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Effizient, diskret, verlässlich

Marcel Fürstenau7. September 2008

Die Katze ist aus dem Sack. Die SPD hat einen Kanzlerkandidaten. Bundesaußenminister Steinmeier 2009 bei der Bundestagswahl gegen Kanzlerin Merkel antreten. Ein Porträt.

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Frank-Walter Steinmeier. (AP Photo/Miguel Villagran, File)
Er war engster Vertrauter von Ex-Kanzler Gerhard SchröderBild: AP

Als Frank-Walter Steinmeier im November 2005 Außenminister im Kabinett Angela Merkels wird, können die wenigsten Deutschen mit seinem Namen etwas anfangen. Inzwischen gehört der 1956 im ostwestfälischen Detmold geborene Sozialdemokrat beständig zu den beliebtesten Politikern. Die Wähler trauen ihm das zu, was sein Freund und Förderer, Ex-Kanzler Gerhard Schröder, schon vor Jahren über ihn sagte: dass er auf Anhieb den Job des Regierungschefs erfolgreich ausfüllen könne. Nun ist er anstelle des SPD-Vorsitzenden Kurt Beck Kanzler-Kandidat. Eine Rolle, um die sich Steinmeier – zumindest öffentlich – nicht gerissen hat.

Steinmeier tritt 1975 in die SPD ein und entstammt, wenn man so will, dem typischen sozialdemokratischen Milieu: Mutter Fabrik-Arbeiterin, Vater Tischler. Sohn Frank-Walter will ursprünglich Architekt werden. Doch dann studiert er Rechts- und Politikwissenschaften und arbeitet ein paar Jahre als Wissenschaftler an der Universität Gießen.

Vertrauter Gerhard Schröders

(AP Photo/Michael Sohn)
Vom politischen Niemand zum KanzlerkandidatenBild: AP

Anfang der 90er Jahre dann der Wechsel in die Politik. Schnell geht es bergauf: Referent in der niedersächsischen Staatskanzlei, Leiter des persönlichen Büros des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder, der Steinmeier 1996 zum Staatssekretär befördert. Zwei Jahre später wechseln beide von Hannover nach Berlin, Schröder als Kanzler der ersten rot-grünen Bundesregierung, Steinmeier als beamteter Staatssekretär und Beauftragter für die Geheimdienste. 1999 der nächste Karriere-Sprung: Chef des Kanzleramtes.

Effizient, solide, diskret, verlässlich – Steinmeier erfreut sich größter Wertschätzung. Schröder sagt in einem Interview über seinen wichtigsten Mitarbeiter: außer seiner Frau vertraue er nur zwei Menschen uneingeschränkt: seiner Büroleiterin und "dem Frank". Der wird nach Schröders Wahl-Niederlage 2005 Außenminister in der schwarz-roten Koalition unter der Christdemokratin Angela Merkel.

Steinmeiers Manager- und Vermittlungsfähigkeiten sind schnell gefragt, beispielsweise während der lang anhaltenden Krise im europäischen Einigungs-Prozess nach den negativen Volksabstimmungen in Frankreich und den Niederlanden.

Verbreitet Vertrauen in Politik

Bei Steinmeier haben die Menschen das Gefühl, dass er sie und ihre Sorgen ernst nimmt. Er gehört zu dem eher selten anzutreffenden Politiker-Typ, der frei ist von Eitelkeiten und Geltungs-Bedürfnis. So tritt der verheirate Vater einer Tochter auch auf dem internationalen Parkett in Erscheinung: einfühlsam, verständnisvoll, entscheidungsfreudig. Einer, der sich nicht hinter Floskeln versteckt. Selbst wenn es um das militärische Engagement Deutschlands in Afghanistan geht.

Politisch in Bedrängnis gerät der Außenminister, als es um seine Rolle im Anti-Terror-Kampf geht. Die Opposition wirft ihm vor, sich in seiner Eigenschaft als Geheimdienst-Koordinator zu wenig um das Schicksal deutscher Staatsbürger gekümmert zu haben, die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 vom US-Geheimdienst CIA verschleppt worden waren. Mehrmals muss Steinmeier vor einem parlamentarischen Untersuchungs-Ausschuss als Zeuge aussagen.

In der Öffentlichkeit hat Steinmeiers Image trotz der Geheimdienst-Affäre keinen Schaden genommen. Im Gegenteil: man schätzt seine verlässliche Art, auch im Umgang mit dem konservativen Koalitionspartner CDU/CSU. Sein Arbeitsverhältnis zu Angela Merkel bezeichnet Vize-Kanzler Steinmeier als gut.

In seiner eigenen Partei, der SPD, wird er eher geachtet als geliebt. Das hat vor allem mit den umstrittenen Sozial- und Arbeitsmarktreformen der Ära Schröder zu tun, der so genannten Agenda 2010, die Steinmeier gegen alle Kritik des linken Partei-Flügels verteidigt. Aus dieser Ecke stammen wohl auch jene Genossen, die Steinmeier im Oktober 2007 auf dem Hamburger Parteitag bei der Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden die Stimme verweigern. Lediglich 85,5 Prozent sind für ihn. Partei-Chef Kurt Beck kommt auf 95,5 Prozent. Der SPD-Kanzler-Kandidat heißt trotzdem Frank-Walter Steinmeier.