die Nachbarländer, insbesondere Liberia.
Die Vizepräsidentin der Deutschen Afrika-Stiftung und Grünen-Politkerin, Uschi Eid, sparte nicht mit Kritik an den afrikanischen Staaten. So warf sie etwa der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft -ECOWAS- und der Afrikanischen Union vor, wegen ihrer Uneinigkeit mit Vermittlungsversuchen in der Elfenbeinküste gescheitert zu sein. "Es ist wirklich fast ein diplomatisches Desaster, was sich da abzeichnet und wo die Afrikanische Union als völlig handlungsunfähig dasteht", sagte die ehemalige Staatssekretärin und Afrika-Beauftragte von SPD-Kanzler Gerhard Schröder.
Kaum noch Deutsche in der Elfenbeinküste
Aus Sorge um die mehr als 12.000 Franzosen in der Elfenbeinküste beschloss die Regierung in Paris unterdessen weitere Schutzmaßnahmen. Es gehe dabei noch nicht um eine Evakuierung, sagte der französische Botschafter in dem westafrkanischen Land. Alle Landsleute würden freiwillig zunächst nur an sichere Orte gebracht. Seine 1500 Soldaten verstärkte das Verteidigungsministerium vorsorglich um 150 Mann. Nach Schätzungen des Auswärtigen Amtes in Berlin befinden sich noch etwa 30 Deutsche vor Ort. Die meisten anderen hätten das Krisenland längst verlassen.
Autor: Gerd Winkelmann (dpa, ap, rtr, afp)
Redaktion: Michael Wehling