ECOWAS fordert mehr Hilfe für Mali
20. Januar 2013Zum Abschluss ihres Gipfels erklärten die Staats- und Regierungschefs der ECOWAS-Länder in Abidjan in der Elfenbeinküste, man brauche möglichst schnell finanzielle wie logistische Unterstützung für die geplante Stationierung von Truppen in Mali. Die Staatengruppe rief allerdings auch ihre Mitgliedsländer auf, die zugesagten Truppenkontingente "ohne weitere Verzögerungen" bereitzustellen.
Die ECOWAS will Malis Armee dabei unterstützen, den von Islamisten kontrollierten Norden des Landes zurückzuerobern. Die ersten 2000 Soldaten der Internationalen Unterstützungsmission für Mali (MISMA) sollen bis zum 26. Januar in der malischen Hauptstadt Bamako eintreffen. Bis Samstag waren aber erst rund hundert Soldaten aus Nigeria und Togo vor Ort. Jeweils 500 Soldaten wollen auch Burkina Faso, Niger und Togo nach Mali schicken. Zusätzlich will der nicht zur ECOWAS-Gruppe gehörende Tschad 2000 Mann einbringen. Langfristig soll die Mission 5800 Soldaten umfassen.
Frankreich will Führungsrolle abgeben
Frankreich hatte vor gut einer Woche in den Mali-Konflikt eingegriffen. Eine Kooperation der MISMA mit der französischen Eingreiftruppe ist bisher nicht geplant. Diese hat im Rahmen der "Operation Serval" bereits 2000 Soldaten in Mali stationiert. Frankreich will das Kontingent auf 2500 Soldaten aufstocken. Außenminister Laurent Fabius machte deutlich, die Leitung des internationalen Militäreinsatzes möglichst bald in afrikanische Hände legen zu wollen. "Unsere afrikanischen Freunde müssen die Führung übernehmen", forderte er in Abidjan.
Die Franzosen und die MISMA sollen logistische Unterstützung aus den USA, Deutschland, Großbritannien, Dänemark und Belgien erhalten. Die beiden Transall-Maschinen der deutschen Luftwaffe landeten am Samstagabend in Bamako. Sie hatten Sanitätsmaterial aus Frankreich dabei. Sie sollen an diesem Sonntag in die senegalesische Hauptstadt Dakar weiterfliegen.
Der ECOWAS-Vorsitzende, der ivorische Präsident Alassane Ouattara, hatte schon zum Auftakt des Gipfels "ein umfassenderes Engagement der Großmächte" gefordert. In den USA und Großbritannien winkte man umgehend ab. In London sagte Verteidigungsminister Philip Hammond, Großbritannien werde keine Truppen nach Mali schicken. Sein US-Kollege Leon Panetta äußerte sich im gleichen Sinne.
Ouattara will auch deutsche Truppen
Inzwischen legte Ouattara nach. Dem Magazin "Der Spiegel" sagte er: "Deutschland muss sich mehr engagieren. Ich meine, auch mit Truppen." Befürchtungen, Mali könne zu einem zweiten Afghanistan werden, trat er entgegen. "Ich sehe keine Parallelen", sagte Ouattara. Der radikale Islam habe in Mali keinen Rückhalt in der Bevölkerung.
Deutschland sagt Mali Hilfe zu
Außenminister Guido Westerwelle sagte in Berlin weitere Unterstützung für Mali zu. Deutschland werde Westafrika logistisch beim Transport von Truppen nach Mali helfen und sich auch an der EU-Ausbildungsmission beteiligen. Außerdem werde die Bundesregierung den ECOWAS-Staaten, die bei dem Einsatz mitwirken, bei der Geberkonferenz Ende Januar finanzielle Zusagen machen. Zudem sei humanitäre Hilfe für Opfer und Flüchtlinge notwendig, so Westerwelle. Er betonte außerdem, dass die Bundesregierung in "ständigem und engem Kontakt" mit ihren Partnern in der EU und in Afrika stehe. Am Wochenende war es zu Kritik an Deutschlands Engagement von Politikern gekommen. Die Entsendung zweier Transportflugzeuge sei unzureichend.
Französische und malische Armee auf dem Vormarsch nach Norden
Die von Islamisten eingenommene Stadt Diabaly im Norden ist nach französischen Angaben noch nicht komplett unter Kontrolle der Regierungstruppen. Die malische Armee nähere sich mit Unterstützung französischer Bodentruppen der Stadt, sagte Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian dem Fernsehsender "France 5". Die französische Luftwaffe habe genau definierte Ziele angegriffen und getroffen. Die Entwicklung der Lage sei positiv. Islamisten hatten die Stadt, die 400 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bamako liegt, vor knapp einer Woche eingenommen. Bereits am Donnerstag hatten die malischen Streitkräfte von den Islamisten die Stadt Konna zurückerobert.
kle/as/qu (afp, dapd, rtr, dpa)