Endgültiges Aus für Loveparade-Prozess?
Über acht Jahre nach der Katastrophe der Duisburger Loveparade 2010 gibt es immer noch kein Urteil. Das Landgericht Duisburg will den Prozess nun einstellen.
Februar 2019
Fast 100 Verhandlungstage dauert der Prozess um die Duisburger Loveparade bereits. Wegen des großen öffentlichen Interesses hatte das Landgericht Duisburg ihn am 8. Dezember 2017 im Kongresszentrum der Düsseldorfer Messe eröffnet. Doch nun hat das Gericht vorgeschlagen, das Verfahren einzustellen. Begründung: Die Katastrophe sei auf "kollektives Versagen in der Durchführungsphase" zurückzuführen.
5. Februar 2019
Noch bis Dienstag können sich Staatsanwaltschaft und Angeklagte zur Einstellung des Verfahrens äußern. Ein Angeklagter hat bereits erklärt, dass er eine Einstellung ablehnt. Gegen ihn würde dann weiter verhandelt.
24. Juli 2010
Rückblick: Im Ein- und Ausgangsbereich zur Loveparade in Duisburg kommt es am 24. Juli 2010 zu einer Massenpanik. Im Gedränge sterben 21 Menschen. Die Opfer werden erdrückt oder niedergetrampelt. Hunderte weitere Besucher werden verletzt. Die Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen Unbekannt auf - wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung.
25. Juli 2010
Auf einer Pressekonferenz äußern sich die Verantwortlichen zu dem Unglück. Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU), Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller sowie der stellvertretende Duisburger Polizeipräsident Detlef von Schmeling (v. r.) weisen jegliche Verantwortung von sich.
31. Juli 2010
Zur Trauerfeier kommen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der damalige Bundespräsident Christian Wulff. Dagegen bleibt Oberbürgermeister Sauerland der Gedenkveranstaltung fern. Der Kommunalpolitiker steht im Zentrum der Kritik, da er nicht zurücktreten will.
18. Januar 2011
Die Staatsanwaltschaft Duisburg nimmt Ermittlungen gegen den damaligen Polizei-Einsatzleiter sowie gegen Mitarbeiter der Stadt und des Veranstalters Lopavent auf. Sauerland und Veranstalter Schaller gehören nicht zu den Beschuldigten.
24. Juli 2011
Auch am ersten Jahrestag des Loveparade-Unglücks ist die Frage nach der strafrechtlichen Verantwortung weiter ungeklärt. In Duisburg sammeln derweil Gegner Sauerlands Unterschriften für dessen Abwahl. Einen freiwilligen Amtsverzicht lehnt das Stadtoberhaupt weiter ab. Ein Jahr nach der Katastrophe haben nur Angehörige Zutritt zur Unglücksstelle.
12. Februar 2012
Ein von Sauerlands Kritikern durchgesetzter Bürgerentscheid endet mit der Abwahl des Oberbürgermeisters. Während der CDU-Politiker seinen Stuhl im Duisburger Rathaus räumen muss, ermittelt die Staatsanwaltschaft weiter gegen 17 namentlich benannte Verdächtige.
24. Juli 2013
Am Unglücksort wird eine Gedenkstätte eröffnet. 21 Holzkreuze und eine Gedenktafel erinnern an die Opfer. In den Monaten danach wird die Gedenkstätte mehrfach verwüstet.
10. Februar 2014
Die Staatsanwaltschaft Duisburg hat ihre Ermittlungen abgeschlossen und erhebt Anklage gegen sechs Mitarbeiter der Stadt und gegen vier Lopavent-Mitarbeiter. Der Vorwurf: fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung.
5. April 2016
Mehr als zwei Jahre nach der Anklageerhebung verkündet das Duisburger Landgericht: Die Anklage wird nicht zugelassen, die Eröffnung des Hauptverfahrens wird abgelehnt. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft könnten mit den vorgelegten Beweismitteln nicht bewiesen werden, eine Verurteilung der Angeklagten sei deshalb nicht zu erwarten. Staatsanwaltschaft und Nebenkläger gehen in Berufung.
24. April 2017
Die Katastrophe wird nun doch in einem Strafprozess aufgearbeitet. Das hat das Düsseldorfer Oberlandesgericht (OLG) angeordnet, nachdem Staatsanwalt und Nebenkläger Beschwerde gegen den Beschluss des Landgerichts Duisburg eingelegt hatten. Das OLG hält - im Gegensatz zum Landgericht - eine Verurteilung für hinreichend wahrscheinlich. Prozessbeginn ist am 8. Dezember 2017.
5. Februar 2019
Wird der Prozess nun endgültig eingestellt? Oder wird er zumindest gegen einen - oder mehrere - der Angeklagten fortgeführt? Viele Fragen wird der Prozess auch dann nicht klären. Dieses Graffiti an der Gedenkstätte der Katastrophe deutet an: Trauer und Zorn bleiben.