Elbehochwasser 2002: Bilder einer Jahrhundertkatastrophe
Dutzende Tote, Hunderte Verletzte, Zehntausende Obdachlose: Ausgelöst durch Starkregen traten vor zwanzig Jahren die Elbe und weitere Flüsse über die Ufer. Die Flut gilt als eine der schwersten Naturkatastrophen Europas.
Geflutete Straßen
Im August 2002 bringt Tief "Ilse" schwere Niederschläge nach Mitteleuropa. Sie führen in Tschechien, Österreich und Deutschland zum sogenannten Jahrhunderthochwasser. Zu den ersten betroffenen Städten zählt am 12. August Passau in Bayern. Die Donau erreicht mit 10,80 Metern den höchsten Pegelstand seit 1954. 850 Helferinnen und Helfer wie diese Männer im Taucheranzug sind pausenlos im Einsatz.
Dramatische Ausmaße
Auch im Erzgebirge und in Dresden wird Katastrophenalarm ausgelöst. Rasch nimmt die Flut dramatische Ausmaße an. Kleine Zuflüsse der Elbe wie die Müglitz oder Weißeritz verwandeln sich in reißende Ströme, auch der Pegelstand der Elbe steigt schnell. Pirna steht innerhalb weniger Stunden unter Wasser. Nahe Bad Schandau treibt dieses Auto durch die Fluten.
Zerstörte Kulturschätze
Am 17. August fluten Elbe und Weißeritz Teile der Dresdener Altstadt. Betroffen waren unter anderem der Zwinger mit seiner Gemäldegalerie und die weltberühmte Semperoper. Beide gehören zu den bekanntesten Barockbauwerken Deutschlands. Später werden die Schäden an Semperoper und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auf rund 47 Millionen Euro beziffert.
Schwimmbad statt Fußweg
Am selben Tag liegt der Elbepegel in Pirna bei 11,5 Metern, in Dresden erreicht er seinen Höchststand von 9,4 Metern - ein Rekordwert. Auf dem Schillerplatz steht das Wasser mehr als zwei Meter hoch, Teile der sächsischen Landeshauptstadt werden evakuiert.
Rettungsboot Marke Eigenbau
Auch andere Städte in Sachsen trifft das Hochwasser hart: Einige Orte wie Weesenstein sind durch die Wassermassen vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. In Meißen fährt ein Bewohner auf einem selbstgebauten Floß an der Markise einer Bäckerei vorbei. Einsatzkräfte versuchen derweil, die in ihren Häusern ausharrenden Menschen zu retten. Der Stadtkern Meißens wird komplett überflutet.
Kanzler in Gummistiefeln
Aus Krisen lässt sich Kapital schlagen: Bundeskanzler Gerhard Schröder, der sich mitten im Bundestagswahlkampf befindet, besucht mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt die von der Mulde verwüstete Stadt Grimma - und präsentiert sich als empathischer "Kanzler in Gummistiefeln". Kontrahent Edmund Stoiber urlaubt derweil an der Nordsee - die Wahl im Herbst gewinnt Schröder.
Land unter
Bei einem Dammbruch in der Nähe von Torgau ergießt sich Elbwasser in die Landschaft. Allein in Sachsen sterben 21 Menschen bei der Flutkatastrophe. Heute, 20 Jahre nach der Flut, sind Sachsens Bewohnerinnen und Bewohner deutlich besser vor Hochwasser geschützt: Seit 2002 investierte der Freistaat rund drei Milliarden Euro in Hochwasser-Schutzprojekte.
Wettlauf gegen die Zeit - und die Flutwelle
Die Flutwelle rollt von Sachsen aus Richtung Norden. Im brandenburgischen Kreis Prignitz läuft der Katastrophenschutz auf Hochtouren, die Evakuierung von 37 Ortschaften wird angeordnet. Bundeswehrsoldaten und -soldatinnen verstärken am 22. August mit Sandsäcken undichte Stellen im Elbdeich.
Schutzlose Stadt
Wenig später erreicht das Wasser Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Deutschland befindet sich im Alarmzustand: An einigen Orten gibt es Flutwellen von drei bis vier Metern Höhe. Das Foto zeigt die Altstadt des niedersächsischen Hitzacker, die nicht durch Deiche geschützt ist; am 23. August steht sie teilweise unter Wasser.
Sackgasse
Weite Flächen in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern werden überflutet: Auf einer Kreuzung bei Hitzacker können sich die Insassen dieser Autos gerade noch in Sicherheit bringen. Auch im Norden beginnen jetzt Massenevakuierungen entlang der Elbe.
Verstärkung der Deiche
Doch das Wasser steigt flussabwärts nicht so hoch wie befürchtet: Hier sichern Soldaten einen Elbdeich bei Lauenburg, wo die Flut die letzten Schäden anrichtet. Die Deiche im rund 50 Kilometer entfernten Hamburg und an der Elbmündung halten - dort ist der Fluss tiefer und breiter, außerdem schwächt sich die Flutwelle allmählich ab.
Trümmerlandschaft
Die Bilanz des Hochwassers ist verheerend. Zerstörte Straßen, Brücken und Eisenbahnschienen wie hier bei Riesa, beschädigte Deiche und Häuser, Felder, deren Ernte nicht mehr verwertbar ist: Das Elbehochwasser 2002 gilt als bis heute teuerste Naturkatastrophe in der deutschen Geschichte. 11,6 Milliarden Euro beträgt der Gesamtschaden.
Welle der Solidarität
Noch dramatischer als die materiellen Schäden sind die menschlichen Verluste: Mehr als 40 Menschen sterben im Elbehochwasser. Doch auch die Spendenbereitschaft ist enorm. Allein das Deutsche Rote Kreuz sammelt rund 146 Millionen Euro, um den Menschen in den Flutgebieten beim Wiederaufbau zu helfen - so wie diesem Mann, der auf dem Dach seines überschwemmten Hauses bei Wittenberg steht.
Wiederholung nicht ausgeschlossen
Ende August ist der angeschwemmte Schlamm am Dresdner Elbufer getrocknet. Deutschland verzeichnete bei der Flut 2002 die höchsten jemals im Land gemessenen Niederschläge, in wenigen Tagen fiel so viel Regen wie sonst in einem halben Jahr. Eine Wiederholung ist nicht ausgeschlossen: Der Klimawandel macht Starkregenereignisse wahrscheinlicher - und damit auch Überschwemmungen wie die vor 20 Jahren.