Emirate suchen deutsches Know-How
17. Mai 2005In Dubai entstehen Luxus-Wohnanlagen auf künstlich aufgeschütteten Inseln in Palmenform, Touristen sollen in
Unterwasserhotels wohnen. Am Persisch-Arabischen Golf herrschen Aufbruchstimmung und rasantes Wachstum. Deutsche Wirtschaftsvertreter, die öfter in die Region reisen, können davon berichten. "Es gibt keinen Platz in Dubai, an dem man nicht auf eine ganze Horde von Kränen stößt", erzählt Michael Wehlert von der Essener Wirtschaftsförderung. "Ich habe einmal an einer Baustelle bei 70 Kränen aufgehört zu zählen, und das war noch lange nicht alles."
Öl, Geld und Flugzeuge
Das bekannteste Emirat Dubai setzt nicht mehr nur auf Öl, sondern macht sich einen Namen als Finanzplatz und baut seine Fluglinie aus. Axel Steller, Unternehmer aus Essen, will an diesem Wachstum teilhaben. Er betreibt dort eine Werbeagentur für arabische Firmen, betreut zum Beispiel Publikationen für Einheimische, die sich in deutschen Kliniken behandeln lassen wollen. Für ihn ist die Niederlassung in Dubai ein wichtiger Geschäftszweig: "Dubai ist eine Boomregion. Dubai ist die am schnellsten wachsende Region der Welt. Abu Dhabi, sagt man, steht vor dem großen Bang."
Belohnung: Wenig Steuern, wenig Bürokratie
Doch nicht nur Dubai und Abu Dhabi, auch die weniger schillernden Emirate wollen deutsche Firmen anziehen, und zwar nicht des Kapitals wegen. Oussama El Omari wirbt für das Scheichtum Ras al Khaimah mit günstigen Konditionen für ausländische Investitionen. "Wir wollen deutsche Firmen aus allen Branchen zu uns holen, egal ob das Dienstleister sind, Industrieunternehmen oder Handwerks-Firmen", betont El Omari. "Denn das Know How und die Technologie der deutschen Firmen sind außerordentlich weit entwickelt." Ras al Khaimah verspreche Steuerfreiheit und wenig Bürokratie bei der Firmengründung.
Rücksicht auf orientalische Sitten
Die kleinen Scheichtümer wollen den deutschen Mittelständlern das Leben leicht machen. Aber dafür gibt es andere Hürden im Geschäftsleben - etwa die orientalischen Gepflogenheiten. "Ich habe mir angewöhnt, dass man sich erst zwei, drei Tage vorher um einen Termin kümmert", berichtet Jürgen Friedrich, der die deutsche Außenhandelskammer in Dubai leitet. "Deutsche Geschäftsreisende müssen sich eben darauf einstellen, dass sie nicht vormittags anreisen, mittags einen Termin machen und abends wieder zurückfahren."
"Frauen sind wirklich gleichgestellt"
Aber nicht nur das unterschiedliche Zeitgefühl sorgt immer wieder für Spannungen zwischen den Kulturen: Wie viel Macht haben Frauen in dieser scheinbar von Männern dominierten Business-Welt? Raja Esa Al Gurg leitet die Geschäftsfrauen-Vereinigung in den Emiraten und sieht keine speziellen Probleme für Frauen: "Wir sind in unserer Gesellschaft wirklich gleichgestellt. Wir sind Ärztinnen, wir sind Rechtsanwältinnen, wir sind Ingenieurinnen, wir sind Hochschul-Lehrerinnen." Die Chefin eines Unternehmens mit 24 Angestellten und will von einer Diskriminierung der Frau in ihrem Land nichts wissen - im Gegenteil: "Es ist so selbstverständlich, dass wir nicht einmal besonders stolz drauf sein müssen."