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Weltsozialforum 2011

6. Februar 2011

Globalisierungskritiker aus aller Welt sind zum Weltsozialforum im westafrikanischen Senegal zusammengekommen. Das Forum bietet ihnen eine Plattform - doch werden sie auch gehört?

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"Um outro mundo é possível, se a gente quiser" - "Eine andere Welt ist möglich, wenn die Menschen es wollen": So lautet seit jeher das Motto des Weltsozialforums (WSF), das in diesem Jahr in der senegalesischen Hauptstadt Dakar abgehalten wird. Tausende Globalisierungskritiker wollen bei dem sechstägigen Treffen über Alternativen zum herrschenden Weltwirtschaftssystem beraten. Auf dem Programm stehen auch die Themen kriegerische Konflikte, Migration und die Rolle der Religionen.

Seinen Ursprung hat das Weltsozialforum in der indigen Bevölkerung Mexikos. 1994 rebellierten die Indianer gegen neuartige Formen der Unterdrückung, die im Zusammenhang mit der Globalisierung entstanden waren. Neue Organisationen und Bewegungen, wie Peoples Global Action, versuchten den Kampf der unterdrückten Indios fortzusetzen und deren Forderungen international zur Sprache zu bringen. Das WSF brachte die Unterdrückten der Welt zusammen und bot ihnen die passende Plattform für ihre Forderungen.

Finanziell verhoben

2001 fand das erste Weltsozialforum, das sich als Gegengewicht zum Weltwirtschaftsforum in Davos versteht - im brasilianischen Porto Alegre statt. Die Stadt war damals Hochburg der Linken Brasiliens. Außerdem war Porto Alegre bereit, das Forum finanziell zu unterstützen. 12.000 Teilnehmer nahmen am ersten Sozialforum teil. Bei der zweiten Auflage waren es schon 60.000. Im Jahr 2003 expandierte man und hielt verschiedene Vorbereitungskonferenzen in Florenz, Ramallah, Addis Abeba und Hyderabad ab. Doch das ging schief, man verhob sich finanziell. "Das Forum ist gänzlich an seine Grenzen gelangt. Es ist eigentlich nicht mehr organisierbar. Es auch nicht mehr bezahlbar", sagte damals Jürgen Reichel, Mitglied im Internationalen Rats des Weltsozialforums.

Sven Giegold (Foto: privat)
Regelmäßiger WSF-Gast:
Sven GiegoldBild: privat

Ohne die finanzielle Hilfe von US-amerikanischen Stiftungen wären die Organisatoren des Weltsozialforums längst pleite. So retteten die Stiftungen zweier Unternehmer, die für die Globalisierung der Weltwirtschaft stehen, das Forum vor dem Bankrott.

2005 ließ man sich sogar vom brasilianischen Ölmulti Petrobras einen Teil der acht Millionen US-Dollar teuren Veranstaltung bezahlen. "Natürlich kann man sich fragen, ob gerade Petrobas, die im Regenwald Öl fördern, Hauptsponsor sein muss. Das finde ich schon kritisch", sagt Sven Giegold, EU-Parlamentarier und Mitbegründer von Attac Deutschland.

Waghalsiger Spagat

Zwar ist die Teilnahme von Politikern auf dem Forum erlaubt, allerdings dürfen diese keine eigenen Veranstaltungen anmelden. Das Weltsozialforum begibt sich damit aber in einen waghalsigen Spagat, wenn wie in Porto Alegre die Stadt das Forum finanziell unterstützt. "Es gibt kein Geld, das völlig sauber ist. Egal, woher sie es nehmen. Entscheidend ist, von keinem Einzelnen abhängig zu sein und das ist beim Forum der Fall", erklärt der Grünen-Politiker Giegold.

Das Forum 2003 stand sehr im Fokus der drohenden US-Invasion in den Irak. Die Veranstaltung wurde zum Ausgangspunkt der Mobilisierung gegen den Irak-Krieg. Ein Jahr später fand das Forum zum ersten Mal außerhalb Südamerikas im indischen Mumbai statt, um auch den weniger betuchten Teilnehmern aus Asien die Teilnahme am WSF zu ermöglichen. Das Treffen bekam durch den Ortswechsel ein anderes politisches Gesicht. Spezielle Bewegungen Asiens und die diskriminierende Form des indischen Kastenwesens waren Themenschwerpunkt.

Schwerpunkte der Ausrichterregion

WSF in Belem (Foto: AP)
2009: WSF in Belem, BrasilienBild: AP

Nach dreigeteilten Foren im afrikanischen Bamako, Karatschi und Caracas 2006 und zwei globalen Aktionswochen 2007 und 2008, kehrte das WSF 2009 in sein Heimatland Brasilien, nach Belém zurück. Entscheidend für die brasilianische Großstadt am artenreichen Amazonas-Delta war die weltweite Debatte über den Klimawandel. So rückten Themen wie Klimagerechtigkeit und Ökologie auf die Agenda.

Das eigentlich zehnte WSF im Jahr 2010 wurde über das ganze Jahr verteilt abgehalten und zählt deshalb nicht mit. In diesem, dem elften Jahr des WSF findet deshalb das 10. Forum statt und zwar wieder in Afrika, in Dakar im Senegal vom 6. bis 11. Februar 2011.

Die Foren enden immer ohne greifbare Ergebnisse, was von vielen kritisch gesehen wird. Auch gibt es keine gemeinsame Abschlusskundgebung. Das liege aber auch stark am ehrenamtlichen Charakter des Forums, sagt Giegold. Am Ende würden dafür schlicht und einfach die Kapazitäten fehlen.

Autor: Arne Lichtenberg
Redaktion: Kay-Alexander Scholz