Entscheidung über Astana-Lizenz im April
3. April 2015Der Andrang vor der Lizenz-Kommission des Weltradsport-Verbandes UCI war stark: Vertreter der sportwissenschaftlichen Abteilung der Uni Lausanne sowie Teammanagement, Anwälte und Radprofis des umstrittenen Astana-Teams standen am Donnerstag Rede und Antwort. Die Anhörung unter dem Vorsitz des ehemaligen Schweizer Bundestrichters Pierre Zappelli über den möglichen Entzug der WorldTour-Lizenz dauerte nach Informationen der "Gazzetta dello Sport" neun Stunden. Die Entscheidung über die Elite-Lizenz für die kasachische Problem-Mannschaft nach dem Hearing wird "in den nächsten Wochen fallen", hatte zuvor UCI-Sprecher Louis Chenaille auf Anfrage der Deutschen Presse Agentur erklärt.
Die italienische Sportzeitung nannte den 24. April als Datum, womit das Team noch ungehindert die Klassiker Paris-Roubaix (12. April), Amstel Gold Race (19.) und den Flèche Wallonne (22.) fahren könnte. Außerdem könnte das Team des Toursiegers Vincenzo Nibali weiteres Entlastungsmaterial vorlegen. Zu Wochenbeginn hatte die niederländische Zeitung "De Telegraaf" unter Berufung auf UCI-Kreise gemeldet, die Entscheidung sei bereits gefallen, und das Team werde die Fahrerlaubnis in der höchsten Klasse verlieren. Somit fände die diesjährige Tour de France vom 4. Juli an mutmaßlich ohne den Vorjahressieger und Astana-Kapitän Nibali aus Italien statt.
Droht ein Mammut-Prozess?
Die "Gazzetta" mutmaßt einen langwierigen Prozess - vor allem dann, wenn die Parteien nach der Entscheidung durch die Lizenz-Kommission noch den Internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen. Das Gremium in Genf hatte nach der vorläufigen Vergabe der Lizenz an das Astana-Team, das 2014 mit fünf Dopingfällen in die Schlagzeilen geriet, seine Entscheidung vom Dezember zur Disposition gestellt. Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft Padua über eine illegale Kooperation zwischen dem auf Lebenszeit gesperrten Mediziner Michele Ferrari und Astana-Teamchef Alexander Winokurow waren untersucht worden. Zudem hatte eine von der UCI initiierte Untersuchung der Uni Lausanne offensichtlich unzureichende Anti-Doping-Strukturen im Team aufgedeckt.
Der 2007 als Profi des Blutdopings überführte, dann gesperrte, aber bis heute nicht geständige Winokurow gilt als die Problem-Personalie schlechthin im Radsport. Offensichtlich bröckelt auch sein Rückhalt in der Heimat, wo er als eine Art Ikone als unanfechtbar galt. Aus dem Olympia-Bewerbungsteam für die Winterspiele 2022 in der kasachischen Hauptstadt Astana wurde der Straßen-Olympiasieger von London bereits aussortiert. Auf der Astana-Homepage hatte der kasachische Rad-Verbandspräsident Drakan Kaletajew vor dem UCI-Hearing wortreich einen gemeinsamen Kampf gegen Manipulation ("Null Toleranz") angeboten. Seite an Seite mit der UCI und der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA.
ck/pg (dpa)