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Gaskraftwerke

15. September 2011

Die Energiewende in Deutschland ist in vollem Gange. Bis 2020 soll mehr als ein Drittel der Energie aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft kommen. Davon profitieren ausgerechnet die Hersteller von Gaskraftwerken.

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Bild: DW-TV

Ein Gigant aus glänzendem Stahl schwebt durch die Produktionshalle. Es ist das Innenteil, das Herzstück einer Gasturbine. Einer SGT6-5000F, um genau zu sein. Die Turbine hat 1500 Schaufeln, dicht an dicht montiert. Sie werden die Gasturbine später antreiben, einen Generator bewegen und so Stromerzeugen.

Die Gasturbine wiegt rund 400 Tonnen
Die Gasturbine wiegt rund 400 TonnenBild: DW-TV

Die SGT6-5000F ist ein Modell, das im Gasturbinenwerk von Siemens in Berlin gefertigt wird. "Nächsten Monat werden wir die Turbine hier anwerfen, für mich ist das eine Premiere", sagt Markus Vogelsang, ein 31-jähriger Ingenieur. Seit ein paar Monaten ist er Gruppenleiter in der Endmontage.

Vogelsang hat auf das richtige Pferd gesetzt: Der Maschinenbauer hat seine Diplomarbeit bei Siemens geschrieben und ist geblieben. Jetzt ist er für das Unternehmen Gold wert. "Heute gesehen war die Entscheidung, Maschinenbau zu studieren, genau die richtige", sagt er. "Vielleicht auch der Schwerpunkt Konstruktion. Ich bin heilfroh, mir keine Sorgen mehr machen zu müssen."

Schnelle Notlösung

Markus Vogelsang, Ingenieur bei Siemens
Ingenieur VogelsangBild: DW-TV

Denn Vogelsangs Gasturbinen verkaufen sich immer besser. Sie werden in Gaskraftwerken eingebaut. Bislang decken Gaskraftwerke in Deutschland erst 14 Prozent des Strombedarfs ab. Doch ihr Anteil wird steigen.

"Gaskraftwerke werden zunehmend als Back-up gebraucht", erklärt Lothar Balling. Er ist der Leiter der Gaskraft-Sparte bei Siemens. Gerade hat er ein neues Kraftwerk an den deutschen Energieversorger EON verkauft, die Kollegen haben es im bayrischen Irsching aufgebaut.

"Allein in Deutschland werden 20 bis 30 solcher Anlagen gebraucht", schätzt Balling, "weil immer mehr Energieunternehmen Strom durch Windräder und Solaranlagen erzeugen. Wenn aber Flaute herrscht oder die Sonne durch Wolken bedeckt ist, muss der Strom woanders herkommen. Dafür braucht man Kraftwerke, die man sehr schnell anfahren kann, um so den plötzlichen Ausfall zu kompensieren."

Gaskraftwerk sollen Schwankungen im Stromnetz ausgleichen
Gaskraftwerke sollen Schwankungen im Stromnetz ausgleichenBild: DW-TV

Das neue Werk in Irsching braucht genau 25 Minuten: von Stillstand bis Volllast. "Außerdem waren die Investitionskosten von 500 Millionen Euro viel geringer als etwa für ein neues Kohlekraftwerk, das kostet etwa eine Milliarde Euro", so Balling. Auch ein Punkt, der Gaskraftwerke für Stromversorger und Stadtwerke attraktiv macht.

Effizienzsteigerung

Das Siemens-Werk in Irsching ist ein Prototyp. Es besitzt eine neu entwickelte Gas- und eine Dampfturbine. Die Turbinen laufen zusammen und bringen eine Leistung von 600 Megawatt. "Damit können Sie eine Million Drei-Personen-Haushalte versorgen", sagt Lothar Balling. Und das mit weniger Erdgas. Denn das Werk sei "Weltmeister" mit einem Wirkungsgrad von mehr als 60 Prozent. Laut Siemens-Angaben verbraucht es ein Drittel weniger Erdgas pro erzeugter Kilowattstunde als eine durchschnittliche Anlage irgendwo auf der Welt.

Lothar Balling, Leiter Gaskraft bei Siemens
Lothar Balling, Leiter Gaskraft bei SiemensBild: DW-TV

Und trotzdem: Ganz sauber sind Gaskraftwerke nicht. Sie blasen etwa 400 Gramm CO2 pro Kilowattstunde Strom in die Luft. Das ist zwar nur halb so viel wie bei Kohlekraftwerken, aber nicht zu vergleichen mit wirklich sauberen Energiequellen wie Sonne oder Wind. Zumal der Rohstoff Erdgas meistens teuer importiert werden muss.

Doch Lösungen sind in Sicht: Verschiedene Forschungsinstitute und Unternehmen in Deutschland arbeiten an Verfahren, die Wind- und Solarstrom in Methan umwandeln, in künstliches Erdgas sozusagen. Gelingt der Durchbruch, wird dieses sogenannte "Wind- oder Solargas" den Gaskraftwerken weiteren Auftrieb geben.

Autorin: Grit Hofmann
Redaktion: Andreas Becker