DW Freedom of Speech Award 2019 für Anabel Hernández
19. Februar 2019„Voller Dankbarkeit und Hoffnung nehme ich diese Auszeichnung an – stellvertretend für alle mutigen Journalisten, die jeden Tag ihre Arbeit machen“, äußerte sich Hernández.
„Anabel Hernández ist bei ihren Recherchen immer ganz nah an den Geschichten. Korrupten Machenschaften bleibt sie jahrelang auf der Spur und sammelt juristische Beweise. Ihr Kampf gegen Vertuschung und Straffreiheit ist ein beeindruckendes Beispiel für couragierten Investigativjournalismus“, sagte DW-Intendant Peter Limbourg bei der Bekanntgabe der Preisträgerin am Dienstag, 19. Februar, in Mexiko-Stadt. Sie ist die erste Frau unter den bisher fünf Ausgezeichneten.
Letzter Ausweg Umzug
In den 1990er-Jahren arbeitete Hernández für die mexikanischen Zeitungen Reforma, Milenio und El Universal. Nach der Entführung und Ermordung ihres Vaters Ende 2000 in Mexiko-Stadt richtete sie ihren journalistischen Fokus auf von staatlicher Seite geduldete Gesetzesbrüche und Justizskandale.
Internationale Bekanntheit erlangte Hernández 2010 mit dem Bestseller „Los Señores del Narco“ (englische Fassung: „Narcoland“), der enge Kontakte zwischen den mexikanischen Drogenkartellen, der Politik und den Sicherheitsorganen aufdeckte. Nach massiven Angriffen auf ihr persönliches Umfeld entschied sich die heute 47-Jährige vor vier Jahren für einen Umzug ins Ausland. Zunächst als Dozentin an der Universität in Berkeley/USA und inzwischen als Autorin in Europa fühlt sie sich halbwegs sicher. Gelegentliche Reisen nach Mexiko bleiben Hernández zufolge riskant.
Im Herbst 2018 erschien – zwei Jahre nach der spanischen Originalfassung – die englische Übersetzung ihres Buches „La verdadera noche de Iguala: La historia que el gobierno quiso ocultar“ (englische Fassung: „A massacre in Mexico: The true story behind the missing forty-three students“) über die nicht aufgeklärten Morde an 43 Studenten im Bundesstaat Guerrero im Jahr 2014. Hernández sagte, sie wolle den Opfern und ihren Familien eine Stimme geben.
„In vielen Ländern ist Investigativjournalismus lebensgefährlich, vor allem, wenn er Kritik an Regierungen, mächtigen Personen oder Unternehmen übt. Manchmal bleibt den Journalisten keine andere Wahl, als ihr Land zu verlassen, um sich und ihre Angehörigen zu schützen“, so DW-Intendant Limbourg. „Selbst wenn sie bleiben können, droht ihnen der finanzielle Ruin. Sie sind zwar gefragte Interviewpartner, finden aber oftmals keine Medien, die ihre Arbeit gegen Honorar veröffentlichen. Aus dieser Isolation heraus sind viele Journalisten gezwungen aufzugeben. So bleiben Wahrheit und Gerechtigkeit auf der Strecke.“
DW Freedom of Speech Award
1953 wurde die Deutsche Welle gegründet, um Menschen weltweit Zugang zu Nachrichten und Informationen in zahlreichen Sprachen zu verschaffen, den Dialog der Kulturen zu fördern und demokratische Werte zu vermitteln. Diese Werte unterstreicht die DW seit 2015 mit der jährlichen Verleihung des Freedom of Speech Award. Erster Preisträger war der weiterhin inhaftierte saudische Blogger Raif Badawi. 2016 erhielt Sedat Ergin, ehemaliger Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Hürriyet, die Auszeichnung. Im Jahr darauf ging der Preis an die US-amerikanische White House Correspondents’ Association, 2018 an den iranischen Politikwissenschaftler Sadegh Zibakalam.
DW Global Media Forum
Die Verleihung des Freedom of Speech Award ist der Höhepunkt des jährlichen Global Media Forum, der internationalen Medienkonferenz der Deutschen Welle. Am 27. und 28. Mai 2019 werden rund 2.000 Gäste aus mehr als 100 Ländern im World Conference Center Bonn (WCCB) über aktuelle Entwicklungen in Medien und Politik diskutieren. Bei der Preisverleihung am Montag, 27. Mai, ab 18 Uhr wird der britische Autor Misha Glenny die Laudatio halten.