Weltweiter Wasserbedarf zehrt an Ressourcen
6. August 2019Vertrocknete Felder und Gärten, die drohende Gefahr von Waldbränden - die Hitzewelle der vergangenen Wochen hat auch in Deutschland Spuren hinterlassen. Und die Deutschen sind nicht die einzigen, die mit der Trockenheit zu kämpfen haben: Anderswo sieht es noch deutlich schlechter aus. Fast ein Viertel der Weltbevölkerung lebt in Ländern mit einem extremen Trockenheitsrisiko. In 17 von 164 untersuchten Staaten sei die Wasserknappheit bereits fast auf dem Niveau der "Stunde Null" angelangt - dem Zeitpunkt, zu dem fließendes Wasser nicht mehr verfügbar sein wird -, erklärte das US-Forschungszentrum World Resources Institute (WRI) bei der Vorstellung seines neuen Wasserverfügbarkeitsberichts.
Deutschland steht auf der WRI-Rangliste auf Platz 62 - in der Gruppe der Länder mit einem mittleren bis hohen Trockenheitsrisiko. Zu den am schwersten betroffenen Ländern gehören dem Forschern zufolge zahlreiche Staaten im Nahen Osten und in Nordafrika, etwa Libyen, Israel, der Libanon und Saudi-Arabien.
Schwierige Situation in Indien
Auf Platz 13 der Rangliste steht Indien - dessen Bevölkerung dreimal so groß ist wie die Bevölkerung aller 16 anderen betroffenen Länder zusammen. "Die Wasserkrise in Chennai vor kurzem hat weltweit Aufsehen erregt - dabei besteht auch in zahlreichen anderen Regionen Indiens chronische Wasserknappheit", erklärte der frühere indische Minister für Wasserressourcen, Shashi Shekhar.
In den 17 am schwersten von Trockenheit betroffenen Ländern verbrauchen Landwirtschaft, Industrie und Kommunen "80 Prozent des verfügbaren Oberflächen- und Grundwassers", teilten die WRI-Forscher mit. Bereits kleine Dürren könnten in dieser Situation demnach schwerwiegende Wasserkrisen wie etwa jüngst in der indischen Großstadt Chennai oder der südafrikanischen Metropole Kapstadt auslösen. "Wasserknappheit ist die größte Krise, über die niemand spricht", betonte WRI-Chef Andrew Steer. Sichtbare Folgen seien Ernährungskrisen, Konflikte, Migration und finanzielle Instabilität.
Investitionen für eine feuchtere Zukunft
Weltweit habe sich der Bedarf an Wasser seit den 60er Jahren verdoppelt, so das WRI. Vor allem das Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung und die sozioökonomischen Entwicklungen seien für den Anstieg verantwortlich. Um die Situation in Zukunft nicht weiter zu verschärfen, müssten vor allem eine effizientere Agrikultur umgesetzt und Wasser in größerem Maße wiederaufbereitet werden, empfiehlt das Institut. Außerdem seien Investitionen in sogenannte "graue und grüne Infrastruktur" nötig - also in bessere Rohre und Wiederaufbereitungsanlagen oder etwa den Erhalt von Feuchtgebieten.
rku/jj (afp, WRI)