Dürre: Deutschlands Flüsse verdursten
Wochenlange Trockenheit hat die Pegel von Rhein, Oder, Spree und anderer Flüsse stark absinken lassen. Zum Teil können keine Schiffe mehr fahren. Bei Niedrigwasser kommt aber auch so manches Überraschende zum Vorschein.
Eine Frage des Tiefgangs
Ein Frachtschiff ragt hoch aus dem Wasser. Ist es vollbeladen, wäre der gesamte schwarze Rumpf unter Wasser - mit entsprechendem Tiefgang. Das geht zur Zeit auf vielen deutschen Flüssen nicht. Die Schiffe können nur wenig beladen werden. Wird eine bestimmte Menge unterschritten, lohnt sich der Transport per Schiff nicht mehr.
Wasserstraße und Kühlung
Der Rhein hat für die Schiffahrt überragende Bedeutung. Er gehört zu den meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. Er ist aber auch für die Kühlung von Kraftwerken und Industrie wichtig. Sinkt der Wasserstand zu sehr, fällt der Fluss irgendwann für beides aus. Dann können nur noch kleine Schiffe fahren, und Kraftwerke müssen stillgelegt werden.
Wichtige Binnenschiffahrt
Ob Container oder Massengüter, Binnenschiffe übernehmen bei bestimmten Gütern einen Gutteil des Transports, zum Teil bis zu 30 Prozent. Bei Kohle, Rohöl, Erdgas oder chemischen Erzeugnissen sind Binnenschiffe wegen der großen Mengen pro Schiff sehr wirtschaftlich. Ist der Wasserstand zu niedrig und die Schiffe können nur teilweise beladen werden, sinkt die Rentabilität.
Neuralgischer Punkt Kaub
Die Burg Pfalzgrafenstein bei Kaub ist ein beliebtes Fotomotiv am Mittelrhein. Hier im Juni führte der Rhein noch deutlich mehr Wasser. Jetzt ragen zahlreiche Flussinselchen aus dem Wasser. Kaub ist der kritischste Punkt auf mehreren hundert Kilometern Fluss, weil er hier besonders flach ist. Bei einer Fahrrinnentiefe von weniger als 1,5 Metern wird's gefährlich.
Gekappte Fährverbindungen
Manche Fährverbindungen können jetzt nicht mehr betrieben werden, weil die Fähren nicht mehr zu den Landestellen kommen, hier in Mannheim am Oberrhein. Das hat Folgen für Pendler, die mitunter lange Umwege inkauf nehmen müssen, denn nicht überall gibt es Brücken.
Badefreuden am Dom
Die wochenlange Hitze hat für manche Menschen auch positive Seiten: Das Wasser des Rheins im Moment ist recht warm. Vor der Kulisse des Kölner Doms wirkt der Rhein hier fast wie ein großes Freibad. Vor dem Schwimmen wird allerdings dringend gewarnt: Die Strömung des Flusses ist sehr gefährlich. Also höchstens in paar Schritte hineinwaten.
Keine Frachter mehr auf der Elbe
Auf der oberen Elbe können Frachtschiffe schon seit Wochen nicht mehr fahren. Schiffe sitzen in den Häfen fest. Personenschiffe haben viel weniger Tiefgang. Daher ist die Personenschiffahrt vielfach noch möglich wie hier in Dresden.
Erst Flut, dann Rinnsal
Vor gut einem Jahr schwoll die Ahr in Rheinland-Pfalz zu einem wilden Strom an. Über hundert Menschen kamen allein an diesem Fluss ums Leben, hunderte Häuser wurden zerstört. Hier in Bad Neuenahr ist die Ahr jetzt zu einem Rinnsal geschrumpft.
Nur noch eine Schotterpiste
Das Bett des Flüsschens Dreisam bei Freiburg in Baden-Württemberg sieht aus wie eine grob geschotterte Straße. Durch die lange Trockenheit ist die Dreisam fast vollkommen versiegt. Mit einem Geländewagen könnte man das Flussbett wohl ganz gut als Straße benutzen.
Da kommt einiges zum Vorschein
Dieses alte Fahrrad hat wohl jemand klammheimlich entsorgen wollen. Das hat keiner gemerkt, solange genug Wasser im Fluss war. Jetzt kommt es zum Vorschein. Ob die Behörden die Gunst der Stunde nutzen, um solchen Müll zu beseitigen?
Spuren eines tragischen Unfalls
Am Niederrhein kurz hinter der niederländischen Grenze ist jetzt ein Wrack mit tragischer Geschichte sichtbar. Die "Elisabeth" war ein hölzernes besegeltes Binnenschiff, das im März 1895 mit Dynamit beladen wurde. Aus unbekannten Gründen explodierte die gefährliche Fracht und tötete mehr als ein Dutzend Menschen.
Gefährliche Entdeckung
Immer noch gefährlich sind dagegen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Aus dem Flussbett des ausgetrockneten Po in Norditalien wurde diese Fliegerbombe geborgen und kontrolliert gesprengt. Solche Bomben kommen auch in Deutschland immer wieder zum Vorschein. Oft müssen dann ganze Stadtviertel evakuiert werden. Aus Flüssen ist während der jüngsten Trockenheit kein Fall aus Deutschland bekannt.
Nein, nicht der Suezkanal!
Am Rhein, wie hier bei Köln, hat es inzwischen wieder etwas geregnet. Aber es müsste in weiten Gegenden und ausgiebig regnen, bis sein Pegel wieder deutlich steigt. Der Wetterbericht sagt erst zur Wochenmitte stärkere Niederschläge voraus, zuerst für den Westen, dann auch für den Osten Deutschlands.
Zu Beginn der Woche hat es an manchen Orten im Westen Deutschlands ein wenig geregnet. Bisher war das buchstäblich der Tropfen auf den heißen Stein. Viel zu wenig jedenfalls für die Flüsse, vor allem für den Rhein, die wichtigste Binnenwasserstraße Deutschlands, die den gesamten Westen Deutschlands durchfließt.