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Ein schlichtes weißes T-Shirt

Britta Kleymann18. Juni 2008

Als eine der ersten Schulen setzte sich die Deutsche Schule Kapstadt in den 1980er Jahren über die strikte Rassentrennung hinweg. Wie sieht der Alltag 20 Jahre später und nach dem Ende der Apartheid aus?

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Blick vom Schulgelände auf Kapstadt (Foto: DW / Britta Kleymann)
Unverstellter Blick vom Schulgelände ausBild: Britta Kleymann/DW

Melissa geht in die zwölfte Klasse. Jeden Tag ist das Mädchen von der Volksgruppe der Xhosa zwei Stunden mit dem Bus unterwegs, um aus dem Township Langa in die Deutsche Schule Kapstadt zu gelangen. Wenn Melissa spricht, dann macht ihre Zunge Schnalz- und Klicklaute. So klingt Xhosa, eine der elf offiziellen Landessprachen in Südafrika. Trotz der langen Anreise geht Melissa gerne zur Schule: "Ich finde es toll, wenn so viele unterschiedliche Kulturen zusammen sind."

Signal gegen die Apartheid

Panoramabild zur Lage der Deutschen Schule Kapstadt, Südafrika (Foto: Torsten Koehler)
Bild: www.torstenkoehler.de

Die Deutsche Schule Kapstadt (DSK) liegt außerhalb des Stadtzentrums. Sie zählt zu einer der am schönsten gelegenen Schulen im Land. Der Blick schweift über das Häusermeer, den Tafelberg bis zum Atlantischen Ozean. Ein Ort der Begegnung hoch über den Dächern von Kapstadt. Hier lernen und arbeiten Lehrer und Schüler mit deutschem, afrikanischem oder gemischt-nationalem Hintergrund. Ihre Muttersprache ist Deutsch, Englisch, Afrikaans – oder eben Xhosa.

Seit 1981 – dreizehn Jahre vor dem Ende der Apartheid in Südafrika – können Kinder und Jugendliche aller Rassen regulär die Deutsche Schule Kapstadt besuchen. Noch während Wohngebiete, Geschäfte oder Verkehrsmittel streng nach Rassen getrennt sind, schlägt die DSK einen anderen Weg ein. Die deutsche Schule öffnet sich und bietet deutsche Sprachkurse an.

Keine Uniform

Die Bundesregierung unterstützte das Programm mit Stipendien für nicht-deutschsprachige Kinder – und tut es noch heute. "Die Apartheid hat gerade im Bereich von Bildung und Erziehung unheimliche Gräben in diesem Land gerissen", erklärt Dieter Haller, deutscher Botschafter in Südafrika. Die Überwindung dieser Marginalisierung sei Teil des integrativen Auftrags der deutschen Schulen in diesem Land.

Gruppenbild der 12. Klasse (Foto: DW / Britta Kleymann)
Gruppenbild mit DamenBild: Britta Kleymann/DW

Wo so viele Kulturen aufeinander treffen, kommt es natürlich auch zu Problemen im Schulalltag. Damit die kulturellen Unterschiede nicht zu sehr auffallen, wurde Schulkleidung eingeführt. "Bewusst keine Uniform", sagt Schulleiter Hermann Battenberg. "Schüler aus armen Verhältnissen sollen sich nicht ausgegrenzt fühlen, weil sie sich keine Markenkleidung leisten können." Deshalb trage jeder Schüler, jede Schülerin Jeans und dazu ein schlichtes weißes T-Shirt.

KIDS-Klub

Ausgegrenzt zu sein, das ist für viele Kinder und Jugendliche Alltag in Südafrika. Mit Sozialprojekten aber auch einem extra Sport-Programm und gemeinsamen Singen nach Unterrichtschluss will man an der Deutschen Schule den Zusammenhalt fördern. Unter anderem mit dem KIDS-Klub. KIDS steht für "Klub Interact Deutsche Schule".

Auftritt der schwarzen Tanzgruppe "Oomanqoba" beim Festakt zum Schuljubliäum (Foto: DW)
Tanzen zum JubiläumBild: www.torstenkoehler.de

Auch wenn Verständigung und Begegnung einen hohen Stellenwert haben – im Mittelpunkt des Schullebens steht natürlich das Lernen. Zwei Abschlüsse können die Schüler an der DSK machen: das deutsche Abitur und das National Senior Certificate (NSC), den südafrikanischen Schulabschluss.

Kombi-Prüfung

Deutsche und südafrikanische Schulbehörden haben sich sogar auf einen so genannten Kombi-Abschluss verständigt – ab 2009 wird es nach zwölf Schuljahren eine gemeinsame Prüfung für beide nationalen Schulabschlüsse geben. Die DSK zählt zu den besten Schulen in Südafrika. Sogar eine Auszeichnung durch das Erziehungsministerium hat sie schon bekommen, für "anhaltende exzellente Leistungen im akademischen Bereich."

Achim von Dombois, ehemaliger Schulleiter, Autor der Schulchronik. (Foto: DW / Britta Kleymann)
Achim von DomboisBild: Britta Kleymann/DW

Auf die gute Zusammenarbeit mit den südafrikanischen Behörden ist Schulleiter Hermann Battenberg stolz – und auf den guten Ruf der Deutschen Schule vor Ort. "Wir sind von der Erziehungsbehörde voll akzeptiert als südafrikanische Schule. Und als eine Schule, die sich gegen das Apartheid-Regime gestellt hat. Und das, denke ich, wird auch heute noch anerkannt." Sein Amtsvorgänger Achim von Dombois stimmt zu. Er ist schon lange pensioniert und schreibt zurzeit die Schulchronik. Selbstbewusst meint er: "Die frühe Öffnung der Deutschen Schule hat den Weg in das neue Südafrika erleichtert."