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Hinter den Zahlen stehen Einzelschicksale. Unterdrückung, Schläge, Vergewaltigung – die Geschichten von Dorita, Joelyn und Rosemary und vielen anderen Frauen ähneln sich. Meist werden Frauen über Jahre hinweg misshandelt. Finanzielle Abhängigkeit, die Angst, von Familie und Gesellschaft verstoßen zu werden oder die Kinder zu verlieren, hindern viele daran, den Missbrauch anzuzeigen.
Frauen sind überall Opfer – zuhause wie auch vor Gericht
Frauen, die Opfer von Gewalt werden, wissen häufig nicht, an wen sie sich wenden sollen. Selbst wenn der Leidensdruck groß wird, wagen sich viele Frauen nicht zur Polizei. Sie befürchten, dass die Beamten ihnen nicht glauben, sondern vorwerfen, sie hätte den Mann dazu ermuntert. Viele Vergewaltigungs- und Missbrauchsfälle werden daher gar nicht erst gemeldet. Lediglich 2,8 Prozent aller Fälle werden aktenkundig. Schafft es eine Frau, trotz aller Widrigkeiten ihren Mann anzuzeigen und vor Gericht zu bringen, sind noch längst nicht alle Hürden überwunden. Opfer von Vergewaltigungen werden im Gericht oft wie Angeklagte behandelt. Von 400 Vergewaltigungsprozessen führt im Schnitt lediglich nur einer zur Verurteilung des Täters. Das heißt, die meisten Vergewaltiger kommen ohne eine wirksame Strafe davon.
Gewalt gegen Frauen gilt als Kavaliersdelikt
Zwischen Gesetzgebung und Umsetzung klafft in Südafrika eine große Lücke. Der Grund liegt in der patriarchalischen Gesellschaft. Mädchen werden zu Gehorsam gegenüber Männern erzogen und nach der Hochzeit gilt eine Frau als Besitz des Mannes. Dieses traditionelle Rollenverständnis führt dazu, dass sich Frauen den Männern unterordnen und Gewalt, Missbrauch und Vergewaltigungen über sich ergehen lassen. Weil sie es auch von den eigenen Eltern nicht anders kennen.
Die Folgen für die Opfer vielfältig: Neben den sichtbaren äußeren Narben bleiben die inneren Verletzungen – viele Frauen sind nach einer Misshandlung traumatisiert. Und viele stecken sich mit dem tödlichen HI-Virus an. Hilfsorganisationen fordern schon lange, dass die Männer stärker zur Verantwortung gezogen und mit in die Dikussion eingebunden werden. Denn ohne sie werden tradierte Glaubensvorstellungen und die Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen kaum zu überwinden sein.
Autoren: Nadja Sami und Peter Koppen
Redaktion: Peter Koppen