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Colonia Dignidad-Sektenarzt bleibt frei

25. September 2018

Der frühere Arzt der berüchtigten Sekte Colonia Dignidad in Chile, Hartmut Hopp, muss nicht ins Gefängnis. Dies hat das Oberlandesgericht Düsseldorf entschieden. Hopp war in Chile zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

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Das Oberlandesgericht Düsseldorf
Das Oberlandesgericht DüsseldorfBild: Thomas Robbin/imagebroker/IMAGO

Ein chilenisches Gerichtsurteil gegen den in Deutschland lebenden ehemaligen Arzt der Siedlung Colonia Dignidad, Hartmut Hopp, darf hierzulande nicht vollstreckt werden. Das Hopp zur Last gelegte Verhalten reiche nicht aus, um auch nach deutschem Recht eine Strafbarkeit zu begründen, entschied das Oberlandesgericht im nordrhein-westfälischen Düsseldorf (OLG) laut einer Mitteilung. Es sei nicht zulässig, die Strafe hier zu verbüßen. Die Entscheidung sei abschließend, weitere Rechtsmittel gebe es nicht. 

Hopp war 2011 in Chile wegen Beihilfe zu sexuellem Kindesmissbrauch in 16 Fällen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Bevor seine Strafe rechtskräftig wurde, floh er nach Deutschland. Weil er nicht nach Chile ausgeliefert werden darf, hatte die dortige Justiz beantragt, dass er die Strafe in Deutschland verbüßt. 

Hartmut Hopp im Jahr 2000
Hartmut Hopp im Jahr 2000Bild: picture-alliance/dpa/M. Agost

Nach den getroffenen Tatsachenfeststellungen würden Hopp allerdings keine "konkreten dienlichen Handlungen" vorgeworfen, betonte nun das deutsche Gericht. Dass Hopp der Leitung der Siedlung angehörte und an der Gründung eines Internats mitwirkte, reiche nach deutschen Recht nicht, um eine Beihilfetat zu begründen. Dazu hätte der Beschuldigte konkrete Handlungen "mit unmittelbarem Bezug zu dem organisierten Tatgeschehen" begehen müssen. Die Feststellungen des chilenischen Gerichts belegten nicht, dass Hopp Schäfer in irgendeiner Weise Missbrauch ermöglicht oder erleichtert habe.

Undatiertes Foto von Kindern in der "Colonia Dignidad
Undatiertes Foto von Kindern in der "Colonia Dignidad"Bild: picture-alliance /dpa/Villa Baviera

Hopp soll die rechte Hand des deutschen Colonia Dignidad-Gründers Paul Schäfer gewesen sein. In der 1961 gegründeten sektenartigen Siedlung Colonia Dignidad wurden zur Zeit der chilenischen Militärdiktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) Menschen vergewaltigt, gefoltert und getötet. 

Gedenken an die Opfer im Jahr 2015
Gedenken an die Opfer im Jahr 2015Bild: Asocacion por la Memoria y los Derechos Humanos Colonia Dignidad

Die Siedlung war von dem aus Deutschland geflohenen ehemaligen Wehrmachtsgefreiten und Laienprediger Schäfer nahe der Stadt Parral, rund 350 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago, gegründet worden. Schäfers Schläger folterten Oppositionelle und bildeten Folterknechte für den chilenischen Geheimdienst. Schäfer wurde 2006 wegen Kindesmissbrauchs in Chile zu 20 Jahren Haft verurteilt und starb dort 2010 im Gefängnis. 

Nach dem Ende der Militärdiktatur häuften sich die Vorwürfe und Anzeigen gegen die Colonia. Außer um Kindesmissbrauch ging es auch um Steuerhinterziehung, Waffenschmuggel, Freiheitsberaubung und Drogenmissbrauch. 1991 wurde die Siedlung offiziell aufgelöst.
 
stu/hk (afp, dpa)