Ein Flüchtlingsschicksal in Hamburg
4. Juni 2009Allieu Jalloh ist ein schmaler junger Mann. Vor 12 Jahren kam der 26-Jährige als unbegleiteter Flüchtling aus Sierra Leone nach Hamburg. Jahrelang lebte er als Geduldeter, musste alle sechs Monate seine Aufenthaltsgenehmigung verlängern lassen.
Durch die neue Bleiberechtsregelung hat er jetzt erstmals die Chance auf ein wenig Ruhe in seinem Leben. Weist er bis Ende 2009 einen festen Job oder einen Ausbildungsplatz nach, erhält er ein zweijähriges Bleiberecht.
Hürden bei der Jobsuche
Allieus Lebenslauf ist lückenlos. Immer wieder hat er Praktika gemacht und gearbeitet. Vor allem in der Reinigungsbranche fand er kurzfristige Jobs. Derzeit putzt er in einem großen Unternehmen auf Probe. Zu mehr hat es bisher nicht gereicht. "Wir Flüchtlinge sprechen oft nicht gut genug Deutsch und dann haben wir keine Ausbildung. Da haben es Deutsche leichter", sagt er.
Obwohl er immer wieder Probleme mit dem Aufenthaltsrecht hatte, kämpft der Afrikaner unermüdlich um einen Job. Er hat unzählige Bewerbungen geschrieben. Vor allem hofft er aber seit Jahren auf einen Ausbildungsplatz als Busfahrer oder als Koch.
Als Busfahrer braucht er einen Führerschein. Für den fehlt jedoch das Geld. Besser sieht es derzeit mit einer Ausbildung als Koch aus. In einem gut gehenden Restaurant in der Hamburger Innenstadt hat er einen guten Eindruck hinterlassen. Geschäftsführer Falko Schreiber lobt ihn als sehr sympathischen, gut gekleideten und freundlichen jungen Mann. Sorgen bereiten dem 34-jährigen Jungunternehmer jedoch die Deutschkenntnisse des Afrikaners. "Ich fürchte, dass er die Berufsschule nicht schafft, deshalb zögere ich noch mit dem Vertrag", sagt Schreiber.
Hilfe gesucht
Allieu ist enttäuscht, wieder mal. Er sorgt sich, dass er so kurz vor dem Ziel doch keinen Ausbildungsplatz bekommt. Zu oft hat er schon Absagen erhalten.
Allieu wendet sich an die Beratungsstelle Basis und Woge. Mitarbeiterin Ilka Tietje hilft jungen Flüchtlingen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Sie kann schulische Unterstützung durch studentische Hilfskräfte und vom Arbeitsamt finanziert Nachhilfelehrer anbieten. Sie hofft, dass dieses Angebot Restaurantchef Schreiber überzeugt.
Keine dauerhafte Hilfe
Schätzungsweise 800 jugendliche und junge erwachsene Flüchtlinge suchen allein in Hamburg derzeit einen Job oder einen Ausbildungsplatz. Obwohl es zahlreiche Anlaufstellen für Flüchtlinge gibt, ist die Vermittlung oft schwierig. Es gibt Vorbehalte wegen der Sprache oder wegen eines Kopftuches, um nur zwei Gründe zu nennen, berichtet Tietje.
Ein weiteres Problem ist die zeitliche Befristung der Beratungsstellen. "Wir müssen unser Büro nach zwei Jahren schließen, dann wieder öffnen, das ist für alle Beteiligten schlecht", fasst sie die Grundstimmung zusammen.
Die meisten Projekte dieser Art werden über den Europäischen Sozialfonds finanziert. Eigentlich als Anschub gedacht, sollen sie später von den Städten weitergeführt werden. Doch das ist bisher kaum der Fall. Gerade die Flüchtlinge sind aber auf solche Unterstützung angewiesen. Für rund 65.000 von ihnen ist ein Job die einzige Chance für ein Bleiberecht, über das Ende 2009 entschieden wird.
Autorin: Kathrin Erdmann
Redaktion: Kay-Alexander Scholz