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Menschenrecht auf Wasser

Christoph Hasselbach12. Februar 2009

Wasserversorgung ist nicht nur eine Umweltfrage. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist Grund für immer mehr Konflikte, so der Tenor einer Konferenz im Europaparlament.

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Risse in ausgetrocknetem Boden (Foto: picture-alliance)
Eine Binsenweisheit: ohne Wasser kein Leben. Doch wer handelt?Bild: picture-alliance / chromorange

Der Titel der Konferenz in Brüssel war offenbar bewusst doppeldeutig gewählt: "Peace with Water" - zu deutsch: "Frieden mit Wasser". Der Mensch muss Frieden mit dem Wasser schließen, das heißt, er muss es schützen. Wasser entscheidet aber auch zunehmend über Krieg und Frieden. Immer mehr Konflikte auf der Welt werden ums Wasser ausgetragen. Hans-Gert Pöttering, der Präsident des Europaparlaments, warnte, das gelte auch für die unmittelbare Nachbarschaft der Europäer. In Nordafrika sei die politische Stabilität nicht zuletzt durch Wüstenbildung bedroht.

Ohne Umweltschutz keinen Frieden?

Meerwasserentsalzungsanlage in Saudiarabien (Foto: dpa)
Meerwasserentsalzungsanlage in Saudiarabien, für viele Länder unerschwinglichBild: picture-alliance / dpa

Vom Zusammenhang zwischen Umweltschutz und Sicherheit sprach auch Fürst Albert II von Monaco. Rund um das Mittelmeer hätten 30 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Bei so viel Ungleichheit stelle sich die Frage, wie man Frieden um Wasser schaffen könne, ohne Frieden mit dem Wasser zu schließen. Der Fürst, früher vor allem als Playboy bekannt, setzt sich inzwischen mit einer eigenen Umweltstiftung für den Schutz der Natur ein.

"Der politische Wille fehlt"

Der frühere russische Präsident Michail Gorbatschow war als Präsident des World Political Forum gekommen, das sich eingehend mit den Folgen von Wasserknappheit befasst hat. Eindringlich sprach er von Wasser als "der wichtigsten Ressource der Menschheit". Der Zugang zu Wasser müsse "als eines der Menschenrechte betrachtet werden". Doch so wenig umstritten diese Sätze scheinen, so wenig verwirklicht ist, weltweit gesehen, ein Recht auf Wasser für jeden Menschen. Gorbatschow klagt, der politische Wille fehle. "Wenn es so weitergeht, wird es morgen zu spät sein."

Privatisierung in der Kritik

Bewässerung im Nil-Delta (Foto: dpa)
Landwirtschaft kontra Trinkwasser: Bewässerung im Nil-Delta.Bild: picture-alliance/dpa

Doch wenn eigentlich genügend sauberes Wasser vorhanden ist und es am politischen Willen liegt: Was genau ist der Grund, dass so viele Menschen keinen Zugang zu ausreichendem und sauberem Wasser haben? Manche Kritiker sehen in der Privatisierung der Wasserversorgung in zahlreichen Ländern das Haupthindernis. Der wallonisch-belgische Umweltminister Benoît Lutgen verteidigte das Modell einer rein öffentlichen Wasserversorgung. Nur dann könne man auch die ärmsten Bürger ohne den Wettbewerbsdruck von Privatfirmen mit ausreichendem Wasser versorgen.

Versorgung ganz ohne Privatfirmen, so weit geht nicht einmal Michail Gorbatschow, vor zwanzig Jahren immerhin mal KP-Chef in der Sowjetunion. Doch die Zeiten - und die Ansichten - haben sich eben geändert.