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Eine Meisterschale für Platz vier!

Andreas Sten-Ziemons29. Oktober 2013

An der Bundesliga-Spitze ziehen Bayern, Dortmund und Leverkusen einsam ihre Kreise. Um den abgeschlagenen Rest der Liga bei Laune zu halten, muss man Anreize schaffen, findet DW-Sportreporter Andreas Sten-Ziemons.

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Themenbild Bundesliga-Kolumne Flügelzange (Foto: DW)
Bild: DW

Spätestens seit dem vergangenen Spieltag ist klar: Die Fußball-Bundesliga ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Tabellenführer Bayern München hat 26 Punkte auf dem Konto, es folgen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen mit jeweils 25 Zählern. Dann kommt lange nichts: Die viertplatzierten Gladbacher haben schon neun Punkte Rückstand auf das Spitzentrio - und das nach nur zehn Spieltagen. Das gab es noch nie in 50 Jahren Bundesliga. Man muss der Realität ins Auge blicken: Für den Rest der Liga geht es nicht mehr um den Titel, sondern nur noch um Platz vier.

Eine Situation, die auf viele Spieler in solch einem frühen Stadium der Saison äußerst demotivierend wirken kann. Deshalb fordere ich: Gebt den Wolfsburgern, Gladbachern, Schalkern und Stuttgartern wieder ein Ziel! Vergebt eine zweite Meisterschale, die man nach dem letzten Spieltag feierlich der viertplatzierten Mannschaft überreicht! Aus edlem Metall soll sie sein! Und lasst Konfetti dabei regnen! Die Vereine hätten so einen ganz neuen Anreiz und einen Grund auch auf ihre Platzierung stolz zu sein.

Warum gibt es nicht ohnehin mehr Trophäen zu gewinnen, mit denen auch die kleinen Erfolge des tristen Liga-Alltags abseits der Champions-League-Ränge ausgezeichnet werden? Gewonnene Zweikämpfe, gestellte Abseitsfallen, an den Mann gebrachte Pässe - alles sollte prämiert werden.

Das "Goldene Kreuzband"

Freiburgs Torwart Oliver Baumann macht im Spiel gegen den Hamburger SV einen Fehler und lässt den Ball fallen (Foto: Michael Kienzler/Bongarts/Getty Images)
Bekommt Freiburgs Torwart Baumann den "Goldenen Wackelpudding" für die meisten fallengelassenen Bälle?Bild: Getty Images

Endlich gäbe es genug Gründe, sich auch über Leistungen zu freuen, die nicht ausreichen, um mit dem Spitzentrio der Bundesliga mitzuhalten. So wie es heute ist, geht es für den Rest der Liga doch maximal noch um den Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League berechtigt. Sehr sexy klingt das nicht und passt auf keinen Briefkopf. Und auf den Kaminsims oder in den Trophäenschrank kann man sich das auch nicht stellen.

Und warum nicht auch mal loben, wenn etwas schief geht? Der SV Werder Bremen bekäme am Ende der Saison die "Goldene Fahrkarte" für die meisten vergebenen Großchancen. Der Hamburger SV den "Goldenen Schleudersitz" für die meisten Trainerentlassungen innerhalb einer Halbserie. Und der FC Schalke das "Goldene Kreuzband" für die meisten Knieverletzungen. Berühmte Künstler könnten die Entwürfe für die zahlreichen Trophäen liefern. Kunst und Fußball gäben sich die Hand.

Und ist die Vorstellung nicht schön, dass der Trainer seinem Elfmeterschützen kurz vor dem Strafstoß noch zubrüllt: "Klopp das Teil gegen die Latte!", weil er unbedingt den "Goldenen Pfosten" für die meisten Pfosten- und Querlattentreffer im Trophäenschrank sehen möchte? Oder wenn der Reporter den Spieler nach dem Abpfiff fragt: "Mal ehrlich, hätten Sie den Ball nicht treffen können?" Antwort: "Doch schon, aber ich will diesmal doch das 'Goldene Luftloch' gewinnen."