Gruppe C: England Tabellenführer
18. Juni 2010Und wieder hat ein Turnierfavorit für Ernüchterung gesorgt. Denn die Engländer stehen erstmals seit 52 Jahren vor dem Vorrunden-Aus bei einer Weltmeisterschaft. Gegen die Außenseiter aus Algerien reichte es nur zu einem 0:0.
Trainer Fabio Capello hatte kurz vor der Partie seinen vermeintlichen Schwachpunkt ersetzt: Im Tor bot er statt Robert Green David James auf. Die einzig gute Nachricht für die Engländer: Er machte seinem Ruf als "calamity-James", als "Katastrophen-James" diesmal keine Ehre und durfte einen ruhigen Abend in Kapstadt verbringen.
Der Rest der Mannschaft aber enttäuschte meistens. Von Rooney nichts zu sehen, von Lampard nichts, und auch Gerrard ließ sich von aufopferungsvoll kämpfenden Algeriern ein ums andere Mal den Ball abluchsen. Die erste Chance hatte Kapitän Gerrard erst nach einer halben Stunde, Lampard scheiterte wenig später am starken algerischen Torhüter M'Bohli.
Und dann waren auch noch die Fans schuld
Spätestens mit Beginn der zweiten Halbzeit machte sich Ratlosigkeit breit, später sogar Resignation. Zwingende Torchancen, spektakuläre Aktionen gab es nicht mehr. Ein Klassenunterschied zwischen beiden Mannschaften war nie zu erkennen. Auch die späte Einwechslung von Mittelstürmer Crouch brachte nicht mehr den erhofften Siegtreffer.
Wie schlecht die Stimmung beim Mitfavoriten nach den beiden Unentschieden gegen die USA und gegen Algerien ist, verrät der ironische Seitenhieb von Wayne Rooney in Richtung der Zuschauer: "Es ist richtig schön, wenn die eigenen Fans einen nach dem Spiel auspfeifen", legte sich der erneut blasse Stürmer mit den eigenen Fans an.
Slowenien vergibt eine 2:0-Führung
Im anderen Spiel der Gruppe C hatte bis zur 82. Minute alles nach dem vorzeitigen Aus für die US-Boys ausgesehen, aber dann kam Michael Bradley: Der Mönchengladbacher erzielte mit einem sehenswerten Schuss unter die Latte den 2:2-Ausgleich und erhielt dem Team seines Vaters Bob die Minimalchance auf das Erreichen des Achtelfinales. Bis zu diesem Moment hatte es in der Gruppe C nach einer kleinen Fußball-Sensation gerochen. Denn Slowenien, das mit zwei Millionen Einwohnern kleinste WM-Land, hatte schon mit 2:0 geführt.
Donovans Gewaltschuss bringt die Wende
Valter Birsa (13.) und Zlatan Ljubijankic (42.) hatten eine klare Führung herausgeschossen, Slowenien stand fünf Tage nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen Algerien schon fast im Achtelfinale. Aber in der zweiten Halbzeit zeigten die Amerikaner ihr Kämpferherz. Wie schon im ersten Gruppenspiel gegen England holten sie einen Rückstand auf. Der ehemalige Bundesligaprofi von Bayer Leverkusen und Bayern München, Landon Donovan, lief allein auf das slowenische Tor zu und hämmerte den Ball mit solcher Wucht aus spitzem Winkel unter die Latte, dass der bedauernswerte Torhüter Deckung hinter dem Pfosten suchte. Hätte er den Ball abzuwehren versucht, wäre er wohl mit ihm über die Linie geflogen. In der Folge spielten sich die USA noch mehrere Chancen heraus - eine davon nutzte Bradley zum umjubelten Ausgleich.
Die wundersame Welt des Herrn C. aus Mali
Die Amerikaner hätten sogar noch gewinnen können. Aber Schiedsrichter Koman Coulibaly aus Mali verweigerte einem weiteren Treffer kurz vor Schluss die Anerkennung. Warum, weiß wohl nur der Unparteiische. Denn bei einem Freistoß von Donovan hielt so ziemlich jeder im Strafraum anwesende Slowene seinen US-Gegner fest im Griff, Maurice Edu schaffte es dennoch, sich durchzusetzen und den Ball ins Tor zu bugsieren, aber Herr Coulibali entschied auf Freistoß für Slowenien.
Autor: Tobias Oelmaier
Redaktion: Olivia Fritz