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Dämme sollen Wasser bringen und keine Probleme

Alexander Budde 19. September 2005

Staudammprojekte sind fast immer umstritten. Mal verschwindet das Geld dafür in dunklen Kanälen, mal werden zahllose Menschen sinnlos umgesiedelt. Oder traditionelle Methoden zum Wasser sammeln gehen verloren.

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Der Katse-Staudamm in LesothoBild: dpa - Bildfunk

Einer Milliarde Menschen fehlt der Zugang zu reinem Trinkwasser. Bis zum Jahr 2015 hat sich die Staatengemeinschaft vorgenommen, die dringendsten Probleme bei der Verteilung der knappen Ressource zu lösen. Als der Glaube an die Allmacht der Technik noch ungebrochen war, setzten Ingenieure und Politiker auf gewaltige Staudämme und Turbinen. Strom und Wasser, Wachstum und Wohlstand für alle sollten die teuren Großbauten bringen. Doch nicht alle Erwartungen haben sich erfüllt. Von Menschen geschaffene Stauseen verschlingen Wälder, Häuser und fruchtbares Ackerland. Ganze Dörfer gingen in den Fluten unter. Weltweit sind 40 bis 80 Millionen Menschen vertrieben und umgesiedelt worden.

Beispiel Lesotho

So begannen Mitte der 1990er Jahre in den Bergen die Arbeiten am wohl ehrgeizigsten Staudammprojekt des afrikanischen Kontinents. Das kleine Königreich Lesotho im Süden Afrikas ist ein armes Land, doch Wasser gibt es in der kurzen Regenzeit im Überfluss. Die Kosten von über zwei Milliarden US-Dollar für die ersten beiden Staustufen teilt sich der Zwergstaat mit seinem großen Nachbarn Südafrika.

Profitieren soll vor allem die arme Landbevölkerung, sagt die südafrikanische Wasserministerin Buyelwa Patience Sonjica: "Ohne Wasser kein Leben, keine Besiedlung, keine Landwirtschaft! Wir müssen sicherstellen, dass es Wasser für alle Bürger gibt. Und das geht nur, wenn wir das kostbare Gut speichern können. "

Korruption, Raffgier, Vetternwirtschaft

Doch kein Streitpunkt bringt Politiker, Ingenieure und Umweltschützer so zuverlässig auf die Palme, wie die Debatte um den Sinn oder Unsinn der großen Staudämme. Das Lesotho-Projekt ist ein trauriges Beispiel für Korruption, Raffgier und Vetternwirtschaft. Mehr als eine Million Dollar Schmiergelder ließ sich der Projektleiter auf ein Schweizer Konto überweisen. Im Gegenzug wurden überteuerte Aufträge erteilt.

Erstaunlich daran sei nur, dass die Justiz des kleinen Königreichs ernsthaft um die Aufklärung der Vorgänge bemüht sei, meint Anthony Turton, Forscher am Wasser-Institut der Universität Pretoria. "Eine Reihe von Verfahren wurde eingeleitet und die Untersuchungen sind noch nicht zu Ende. Die Ankläger haben nicht nur den bestechlichen Beamten sondern auch die Geldgeber vor den Kadi gebracht. Und das ist schon bemerkenswert. Weil die internationalen Bau- und Ingenieursfirmen durchaus über die nötigen Mittel verfügen, in ihrem Sinne auf die Regierungen armer Länder einzuwirken."

Übertriebene Vorteile in der Planungsphase

Der Holländer Ger Bergkamp arbeitet für die World Conservation Union (IUCN). Die Umweltorganisation brachte Vertreter von Weltbank, Staudammbauern und Protestbewegungen zusammen, um gemeinsam über die Erfahrungen mit großen Wasserbau-Projekten zu beraten. Der im Jahr 2000 vorgelegte Abschlussbericht dieser "Weltkommission für Staudämme" kommt zu einer ernüchternden Bilanz: Die Vorteile würden in der Planungsphase gern übertrieben dargestellt und von gerechter Verteilung könne im Nachhinein meist keine Rede sein. "Dabei gibt es durchaus Projekte, wo die vom Bau betroffene Bevölkerung tatsächlich auch von solchen Investitionen profitiert" sagt Bergkamp.

Alternativen zum Staudamm ernsthaft überdenken

Die Experten empfehlen in dem Bericht, die sozialen und ökologischen Kosten im Dialog mit den Betroffenen realistisch einzuschätzen und denkbare Alternativen zum Dammbau mit mehr Wohlwollen als bislang in Betracht zu ziehen.

Beispiel Indien

Beispiel Indien: Das Riesenland ist der drittgrößte Dammbauer der Welt. Dennoch haben geschätzte 250 Millionen Menschen in Indien keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 350 Millionen leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Regierung gebe viel Geld aus für fragwürdige Großprojekte, klagt die Direktorin des Zentrums für Wissenschaft und Umwelt in Delhi, Nurita Sarain. Stattdessen gerate das alte und bewährte Wissen in Vergessenheit. Etwa wie man das Regenwasser des Monsun sammelt und das ganze Jahr über speichert und sauber hält.

"So haben es die Leute in den Dörfern zu allen Zeiten gemacht. Die Regierungen und die Ingenieure aber wollten davon nichts wissen. Die haben an den Menschen vorbeigeplant. Wir streiten für eine Rückbesinnung auf die alten Traditionen im Umgang mit dem Wasser. Und wir wollen die Leute ermutigen, sich selbst für ihre Bedürfnisse einzusetzen", sagt Sarain.