Eine Inselgruppe, drei Besitzer
19. August 2012Es hat offenbar alles nichts genützt - denn ungeachtet der Proteste aus Peking und eines Verbots der Behörden in Tokio sind rund zehn japanische Aktivisten auf den Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer an Land gegangen. Die Aktivisten, die zuvor mit einer Flottille dort eingetroffen waren, schwammen am Sonntagmorgen von ihren Booten aus los und betraten die Hauptinsel Uotsuri. Sie hissten die japanische Flagge, verließen die Insel dann aber wieder.
Es ist die Antwort auf die Aktion, die 14 chinesische Aktivisten bereits am Mittwoch in die Schlagzeilen brachte: Auch sie waren auf den unbewohnten Inseln gelandet, um Chinas Anspruch auf die Gruppe Nachdruck zu verleihen und gegen die Reise von japanischen Abgeordneten dorthin zu protestieren. Für ihre Aktion wählten die Chinesen den Jahrestag der japanischen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg am 15. August 1945. Die japanische Küstenwache nahm die Gruppe fest, die am Freitag lediglich des Landes verwiesen und nicht angeklagt wurde.
Meine, deine oder eure Inselidylle?
China und Japan erheben gleichermaßen Anspruch auf die Senkaku-Inseln. Tokio beruft sich auf das Jahr 1885, in dem Japan die Kontrolle der Inseln übernahm. Peking hält dagegen, sie hätten bereits während der Ming-Dynastie (1368 bis 1644) zu China gehört und seien auf Landkarten und in einem Buch verzeichnet gewesen.
Die jüngste Flottille war am Samstagabend zu der Inselgruppe, die auf Chinesisch Diaoyu heißt, aufgebrochen, um den territorialen Anspruch Japans zu bekräftigen. Am Sonntag bei Sonnenaufgang trafen die rund 20 Boote mit rund 150 nationalistischen Aktivisten und Abgeordneten an Bord vor Uotsuri ein.
China hatte Japan am Samstag aufgefordert, "umgehend auf jede Aktion zu verzichten", die die territoriale Integrität Chinas untergrabe. Die japanischen Behörden, welche die Inseln kontrollieren, hatten den Aktivisten ebenfalls verboten, an Land zu gehen, um jegliche Eskalation der Lage zu vermeiden.
Langer Streit um kleines Land
Die Inselkonflikte belasten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vor rund 67 Jahren die Dreiecksbeziehung zwischen Japan, China und Südkorea. Alle drei Länder erheben Anspruch auf die Inseln. In der Umgebung der Inseln werden große Rohstoffvorkommen - vor allem Öl und Gas - vermutet. Zudem gibt es dort große Fischbestände.
Die japanische Zeitung "Yomiuri Shimbun" berichtete, Tokio wolle seinen Botschafter in China ersetzen. Uichiro Niwa war sowohl von der Regierung als auch von der Opposition kritisiert worden, die Position seines Landes im Inselstreit nicht ausreichend zu vertreten. Der Zeitung zufolge soll der Botschafter aber nicht vor den Feiern zu 40. Jahrestag der Normalisierung der japanisch-chinesischen Beziehungen Ende September ersetzt werden.
nis/sti/qu (afp, dpa)