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Pressestimmen zum Literatur-Nobelpreis für Mario Vargas Llosa

8. Oktober 2010

Der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa erhält den Nobelpreis für Literatur. Die internationale Presse begrüßt überwiegend wohlwollend die Entscheidung des Komitees aus Stockholm.

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Bild: AP

Polens links-liberale Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" aus Warschau sieht in Vargas Llosa einen hartnäckigen Liberalen und beurteilt seinen Wandel vom linken Rebellen zum Vertreter der bürgerlichen, liberalen Mitte positiv:

"Er hat als linker Rebell begonnen, beteiligte sich an konspirativen Studentenzirkeln und begeisterte sich für die kubanische Revolution. Schneller als andere befreite er sich aber von diesen Illusionen. Seitdem gehörte Llosa zu den führenden Kritikern des Castro-Regimes. Seine Freiheitsliebe war nicht einseitig - er prangerte mit gleicher Leidenschaft alle lateinamerikanische Diktaturen an und kritisierte auch kommunistische Diktaturen in Mittel- und Osteuropa.

Für die "Neue Zürcher Zeitung" fügt sich Vargas Llosa in eine Reihe von Literaturnobelpreisträgern, für die das Politisch-Gesellschaftliche ganz unmittelbar in der Kunst einen Widerhall findet:

"Von Günter Grass über Elfriede Jelinek und Harold Pinter zieht sich so eine Linie der politisch engagierten Literatur zu Vargas Llosa; eine andere - nun allerdings eminent poetische, wenn auch nicht weniger politische - Linie ließe sich von Imre Kertész über Orhan Pamuk zu Herta Müller ziehen. Die Schwedische Akademie ist sich damit erstaunlich treugeblieben. Man mag ihre Entscheidungen im Ästhetischen gelegentlich für anfechtbar halten. Jedoch lässt sie darin eine Kontinuität erkennen, die sich nicht zuletzt im Einklang findet mit dem testamentarischen Willen des Stifters."

Die "New York Times" lobt den Schriftsteller als Autor,

"dessen zutiefst politisches Schaffen die verdeckten Risiken der Herrschaft und Korruption in Lateinamerika lebhaft inspiziert".

Die "Washington Post" schreibt:

"Dieses Jahr geht der Nobelpreis für Literatur an einen unbestreitbaren Gewinner. Vargas Llosa ist unermüdlich neugierig auf die Allgemeinheit, rastlos in seinem Bestreben, die Natur des menschlichen Tieres zu erforschen und damit ein Musterautor unserer Zeit."

Für die linke «tageszeitung» aus Berlin ist die Wahl dagegen eine Überraschung:

"Gerade in Zeiten der ökonomischen Krise wird der intellektuelle Anhänger einer ultraliberalen Wirtschaftspolitik prämiert. Zwar ist Vargas Llosas Kritik an nationalistischen Auswüchsen im heutigen Lateinamerika gut begründet. Aber sein Freiheitsglaube steht jener Staatsgläubigkeit, die er bekämpft, an Naivität kaum nach. In einer Zeit, in der lateinamerikanische Regierungen versuchen, überhaupt erst wieder handlungsfähig zu werden, ist seine Auszeichnung ein falsches Signal."

Autor: Oliver Pieper (dpa)
Redaktion: Marco Müller