1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eine traumatische Erfahrung

Daniel Scheschkewitz, Washington11. September 2004

Auch drei Jahre nach dem 11. September 2001 spielen die Terroranschläge im politischen Alltag der USA eine herausragende Rolle. Nirgendwo wird dies deutlicher als im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf.

https://p.dw.com/p/5YTz
Ground Zero, drei Jahre danachBild: AP

Für Präsident George W. Bush beginnt die jüngere Geschichte Amerikas am 11. September 2001. Im Rückblick wurde dieses Datum auch zum bestimmenden Faktor seiner Politik. Immer wieder unterstreicht Bush die politische Tragweite dieses Tages. So auch auf dem republikanischen Wahlparteitag, den die Bush-Partei nicht von ungefähr in New York stattfinden ließ. "Drei Tage nach dem 11. September stand ich dort, wo Amerikaner starben - auf den Ruinen des World Trade Centers", erinnerte sich Bush. Ein Arbeiter mit Schutzhelm habe seinen Arm ergriffen und ihn beschworen, die Helfer nicht im Stich zu lassen."Seitdem wache ich jeden Morgen auf und denke darüber nach, wie ich unser Land besser schützen kann und ich werde nie nachlassen Amerika zu verteidigen, koste es was es wolle."

"Todesmut der Passagiere"

Scheinbar nahtlos reiht sich der 11. September in die lange Liste historischer Heldentaten ein, wie sie von US-Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten gerne für eigene Zwecke reklamiert wird. "Im Herzen dieser Stadt erreichte uns die Tragödie an einem stillen Morgen", sagte Bush auf dem Parteitag." Wir sahen den Mut der Rettungskräfte mit der Gefahr wachsen und wir erfuhren vom Todesmut der Passagiere eines der entführten Flugzeuge, der sogar ihren Mördern Angst machte."

Präsident Bush hat der 11. September nicht nur die Begründung für zwei Kriege - in Afghanistan und im Irak - geliefert, sondern auch das aus seiner Sicht entscheidende Argument für die eigene Wiederwahl. John Kerry und die Demokraten tun sich schwer, dem etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen. Aber um diesen Tag kommen auch sie nicht herum. "Ich bin stolz darauf, dass nach dem 11. September alle Amerikaner dem Appell Präsident Bushs zur Geschlossenheit gefolgt sind, um Gefahr von unserem Land abzuwenden", erklärte Kerry bei der Kandidaten-Nominierung in Boston. "Es gab keine Demokraten oder Republikaner - nur noch Amerikaner: Wie hätten wir uns gewünscht, dass es dabei geblieben wäre!"

Terrorismusbekämpfung als Topthema

John Kerry
John Kerry im WahlkampfBild: AP

Doch weil eine Haltung patriotisch motivierter Überparteilichkeit im Wahlkampf kaum ausreicht, versuchen die Demokraten aus den Empfehlungen der parteiübergreifenden Kommission zum 11. September politisches Kapital zu schlagen. Die hatte Anfang Juli eine dringende Reform der nationalen Sicherheitsdienste angemahnt. "Als Mitglied des Geheimdienstausschusses weiß ich, dass wir mehr tun müssen um den Terror zu bekämpfen und unser Land zu schützen", sagte John Edwards, Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten. "Wir nähern uns dem dritten Jahrestag des 11. Septembers und ich verspreche Ihnen, wenn wir gewählt werden, wird es nicht drei Jahre dauern bis wir unsere Geheimdienste so reformiert haben, dass unser Volk sicher ist."

Für die US-Wähler ist die Terrorismusbekämpfung - zusammen mit der Wirtschaftslage im eigenen Land - Wahlkampfthema Nummer eins. Apropos Wirtschaft: Auch hier gilt der 11. September den Republikanern als Erklärungsgrund. Schließlich musste sich die US-Wirtschaft, die inzwischen wieder einstellige Wachstumszahlen produziert, ja lange Zeit von den Terroranschlägen des 11. Septembers erholen.