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Ebola-Risiko für Deutschland nicht gestiegen

1. Oktober 2014

Erstmals ist ein Patient außerhalb von Afrika mit dem Ebola-Erreger diagnostiziert worden. Das sei aber kein Grund zur Panik, finden Experten - weder in den USA noch in Deutschland.

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Symbolbild - Flughafen USA
Bild: Getty Images/S. Olson

In den USA geben Experten Entwarnung nach dem ersten bekanntgewordenen Ebola-Fall. Die Gesundheitsbehörden in Texas teilten über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, es gebe keine Verdachtsfälle im dem US-Bundesstaat. Ein Flugreisender aus Liberia hatte sich an der in westafrikanischen Staaten grassierende Seuche angesteckt. Der Mann hatte nach Behördenangaben sechs Tage nach seiner Landung am 20. September einen Arzt aufgesucht und wurde zwei Tage danach auf eine Isolierstation gebracht. Die Behörden hatten daraufhin eine Suchaktion nach allen Kontaktpersonen des Mannes gestartet.

"Ich habe keinen Zweifel, dass wir diesen Ebola-Fall kontrollieren werden, sodass die Krankheit sich in diesem Land nicht weiter verbreiten wird", hatte der Leiter der US-Gesundheitsbehörde, Thomas Frieden, zuvor bereits erklärt. "Wir werden das stoppen."

"Wir sind auf alles vorbereitet"

Das Ansteckungsrisiko für Deutschland sei durch den Fall in den USA nicht größer geworden, erklärte Lars Schaade, Vize-Präsident: "Wir schätzen es weiter gering ein", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Allerdings ist es auch nicht ganz auszuschließen. Aber wir sind auf alles vorbereitet." Auch der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) halten die Gefahr einer Ansteckung für "sehr gering". Jedenfalls solange der oder die Infizierte sich noch in der Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen befindet. Dann besteht nach bisherigen Erkenntnissen keine Ansteckungsgefahr.

Unterdessen kritisierte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung für die betroffenen afrikanischen Länder als zu wenig und zu langsam. Die Regierung habe seit Juni Warnungen der Organisation ignoriert, sagte deren Vorsitzender Tankred Stöbe im Sender n-tv. "Wenn wir sagen, dass eine Epidemie außer Kontrolle ist: Das sagen wir wirklich nur, wenn wir ganz handfeste Daten vor Ort haben." Es würden mehr Personal und mehr medizinische Hilfsgüter in Westafrika gebraucht. Andere Krankheiten wären deutlich komplexer zu behandeln als Ebola. "Das ist eigentlich einfache Medizin - sie muss nur angewendet werden in den Ländern vor Ort", sagte Stöbe weiter.

Symbolbild - Ebola
Laut Ärzte ohne Grenzen werden in Westafrika mehr Personal und Hilfsgüter benötigt.Bild: picture-alliance/AP/S. Alamba

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach räumte in derselben Sendung ein, die Bundesregierung habe die Epidemie lange unterschätzt. Sie habe sich auf die Angaben der Weltgesundheitsorganisation verlassen, die noch Anfang August gesagt habe, Ebola sei unter Kontrolle.

Bundesregierung ernennt Ebola-Beauftragten

Die Bundesregierung hat den derzeitigen deutschen Botschafter in Venezuela, Walter Lindner, zum Ebola-Beauftragten ernannt. Er soll die Bemühungen Deutschlands im Kampf gegen die Epidemie in Westafrika koordinieren, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert. Lindner werde dafür sorgen, dass die deutsche Hilfe, egal ob wissenschaftlicher, medizinischer und humanitärer Art "in den Ländern maximale Wirkung entfalten kann". Zuvor war Lindnder Afrika-Beauftragter des Auswärtigen Amts und davor Leiter des Krisenreaktionszentrums des Ministeriums.

Wegen des Gesundheitsrisikos in den Ebola-Gebieten hält das Bundesinnenministerium die Aussetzung von Abschiebungen nach Westafrika für angemessen. Der Vollzug des Aufenthaltsrechts, also sowohl Abschiebungen als auch die Verhängung eines generellen Abschiebungsstopps, sei jedoch Sache der Bundesländer, sagte ein Ministeriumssprecher. Einige Länder, darunter Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Hamburg, haben ihre Abschiebungen nach Liberia, Sierra Leone, Guinea, Nigeria und den Senegal bereits ausgesetzt.

ab/wl (afp, dpa, epd)