1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Bild"-Zeitung attackiert erneut BKA

Marcel Fürstenau24. Februar 2014

Das Boulevardblatt erweckt den Eindruck, dass Bundeskriminalamt könnte die Kinderpornografie-Ermittlungen gegen den SPD-Politiker Sebastian Edathy verschleppt haben. Der Beschuldigte kündigt eine Erklärung an.

https://p.dw.com/p/1BENI
Sebastian Edathy (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Für die "Bild"-Zeitung ist die Affäre um den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy ein "Krimi", in dem das Bundeskriminalamt (BKA) eine Hauptrolle spielt. In ihrer Montagsausgabe fragt Europas größte Boulevardzeitung auf Seite zwei: "Hat das BKA zwei Jahre weggesehen?" Daneben ist ein Foto des SPD-Politikers Sebastian Edathy (siehe Artikelbild) zu sehen. Sein Name steht auf einer Liste einer kanadischen Firma, die kinderpornografisches Material vertreibt. Diese Information soll das BKA im Oktober 2011 erhalten haben. "Angeblich nahm sich das BKA aber erst im Oktober 2012 die Liste vor, kümmerte sich zunächst um 500 schwere Fälle", schreibt die "Bild". Schon der erste Satz des Textes ist spekulativ: "Ein böser Verdacht wabert durchs Berliner Regierungsviertel."

Das Mutmaßen geht dann weiter. "Viele" in Berlin glaubten, dass BKA habe "viel früher" Bescheid gewusst. Wer damit gemeint ist, bleibt offen. Zwei "mögliche, unterschiedliche Motive" kommen laut "Bild" infrage: Das BKA habe einen Skandal vermeiden wollen, nachdem Edathy Anfang 2012 den Vorsitz des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur mutmaßlichen Mordserie des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) übernommen hatte. Das Gremium befasste sich bis zum Sommer 2013 mit dem Versagen der Sicherheitsbehörden. Auch das BKA stand heftig in der Kritik. Daraus schlussfolgert "Bild", eine Enttarnung Edathys als mutmaßlicher Konsument von Kinderpornografie hätte zu diesem Zeitpunkt "weltweit für Schlagzeilen gesorgt". Die zweite "Bild"-Variante klingt als Vorwurf noch viel brisanter: Das BKA habe seine Informationen über Edathy zurückgehalten, um bei Bedarf etwas gegen ihn in der Hand zu haben, sollten seine Vorwürfe in der NSU-Affäre für das Amt zu gefährlich werden.

Spekulativer Text ohne Quellen-Nachweise

Aus welchen Quellen sich die "Bild"-Geschichte speist, darüber steht nichts in dem mehrspaltigen Artikel. Die Zeitung fragt ihre Leser vielsagend: "Alles Spekulation?" Davon ist Andy Neumann überzeugt. Er ist Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter im BKA. Offenbar werde versucht, das BKA als neuen Sündenbock hinzustellen, "um von der mangelnden Bereitschaft im politischen Raum abzulenken, Konsequenzen aus der Edathy-Affäre zu ziehen". Neumann ist davon überzeugt, dass dieses "Ablenkungsmanöver" nicht greifen werde, heißt es in seiner Pressemitteilung.

Einen anderen Bericht der "Bild"-Zeitung hat das BKA schon am 13. Februar zurückgewiesen. Darin wurde BKA-Chef Jörg Ziercke bezichtigt, er habe den damaligen Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Klaus-Dieter Fritsche, über einen "begründeten Anfangsverdacht" gegen Edathy wegen des Besitzes von kinderpornografischen Schriften informiert. "Diese Darstellung ist falsch. Von einem begründeten Anfangsverdacht gegen Herrn Edathy ist nie die Rede gewesen", dementierte das BKA die "Bild"-Behauptung. Die Hauptperson in der Affäre, Sebastian Edathy, hat für den heutigen Montag via "Facebook" übrigens eine Erklärung angekündigt…