Effiziente Energie - Dänemark verbindet die Produktion von Strom und Wärme
15. Dezember 2008Stolz zeigt Christian Ottesen auf das Wirrwarr an Rohren, Rädern und Pumpen hinter ihm, das sich über mehrere Stockwerke erstreckt. Seit 1994 arbeitet der 39-jährige Maschinenbauer für die staatlich dänische Energiegesellschaft DONG. Heute ist er Betriebschef des Kraft-Wärme-Werkes Avedöre außerhalb Kopenhagens. Dessen zweiter Block gilt als die energieeffektivste Multibrennstoffanlage der Welt, die mit Öl, Naturgas, Kohle, Holzpellets und Stroh gespeist werden kann.
Doppelte Nutzung – doppelter Nutzen
Zehn Fernwärmepumpen stehen hier in einem Raum – fünf, die das abgekühlte Wasser aus Kopenhagen zurücksaugen, fünf, die das erhitzte Wasser erneut in die Stadt pumpen. „Im Augenblick arbeiten sie alle, was auf einen großen Wärmeverbrauch hindeutet“, erklärt Ottesen.
200 000 Haushalte werden vom Kraftwerk Avedöre mit Fernwärme versorgt, 1,3 Millionen Verbraucher beziehen von hier ihren Strom. Ein gutes Geschäft - auch für den Betreiber. Denn durch die Kopplung der Energie- und Wärmeproduktion wird ein Wirkungsgrad von bis zu 93 Prozent erreicht – mit anderen Worten ist Avedöre fast dreimal so effizient wie die meisten europäischen Kraftwerke, die Strom nur produzieren.
Effektivität hat ihren Preis
Ottesen erklärt, warum bei diesen Vorteilen nicht überall solche Wärmekopplungswerke erbaut werden: „Ein solches Fernwärmenetzes zu etablieren ist sehr teuer. Als dies in den 1980er Jahren beschlossen wurde, waren es Milliarden. Aber Gott sei Dank hatten wir visionäre Politiker, die den langfristigen Vorteil der Kraft-Wärme-Koppelung erkannt und politischen Mut gezeigt haben.“ Selbst heute noch bauen die Dänen die Fernwärmenetze immer weiter aus.
Effektivität wird groß geschrieben im Staate Dänemark, auch weil die Regierung den Import von Brennstoffen minimieren möchte. Alle Städte des Landes werden heute von einem Fernwärmenetz versorgt. Den Kraftwerkbetreibern schreibt der Staat vor, soviel CO2-neutrale Biomasse wie möglich bei der Herstellung von Elektrizität und Wärme zu verwenden. In Avedöre machen Stroh und Holzpellets bereits 20 Prozent der verwendeten Brennstoffe aus.
Unterstützung seitens der Regierung
Doch man solle sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, findet auch Dänemarks Klima- und Energieministerin Connie Hedegaard, die 2009 die UNO-Klimakonferenz in Kopenhagen leiten wird und hier ein Nachfolgeabkommen für das auslaufende Kyotoprotokoll erreichen möchte. Obwohl Dänemark in Sachen Energieeffizienz sowie bei der Integration erneuerbarer Energien viel erreicht habe, müsse man sich neue Ziele setzen.
Derzeit ist die Regierung dabei, eine nachhaltige Steuerreform zu erarbeiten, in dem die Senkung der Lohnsteuer durch erhöhte Energieabgaben finanziert werden soll. Auf diese Weise versucht der Staat, die Bürger zum Energiesparen und besseren Isolierung ihrer Häuser zu lenken.
„In zwanzig Jahren wird man hoffentlich auf unsere Gegenwart zurückblicken und sagen, damals wurden erneuerbare Energien nicht nur ausgebaut wie noch nie zuvor, sondern es wurde ein neuer, ganzheitlicher Ansatz geschaffen“, hofft Connie Hedegaard. Es sei keine Kunst, Windräder zu errichten und mit Biomasse zu heizen. Die Kunst sei es, ein so effizientes Energiesystem, eine so effiziente Infrastruktur wie möglich zu schaffen.
Kleinvieh macht auch Mist
Eine Vision, die der Betriebschef des Avedöre-Kraftwerkes, Christian Ottesen, teilt. Und so sieht er auch in der bestehenden Kraft-Wärme-Produktion weitere Potenziale. Zwar sei der Wirkungsgrad seines Kraftwerkes von 93 Prozent weltweit vorbildlich, „aber man darf nicht vergessen, dass selbst wenn wir diesen Wert noch um ein oder zwei Prozent verbessern: Es geht hier um sehr große Anlagen, die sehr viel Strom und Fernwärme produzieren.“ Selbst eine kleine Effizienzsteigerung.