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Elon Musk, Gewinner der US-Wahl

6. November 2024

Mit viel Geld und medialer Reichweite hat er Donald Trump unterstützt. So hat der reichste Mann der Welt den Wahlkampf mitentschieden und könnte nun seine Macht ausbauen.

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USA | Donald Trump und Elon Musk
Voller Einsatz für Donald Trump: Elon Musk im US-WahlkampfBild: Jim Watson/AFP

"Wir haben einen neuen Star -  Elon!" Fast vier Minuten lang dauerte die Lobeshymne, die Donald Trump am Wahlabend auf den Tech-Milliardär Elon Musk anstimmte. Musk sei "ein besonderer Typ, ein super Genie", so Trump bei der Verkündung seines Wahlsieges in Mar-a-Lago, Florida.

Nicht einmal über sich selbst verlor Trump im Moment seines größten Triumphs mehr Worte. Warum? Da wären zunächst einmal die 119 Millionen US-Dollar, die Musk für Trump-Werbung ausgegeben hat. 

Im teuersten Wahlkampf aller Zeiten dürften Musks Spenden einen Unterschied gemacht haben, sagt der Politikwissenschaftler Jan Rathje. Er ist Experte für Rechtsextremismus und Verschwörungsideologien am Center für Monitoring, Analyse und Strategie CeMAS. "Elon Musk hat das Ganze ja noch auf die Spitze getrieben mit seiner Lotterie", so Rathje zur DW. Dabei verloste er täglich eine Million US-Dollar an Trump-Anhänger in den entscheidenden Swing-States.

X als "Hölle des Hasses"

Neben Geld hat Musk Trump viel Aufmerksamkeit verschafft, vor allem auf seiner Plattform X, ehemals Twitter.  "Zum einen, indem er selbst extrem rechte Inhalte geteilt hat", sagt Rathje, "aber andererseits auch dadurch, dass er rechtsextremen Akteurinnen erlaubt hat, wieder Accounts auf seiner Plattform einzurichten und wieder große Reichweiten aufzubauen."

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Eine Analyse der Nichtregierungsorganisation Center for Countering Digital Hate (CCDH) legt nahe, dass Musk mit seiner Plattform X, früher Twitter, den Wahlkampf zugunsten Trumps manipuliert haben könnte. Musks falsche oder irreführende Behauptungen über die US-Wahlen seien fast 1,2 Milliarden Mal auf X aufgerufen worden, so CCDH-Gründer Imran Ahmed. "Seitdem Elon Musk X übernommen hat, hat sich die Plattform in eine Hölle des Hasses und der Desinformation verwandelt - und eine Menge davon kommt von Musk selbst," sagte Ahmed der DW

Fake News als Identitätsstifter

Zweifel an dieser Darstellung meldet Jeanette Hofmann an. "Ich gehe ich nicht davon aus, dass X oder Musk selbst großen manipulativen Einfluss hat, wie häufig unterstellt wird", sagt die Leiterin der Forschungsgruppe Politik der Digitalisierung am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) der DW. "Ich würde sagen, es ist eher umgekehrt so, dass Musk die Auffassungen die politischen Meinungen vieler Trump-Anhängerinnen widerspiegelt. Insofern sehe ich ihn eher als Repräsentanten einer gewissen Gefühlslage und bestimmter Auffassungen, die in Amerika anscheinend derzeit vorherrschend sind." 

Eine Frau mit kurzen lockigen Haaren und Brille
Jeanette Hofmann, Leiterin der Forschungsgruppe Politik der Digitalisierung am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB)Bild: Bernhard Ludewig

Allgemein werde der Einfluss von Desinformation, also Falschbehauptungen, häufig überschätzt, sagt Hofmann. "Hierzulande wird oft befürchtet, dass Desinformation eine hohe manipulative Wirkung hat. Ich denke, es hat eher eine identitätsstiftende Wirkung." Wer auf X Falschbehauptungen teilt, etwa zu Haustier-verspeisenden Migranten, glaubt also nicht notwendigerweise, dass diese wahr sind. Durch das Liken und Verbreiten brächten Menschen eher ihre Zugehörigkeit zu einem politischen Lager zum Ausdruck, so Hofmann. Etwa die Loyalität zu einem Populisten wir Trump.

Deutungsmuster, die auch in Deutschland greifen

Gilt das auch für Deutschland, wo im nächsten Jahr Bundestagswahlen anstehen? Ja, meint Hofmann. "Was sich aber radikal unterscheidet ist die nationale Medienlandschaft." Sie habe maßgeblichen Einfluss darauf, ob Desinformation ihre identitätsstiftende Wirkung entfalten könne. In Deutschland würde dies durch eine Medienlandschaft abgemildert, die Falschbehauptungen weniger stark verbreite.

Auch Curd Knüpfer sieht Desinformation nicht als Wahl-entscheidenden Faktor, weder in den USA noch in Deutschland. Er forscht am Digital Democracy Center der Süddänischen Universität in Odense zur politischen Kommunikation. Und betont im DW-Gespräch, dass auch in Deutschland ähnliche Deutungsmuster wie in den USA verfangen könnten. "Hierzulande hat sich auch eine fundamentale Unzufriedenheit mit den etablierten Institutionen breit gemacht. Mit den Medien, wie sie existieren, mit den Bildungsinstitutionen, mit den demokratischen Abläufen, mit den Parteien." Dieses "Gegennarrativ" werde vor allem über neue Medien verbreitet. "Natürlich hilft es, wenn man eine Maschinerie hat, die diese Heuristiken immer wieder bedient."

Treffen sich zwei Milliardäre im Oval Office

Wird aus dem reichsten Mann der Welt nun auch mächtigste? Seine Nähe zum designierten 47. US-Präsidenten dürfte den Einfluss des Tech-Milliardärs zumindest weiter wachsen lassen. Noch am Wahlabend postete Musk auf seiner Plattform eine Fotomontage, auf der er ins Oval Office, das Büro des US-Präsidenten schreitet. Ob er einen bedeutenden Regierungsposten übernimmt, ist allerdings offen.

Screenshot X Elon Musk
Ein Freund von Trump - und von Internet-Humor: Elon MuskBild: x.com/elonmusk

"Man darf nicht unterschätzen, dass sich jetzt ein Fenster des Einflusses für Elon Musk geöffnet zu haben scheint", sagt Politikwissenschaftler Rathje. Nun könne er versuchen, staatliche Regulierung abzubauen, um wirtschaftlich zu profitieren. "Besonders hinsichtlich seiner Unternehmen SpaceX, Starlinkund Tesla, beispielsweise was die Rechte von Arbeitnehmenden angeht", so Rathje. Zudem könne er auf staatliche Großaufträge hoffen. Das gelte übrigens nicht nur für Muskund seine Unternehmen, sagt Politologe Knüpfer. Andere Tech-Giganten wie Amazonoder Metateilten das Interesse Musks an möglichst wenig Regeln und Steuern.

Ob die Männer-Freundschaft der beiden Milliardäre Musk und Trump anhält, wenn der Siegesrausch nachlässt? "Zwei große Egos wie die von Donald Trump und Elon Musk interagieren nicht notwendigerweise in Harmonie", sagt Rathje. Und verweist auf die erste Amtszeit Donald Trumps. Der Mann, der mit dem Spruch "Du bist gefeuert" berühmt wurde, schickte in seiner ersten Präsidentschaft neun von zehn seiner Top-Leute in die Wüste.