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Ein Drittel der Nahrungsmittel landet auf dem Müll

18. Juni 2015

Der WWF hat vor den Folgen der Lebensmittel-Verschwendung für das Klima gewarnt. Einer neuen Studie der Umweltorganisation zufolge werden in Deutschland 18 Millionen Tonnen Essen pro Jahr weggeworfen.

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Lebensmittel liegen am 13.03.2012 in einer Mülltonne in Frankfurt (Oder) (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

Übrig gebliebenes Brot beim Bäcker oder Reste vom Buffet im Hotel: Das ist beim Lebensmittelabfall in Deutschland nur die Spitze des Müllbergs, wie eine Studie des WWF zeigt: Jedes Jahr landen 18 Millionen Tonnen an Nahrung im Müll, schätzen Experten der Umweltstiftung. "Im Schnitt werfen wir jede Sekunde 313 Kilo genießbare Nahrungsmittel weg", sagte Referentin Tanja Dräger de Teran in Berlin. Die Menge entspreche fast einem Drittel des deutschen Nahrungsmittelverbrauchs.

In der Studie "Das große Wegschmeißen" wurden mehrere vorhandene Untersuchungen zusammengeführt. Beleuchtet wird die Menge der Verluste während der gesamten Kette vom Acker bis hin zum Verbraucher. Während Lebensmittel in ärmeren Ländern bereits bei der Ernte, bei Transport und Lagerung verloren gingen, sei das bei reichen Ländern eher am Ende der Kette der Fall, beobachten die Autoren.

In Lützow in Mecklenburg-Vorpommern wird Wintergerste geerntet (Foto: dpa)
In Lützow in Mecklenburg-Vorpommern wird Wintergerste geerntetBild: picture-alliance/ZB

Umgerechnet auf die landwirtschafliche Nutzfläche werden demnach mehr als 2,6 Millionen Hektar "für die Tonne" bewirtschaftet und außerdem fast 48 Millionen Tonnen Treibhausgase umsonst ausgestoßen. "Derzeit ist es so, als würden wir Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland in einen riesigen Acker umwandeln und die eingefahrene Ernte einfach wegwerfen", erklärte WWF-Vorstand Christoph Heinrich.

"Bewusst einkaufen, kochen und lagern"

Knapp 40 Prozent des Mülls falle in Deutschland in Privathaushalten an, hinzu kämen unter anderem Verluste bei der Produktion sowie in der Gastronomie, sagte Dräger de Teran. Würden Landwirtschaft, Handel und Verbraucher gemeinsam Abfälle vermeiden, ergebe sich ein "signifikanter Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz". Denn etwa Treibhausgasemissionen durch Düngung, Transport und Kühlung fielen für die weggeworfenen Lebensmittel vergeblich an. Der verschwendete "riesige Essensberg" befeuere damit den Klimawandel.

Gerade bei Kleinverbrauchern gelten viele Abfälle laut WWF als vermeidbar, vor allem bei Brot sowie Obst und Gemüse: "Bewusst einkaufen, frisch kochen und richtig lagern - so wirft man weniger weg", empfiehlt Fernsehkoch Christian Rach im Vorwort zur Studie.

Die Naturschutzorganisation forderte einen nationalen Aktionsplan zur Halbierung der Verschwendung. Auch ohne den Einsatz neuer Technologien seien 10 der 18 Millionen Tonnen Lebensmittelverluste bereits heute vermeidbar - etwa durch verbessertes Management entlang der Wertschöpfungskette, nachhaltigere Marketingstrategien und veränderte Konsumgewohnheiten.

Ein Supermarkt-Mitarbeiter sortiert Lebensmittel (Foto: Getty)
Ein Supermarkt-Mitarbeiter sortiert LebensmittelBild: Getty Images/AFP/J-S. Evrard

Aus der Politik kämen bisher lediglich "vollmundige Ankündigungen", es fehle an einer nationalen Strategie mit Zielen und Arbeitsschritten, bemängelte Expertin Dräger de Teran. Die Bundesregierung habe zwar erklärt, die Abfälle bis 2020 um die Hälfte reduzieren zu wollen. Allerdings gebe es zu dem Thema selten valide Daten, was die Überprüfung erschwere. Die WWF-Experten selbst zogen Infos aus mit Deutschland vergleichbaren Nationen heran, wenn für das eigene Land keine Daten verfügbar waren, erläuterte ein Sprecher.

Schon 2011 ging etwa der Film "Taste the waste" den Müllbergen aus Lebensmitteln auf die Spur. Seitdem haben sich einige Initiativen gebildet: Auf Internetplattformen wie "Foodsharing.de" geben Nutzer übrig gebliebene Nahrungsmittel gratis ab. Öffentlich zugängliche Kühlschränke sieht die Freiwilligen-Initiative VoluNation im Kommen: Diese teilte mit, im deutschsprachigen Raum seien mehr als 7500 freiwillige "Essensretter" im Einsatz, die bisher rund 200 Schränke mit nicht mehr verkäuflichen Produkten aus dem Handel füllten.

stu/wl (afp, dpa, kna)