Ein Sturz, der ein Leben verändert
28. Dezember 2014Michael Schumacher reist wie so oft mit seiner Familie in die französischen Alpen, um ein paar schöne Tage im Schnee zu verbringen, Silvester und seinen Geburtstag am 3. Januar feiern. Doch am 29. Dezember 2013 ändert sich das Leben des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters dramatisch. Gegen 11 Uhr fährt Schumacher nur wenige Meter neben der markierten Piste über einen Felsen. Er verliert die Kontrolle, stürzt und prallt mit dem Kopf auf einen zweiten Felsen. Er wird von Bergrettern erstversorgt, ist ansprechbar, aber verwirrt. Sein Helm ist kaputt. Schumacher wird ins Universitätskrankenhaus von Grenoble eingeliefert.
Die Verletzungen sind zu schwer, um ihn vor Ort in Moutiers zu behandeln. Schumacher wird sofort notoperiert. Spätestens am ersten Morgen nach seiner Einlieferung wird das Ausmaß seiner Verletzungen klar. Die Gesichter der Ärzte sprechen Bände. Schumachers Zustand sei "außerordentlich ernst". Er habe weit verbreitete Verletzungen im Gehirn. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt sich betroffen. "Wie Millionen von Deutschen waren auch die Bundeskanzlerin und die Mitglieder der Bundesregierung außerordentlich bestürzt, als sie von Michael Schumachers schwerem Skiunfall erfahren haben", sagt Regierungssprecher Steffen Seibert.
"Verlassen sie die Klinik"
Die Nachricht über den Unfall des zweifachen Vaters verbreitet sich rasend schnell. An dessen 45. Geburtstag Anfang Januar pilgern hunderte Ferrari- und Schumacher-Fans nach Grenoble, um ihrem Idol ihre Anteilnahme zu zeigen. "Keep fighting, Michael", kämpfe weiter - das war und ist das Motto aller Freunde und Fans des großen Sportlers. Schumachers Unfall wird auch zum medialen Großereignis. Nach gut einer Woche fordert seine Ehefrau Corinna die Medien auf: "Verlassen sie die Klinik. Bitte lassen sie auch unsere Familie in Ruhe." Schließlich kämpfe ihr Mann auch Tage nach seinem Geburtstag am 3. Januar weiter ums Überleben. Bei Testfahrten zur neuen Saison zeigen sich auch Schumachers ehemalige Kollegen geschockt. "Man betet, man wünscht, man hofft, dass das Wunder passiert und das der Gleiche aufwacht, wie er vorher war", sagt Sebastian Vettel Ende Januar.
Behandlung am Genfer See
Kurz darauf gibt es erste positive Nachrichten. Managerin Sabine Kehm bestätigt, dass Schumachers Narkosemittel seit kurzem reduziert würden, "um ihn in einen Aufwachprozess zu überführen, der sehr lange andauern kann." Auch die Ermittlungen zum Unfallhergang werden abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Albertville kommt nach intensiven Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass der damals 44-Jährige nicht zu schnell unterwegs gewesen sei und es auch kein Fremdverschulden gibt. Erst Mitte Juni gibt es dann neue Informationen zu Schumachers Gesundheitszustand. Seine Managerin teilt mit, dass er nicht mehr im Koma liegt und seine Rehabilitation in Lausanne fortsetzen wird.
Im September wird er schließlich in sein eigenes Haus am Genfer See verlegt und bis heute dort behandelt. Noch immer schreiben Fans Briefe, schicken Genesungswünsche via Twitter und Facebook. Auf Schumachers offizieller Homepage laufen täglich hunderte neue Nachrichten auf. Und noch immer ist die Formel 1 in Gedanken bei dem 91-maligen Grand-Prix-Gewinner. Als Lewis Hamilton in Abu Dhabi den Fahrertitel mit Mercedes gewinnt, betont Daimler-Chef Dieter Zetsche mit Blick auf die grandiose Saison der Silberpfeile: "Wir dürfen nicht vergessen, was Michael dazu beigetragen hat." Drei Jahre, von 2010 an, war Schumacher für den deutschen Rennstall tätig und hat wie einst bei Ferrari Aufbauarbeit geleistet.
Vettels bewegende Laudatio
Rund zehneinhalb Monate nach Schumachers Unfall und 20 Jahre nach seinem ersten WM-Titel-Gewinn, wird er mit dem Millennium-Bambi ausgezeichnet. Die bewegenden Laudatio hält der viermalige Weltmeister und Freund Sebastian Vettel: "Diese Freundschaft ist es, die mich heute Abend so glücklich und stolz macht, aber gleichzeitig auch ein bisschen traurig sein lässt. So sehr hätte ich mir gewünscht, dir diesen Ehrenpreis heute Abend persönlich zu überreichen."
Nur die engsten Beteiligten wissen über Schumachers derzeitigen Zustand Bescheid. Details wurden und werden nicht bekanntgegeben, das hatte die Familie von Beginn an klargestellt. Ob Schumacher jemals wieder an einer Formel-1-Strecke sein kann, erscheint derzeit fraglich. "Es liegt weiterhin ein langer und harter Weg vor ihm", sagt Schumachers Managerin Sabine Kehm. Ein seriöser Ausblick über seinen Genesungsprozess sei in dieser Situation "einfach nicht möglich".