Ein Nobelpreis, der keiner ist
10. Oktober 2016Der Preis für Wirtschaftswissenschaft geht jedenfalls nicht auf den letzten Willen des Dynamiterfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurück. Der Schwede hatte in seinem Testament nur bestimmt, dass Preise in Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden vergeben werden sollten. Den Wirtschaftspreis stiftete die schwedische Reichsbank in Erinnerung an Nobel erst nachträglich.
Im Jahr 1969 wurde die Auszeichnung erstmals verliehen - und zwar an den Norweger Ragnar Frisch und den Niederländer Jan Tinbergen, "für die Entwicklung und Anwendung dynamischer Modelle zur Analyse von ökonomischen Prozessen".
Seitdem sind vor allem Ökonomen - und Männer - aus den USA ausgezeichnet worden - allerdings nicht in den letzten zwei Jahren: 2014 bekam der Franzose Jean Tirole den Preis, 2015 erkannte die Jury ihn dem britisch-amerikanischen Wissenschaftler Angus Deaton zu.
Meist Amerikaner
Bislang hat nur ein Deutscher die Auszeichnung bekommen: Der Bonner Spieltheoretiker Reinhard Selten erhielt ihn 1994 mit zwei anderen Ökonomen. Überreicht wird der Wirtschaftspreis gemeinsam mit den anderen Nobelpreisen am 10. Dezember, Nobels Todestag.
Die Preisträger der vergangenen Jahre im Überblick:
2015 - Angus Deaton (USA/Großbritannien). Der gebürtige Schotte bekam den Preis für seine "Analyse von Konsum, Armut und Sozialstaat".
2014 - Jean Tirole (Frankreich). Das Nobelkomitee zeichnete den Industrieökonomen für seine Forschungen über Marktmacht und Regulierung aus.
2013 - Eugene F. Fama (USA), Lars Peter Hansen (USA) und Robert J. Shiller (USA). Die drei Forscher wurden für ihre Methoden zur Beobachtung der Kursbildung an den Aktienmärkten ausgezeichnet.
2012 - Alvin E. Roth (USA) und Lloyd S. Shapley (USA). Beide entwickelten wichtige Erkenntnisse, wie man verschiedene wirtschaftliche Akteure zueinander bringt.
2011 - Christopher A. Sims (USA) und Thomas Sargent (USA). Ihr Gebiet: Modelle, mit denen sich das Wechselspiel von Inflation, Zinsen und Arbeitslosigkeit analysieren lässt.
2010 - Peter A. Diamond, Dale T. Mortensen (USA) und Christopher A. Pissarides (Großbritannien). Sie wurden für ihre Untersuchung von Marktmechanismen ausgezeichnet.
2009 - Elinor Ostrom (USA) und Oliver E. Williamson (USA). Sie haben gezeigt, «wie gemeinschaftliches Eigentum von Nutzerorganisationen erfolgreich verwaltet werden kann». Zu Williamson hieß es, er habe Modelle zur Konfliktlösung mit Hilfe von Unternehmensstrukturen entwickelt.
2008 - Paul Krugman (USA) für seine Forschungsergebnisse als Handelstheoretiker.
2007 - Leonid Hurwicz (USA), Eric S. Maskin (USA) und Roger B. Myerson (USA) für ihre Arbeiten über die Grundlagen der "Mechanischen Designtheorie".
2006 - Edmund S. Phelps (USA) für seine Analyse zum Verhältnis kurz- und langfristiger Effekte in der Wirtschaftspolitik.
ar/ul (rtr, dpa)